Laufen auf den Spuren von Adonis und Aphrodite

Das Akamas Trail Running Festival 2022 auf Zypern

Gibt es einen besseren Weg seinen Hochzeitstag zu feiern, als gemeinsam auf dem „Aphrodite Trail“ und „Adonis Trail“ im schönen Zypern zu laufen? Als mein Mann mir vorschlägt, ein Rennen beim Akamas Blossom Trail Running Festival im Westen der schönen Insel zu erleben und Hand in Hand ins Ziel zu laufen, sagte ich natürlich sofort „Ja, ich will!“. Was ich nicht ahne: die 24 Kilometer sollen trotz aller Liebe eine echte Herausforderung werden…

Akamas Trail Running Festival

Wo liegt Akamas und was ist so besonders an der Halbinsel?

Die Halbinsel Akamas ist ein Naturschutzgebiet und gehört auf jeden Fall zu den Highlights Zyperns. Es liegt im Westen des Landes, seine Spitze bildet auch den westlichsten Punkt der Insel. Aufgrund seiner Naturschönheiten und der Vielfalt an endemischen Pflanzenarten zieht das Gebiet Jahr für Jahr mehr Läufer und Wanderer an. Hier kann man, wenn man Glück hat, besondere Schmetterlinge beobachten oder Meeresschildkröten, die am abgelegenen Strand Lara ihre Eier ablegen.

Akamas Trail Running Festival

Die Akamas-Halbinsel ist auch bekannt für einsame Strände und das sogenannte Bad der Aphrodite – eine kleine Grotte samt Süßwasserbecken. Der Name Akamas soll auf den Sohn des Theseus namens Akamas zurückzuführen sein, der nach dem trojanischen Krieg auf der Halbinsel Zyperns gelandet sein soll.

Hühner, Berge, Wald und Meer – und Läufer aus aller Welt

Wir können uns morgens noch ein schnelles Frühstück gönnen, bevor wir uns auf den Weg ins Akamas-Naturschutzgebiet machen. Schon die Fahrt lohnt sich – von unserem Hotel in der Nähe von der Stadt Paphos fahren wir nur eine Dreiviertelstunde ins Naturschutzgebiet und sind schon auf der Hinfahrt begeistert von der wundervollen abwechslungsreichen Landschaft. Es wird immer hügeliger und grüner. Zypern ist ein mediterranes Paradies, mit Zitronen- und Orangenbäumen, Kiefern, Zypressen, Zedern, Olivenhainen und Weinfeldern.

Wir erreichen das idyllische Fischerdorf namens Latchi. Dieser schöne Küstenort bietet nicht nur Meer und Berge, wunderschöne Strände und Möglichkeiten zu Bummeln, hier befindet sich auch der Start und Zielbereich unseres Laufs. Als wir unsere Startunterlagen abholen, rennt gerade ein Huhn aufgeregt vor den Tischen hin und her, als würde es sich aufwärmen. Ein Läufer aus Frankreich schaut sich die Streckenführung auf einer Karte nochmal genauer an.

Akamas Trail Running Festival

„Das ist gar nicht dumm“, sagt Chris, die Veranstalterin. „Denn wir haben nur minimale Streckenmarkierungen vorgenommen, um die Natur zu schonen und zu schützen. Man sollte sich die Route also auf das Handy laden oder vorher genau einprägen, um nicht vom Weg abzukommen.“ Die herzliche Südafrikanerin, die seit einiger Zeit auf Zypern lebt, erklärt uns, dass sie eher eine Lauf-Familie sind und keine Veranstaltung im kommerziellen Sinne. Und dass alles ganz klein angefangen hat. Aber dazu später mehr.

Auf dem Weg zur Toilette im Hotel erblicke ich auf einem langen Holztisch eine interessante Sammlung von Ikonen. Zypern ist bekannt für Ikonenmalerei. Ich verweile etwas vor den Bildern und lerne eine junge Frau kennen, die seit einiger Zeit auf der Insel arbeitet und heute zum ersten Mal bei einem Trail Event mitmacht und dementsprechend aufgeregt ist.

Vor dem Start des Akamas Trail Running Festivals versammeln sich etwa 50 Läuferinnen und Läufer aus den verschiedensten Ecken der Welt im Start und Zielbereich. Die Stimmung ist familiär, herzlich und international: Ich sehe junge und alte Läufer, einige Zyprioten, viele Expats, Engländer, Amerikaner, Slowenen, Polen, Franzosen, Ungaren… eine bunte Mischung aus Anfängern und Ambitionierten, alle sind entspannt und freundlich.

