Warum Frauen ein anderes Training brauchen
Frauen sind zyklische Wesen – biologisch, hormonell, emotional. Das ist kein Klischee, sondern eine neurophysiologische Tatsache. Und trotzdem orientieren sich viele Trainingskonzepte bis heute an linearen, leistungsorientierten Prinzipien, die ursprünglich für männliche Körper, Hormonverläufe und Reaktionsmuster entwickelt wurden.
Neurotraining für Frauen – Warum Frauen ein anderes Training brauchen
Was heißt das in der Praxis?
Zyklus, Hormone & Nervensystem
Der weibliche Hormonhaushalt verändert sich im Laufe des Monats auf natürliche Weise. In der ersten Zyklushälfte (Follikelphase) sind viele Frauen energetischer, belastbarer und leistungsfähiger. In dieser Phase fällt auch intensives Training – etwa mit hoher Belastung oder kognitiv anspruchsvollen Koordinationsübungen – meist leichter.
In der zweiten Zyklushälfte (Lutealphase) jedoch, vor allem kurz vor der Menstruation, verändert sich nicht nur das Energieniveau, sondern auch das Erregungsniveau des Nervensystems:
- Der Cortisolspiegel kann schneller ansteigen.
- Das Schmerzempfinden kann erhöht sein.
- Die Reizverarbeitung verändert sich: Geräusche, Berührungen oder Anforderungen wirken intensiver.
- Bewegungen fühlen sich weniger geschmeidig oder schwerer kontrollierbar an.
Viele Frauen erleben in dieser Zeit innere Unruhe oder das Gefühl, „nicht ganz sie selbst“ zu sein. Das ist kein mentales Problem – sondern ein neurohormonelles Zusammenspiel.
Wenn Trainingspläne das Ignorieren und zu jeder Zeit dasselbe Leistungspensum abverlangen, gerät das Nervensystem in chronischen Alarmzustand – vor allem dann, wenn Stress, Schlafmangel oder emotionale Belastung dazukommen.
Auswirkungen auf den Körper
Ein Körper, der sich im Alarmzustand befindet, reagiert mit:
- erhöhter Muskelspannung (v. a. im Becken, Nacken, Kiefer)
- verminderter Bewegungsökonomie (Bewegungen kosten mehr Kraft)
- eingeschränkter Koordination
- verlangsamter Regeneration
Das bedeutet: Selbst wenn du viel trainierst, fühlt sich dein Fortschritt zäh an – weil dein System blockiert ist.
Was braucht ein weiblich orientiertes Training?
Frauen brauchen kein „leichteres“ Training – aber sie brauchen ein intelligenteres, das mit dem Nervensystem arbeitet, nicht gegen es.
Ein nervensystemfreundliches Training für Frauen sollte:
- zyklusadaptiv sein: an Hoch- und Niedrigphasen angepasst
- multisensorisch sein: nicht nur Muskeln, sondern auch Augen, Gleichgewicht und Atmung einbeziehen
- regulationsfähig sein: nicht nur Leistung steigern, sondern Spannung abbauen und Sicherheit aufbauen
- Raum für Selbstwahrnehmung lassen: Wann fühle ich mich klar? Wann brauche ich Pause?
Beispiel aus dem Alltag:
In einer stressigen Woche mit wenig Schlaf und viel mentaler Belastung fühlt sich das gewohnte Krafttraining plötzlich schwer und anstrengend an. Statt dich dafür zu verurteilen, könntest du die Einheit ersetzen durch:
- 5 Minuten neurozentrierte Atemübung
- 3 Gleichgewichtsübungen im Einbeinstand
- 2 Minuten visuelle Stimulation mit Fokusdrills→ Das stärkt dein Nervensystem, ohne es zu überfordern. Und du fühlst dich danach klarer, stabiler, mehr bei dir – ganz ohne dich „gequält“ zu haben.
Kurz zusammengefasst:
Weibliches Training braucht Wahrnehmung, Flexibilität und Kontextbewusstsein. Dein Körper ist kein Motor, der immer gleich funktioniert – sondern ein komplexes System, das jeden Tag mit dir kommunizieren will. Und je besser du lernst, zuzuhören, desto leichter wird es, die eigene Kraft zu entfalten.
Autorin: Luise Walther, Expertin für neurozentriertes Training. Als erfahrene Referentin und preisgekrönte Autorin hat sie sich der Bekämpfung körperlicher Beschwerden verschrieben und neue Wege in der Schmerzlinderung, Leistungssteigerung und Rehabilitation eröffnet.
Foto: Lusie Walther | @Andreas Sebayang
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Die Fähigkeit des menschlichen Körpers, sich anzupassen, zu regenerieren und Leistungsfähigkeit zu entfalten, ist untrennbar mit dem Zustand des Nervensystems verbunden. Neurowissenschaftliche Erkenntnisse der letzten Jahre – insbesondere aus der funktionellen Neurologie und Neuroplastizitätsforschung – zeigen deutlich:
Schmerz, Erschöpfung, Spannungszustände oder mentale Instabilität entstehen häufig nicht durch strukturelle Defizite, sondern durch fehlerhafte oder überlastete sensorische Rückmeldungen an das Gehirn.
Ein reguliertes, informationsklar versorgtes Nervensystem verbessert nicht nur die Bewegungsqualität, sondern auch:
- die Erholungsfähigkeit,
- die Stressresilienz,
- die sensorische Wahrnehmung,
- und die emotionale Stabilität.
Neurozentriertes Training nutzt genau diese Erkenntnisse. Es basiert auf der gezielten Stimulation sensorischer Teilsysteme – insbesondere des visuellen Systems, des vestibulären Apparats und der propriozeptiven Rückmeldung – um die zentrale Verarbeitung im Gehirn zu optimieren.
Damit wird ein Paradigmenwechsel angestoßen:
- Weg vom reinen Muskel- oder Kardiofokus
- Hin zu einem systemischen Ansatz, bei dem das Gehirn als Ausgangspunkt jeder körperlichen und mentalen Reaktion verstanden wird
Besonders für Frauen, deren Training und Alltag oft durch zyklische, hormonelle und multifaktorielle Anforderungen geprägt sind, bietet dieser Zugang eine wissenschaftlich fundierte und praxisnahe Möglichkeit, Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Selbstwirksamkeit ganzheitlich zu fördern.
Die evidenzbasierte Perspektive ist klar: Nicht mehr Reiz führt zu mehr Fortschritt. Sondern: Der passende Reiz zur richtigen Zeit – in Abstimmung mit dem Nervensystem.
Wer bereit ist, die eigene Gesundheit nicht mehr nur zu „machen“, sondern zu verstehen, wird mit diesem Ansatz nicht nur leistungsfähiger – sondern auch langfristig gesünder.
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