Akamas Trail Running Festival

Mit am Start ist auch der 68-jährige Rentner Jerry Worthing aus England, der in Österreich lebt und jedes Wochenende irgendwo hinfliegt, um einen Halbmarathon zu laufen. Zypern begeistert den reisefreudigen Briten schon lange: „Ich mag die Insel sehr, weil ich als Militär-Kind in den späten 50ern hier war und vielleicht auch, weil ich als Maschinenbauer seit 1998 in Arabien tätig war – diese Mischung aus „Common Wealth“ und dem „Nah-Östlichen“ spricht mich irgendwie an.“

Akamas Trail Running Festival

24 Kilometer durch Akamas Naturschönheiten: das Rennerlebnis

Das Meer liegt direkt neben uns, vor uns wartet ein langer Anstieg. Chris begrüßt uns noch einmal fröhlich, gibt ein paar letzte Anweisungen und erinnert uns daran, dass es keinen Chip zur Zeitnahme gibt, sondern dass unsere Startnummern per Hand von Streckenposten notiert werden und wir sichergehen müssen, dass sie uns bei ihren Posten auch aufnehmen. Dann gibt uns Chris nach einem Countdown das „GO!“ und wir machen uns auf den Weg. Zu Anfang geht es auf einem Forstweg ordentlich und lange den Berg hinauf. Bei dem Lauf gibt es nur zwei Verpflegungsstellen, sein Trinkgefäß muss man selbst mitnehmen. Schon jetzt am Morgen ist es sehr warm und ich ahne, dass ich nicht genug Wasser mitgenommen habe.

Akamas Trail Running Festival

„Vor zwei Wochen war hier noch der totale Winter“ erzählt mir Evelina, die seit einigen Jahren auf Zypern lebt. „Jetzt fühlt es sich an wie Sommer, ein echt krasser Wechsel.“ Ich frage sie, warum das Teilnehmerfeld bei diesem Rennen so international aufgestellt ist. „Das liegt daran, dass auf Zypern viele Expats leben. Wer im Homeoffice arbeiten kann, fühlt sich hier sehr wohl!“, erklärt Evelina.

Wir laufen weiter hinauf, dann über eine saftig grüne Wiese, den Blick auf weitere Berge, Bäume und Hügel. Ab und an ertönt der Ruf eines Vogels. Wer genauer hinsieht, entdeckt überall kleine und große Blumen.

Akamas Trail Running Festival

Die Strecke Akamas Trail Running Festivals ist wirklich minimalistisch markiert, aber für uns reichen die kleinen Wegweiser völlig aus. Wer sich konzentriert und aufpasst, findet den richtigen Weg. Einige Teilnehmer sind nicht ganz bei der Sache und verlaufen sich, finden aber schnell wieder auf die richtige Strecke. Man kommt immer wieder in kurze Gespräche mit anderen Läufern, aber es knubbelt sich nie, so dass man sowohl das Alleinsein als auch die Gemeinschaft genießen kann. So überholen wir einen Vater mit seinem Sohn, zwei Ungarn, die sich hier gemeinsam auf eine kleine Heldenreise begeben haben. Und den Franzosen Guillaume, der scheinbar tiefenentspannt beim Laufen die Natur aufsaugt.

Akamas Trail Running Festival

Auch mich begeistert die Vielseitigkeit des Akamas-Naturschutzgebietes. Es geht durch trockene felsige Landschaften, über grüne Wiesen und quer durch den Wald, es gibt einen herrlichen Anstieg mit einer belohnenden Sicht auf die weite Küste, technische Passagen wo manch einer zu klettern beginnt. Über Forstwege und kleine Trails und schließlich auf Serpentinen, wo man immer wieder anhalten und die Aussicht auf das glitzernde Meer und die herrlichen Buchten auskosten will.

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Den Franzosen Guillaume treffe ich kurz vorm Ende wieder. „Ist das nicht wunderbar!“ ruft er begeistert auf Deutsch, als er mich sieht. „Wunderbar, und ganz schön intensiv!“ sage ich und freue mich aufs Ziel. Es kommt mir nicht so vor, als hätte ich „nur“ 24 Kilometer und 800 Höhenmeter hinter mir, es sind laut der Uhr fast 1000 Höhenmeter und laut Locals der wärmste Tag bislang in diesem Jahr. Es waren 30 Grad vorhergesagt, und ich habe die Wärme und die Höhenmeter an diesem Tag als herausfordernd wahrgenommen.

Akamas Trail Running Festival

Dieser Lauf war der erste Wettkampf in diesem Jahr, und ich habe aufgrund von der Corona-Erkrankung und einer darauffolgenden langen Laufpause schon nach den ersten Kilometern gemerkt, dass ich an diesem Tag eher auf ein Lauferlebnis statt auf eine schnelle Zeit setzen sollte. Zum Glück hat sich mein Mann schnell darauf eingestellt. Und so laufen wir schließlich wie geplant Hand in Hand ins Ziel, werden freudig empfangen und bekommen von einer jungen Frau, deren Mutter heute auch bei einem der Rennen teilnimmt, eine Medaille mit dem Aufdruck einer für Zypern bekannten Blume namens Ophrys Kotschyi (eine Bienen-Orchidee) als Belohnung umgehängt.

Als Chris erfährt, dass heute unser Hochzeitstag ist, kommen ihr vor Rührung fast die Tränen. Eine Ehe ist schließlich auch ein Lebenslauf, von daher ist das Akamas-Trail -Abenteuer für uns ein perfekter weiterer Meilenstein und auch ein Freudenfest, trotz aller Anstrengungen, kleiner Blessuren und einem ordentlichen Muskelkater, der uns noch einige Tage an das Erlebnis erinnern wird. Ich stürze mich auf die leckeren Orangenstückchen und freue mich auf ein kühles Getränk, das wir uns an der Hotelbar abholen dürfen. Bevor wir uns auf den Weg zu weiteren Sehenswürdigkeiten der Halbinsel machen, springen wir zur Erfrischung ins Meer und unterhalten uns noch mit einigen Läufern, die sich sonnen oder im Schatten der Bäume ausruhen.

Akamas Trail Running Festival

So treffe ich auch den drittschnellsten Läufer der 24km-Route: Den jungen Amerikaner Wendall Lorenzen, der seit einiger Zeit in Berlin lebt und das deutsche Skyrunning Team mit aufbaut. Er hat versucht, beim Sieger Fabian Gering dranzubleiben. „Doch der war eindeutig zu schnell!“, sagt Wendall und lacht. Als ich ihn frage, was sein schönster Moment auf der Strecke war, muss er nicht lange nachdenken: „Die Aussichten bei Kilometer 16 und 17 waren die schönsten auf der ganzen Insel! Als der Trail da bergab ging, konnte man das türkisfarbene Wasser und diese herrliche Brise im Schatten der Berge genießen. Und da konnte man natürlich auch mal so richtig Gas geben, was mir sehr gefallen hat.“

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Die Sieger Wendall Lorenzen (links) und Jerry Worthing

Akamas Trail Running Festival

Wendall ist fasziniert von Zypern, von der Geschichte, der Kultur und natürlich von der Natur: „Die erinnert mich etwas an meine frühe Kindheit im Süden von Kalifornien.“ Auch das Autofahren war ein besonderes und neues Abenteuer für den Studenten: „Ich bin ja noch nie in einem Land mit dem Auto unterwegs gewesen, wo man auf der linken Seite der Straße fahren muss, das war am Anfang echt eine Herausforderung.“

Akamas Trail Running Festival

Fazit

Das Besondere an Akamas Trail Running Festival ist, dass man die Chance hat, die schönsten Ecken der Halbinsel in kurzer Zeit zu erleben. Die 24km Strecke sollte man nicht unterschätzen. Es sollen 820 Höhenmeter sein, meine Uhr zeigte etwas mehr als 900 Höhenmeter an. Da es nicht viele Verpflegungsstellen gibt, sollte man auf ausreichend Wasser, Gels und Co achten. Und man sollte sich vorher auf jeden Fall die Strecke anschauen, damit man sich nicht verläuft.

Die Strecke ist zauberhaft, die Menschen auf Zypern schließt man schnell ins Herz, sie sind gastfreundlich, fröhlich, freundlich und entspannt – und überhaupt nicht aufdringlich. Das Wetter, die Geschichte der Insel, die schönen Kirchen und Klöster machen Zypern zu einem ganz besonderen Ort, den man nicht vergessen wird.

Weiterlesen in Teil 2: Rückblick und Übersicht

Akamas Trail Running Festival

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Die Festival Webseite

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