Laufen nach früheren Verletzungen
Kreuzbandverletzungen, (Innen-) Meniskus, Sprunggelenks- und Bänderverletzungen, Leistenbruch
Dr. Ulrich Bader, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in der OrthoPraxis in Gräfelfing, antwortet:
In den meisten Fällen ist das Laufen nach früheren Verletzungen möglich – vorausgesetzt, die Heilung verlief erfolgreich und man geht achtsam mit seinem Körper um. Besonders bei Kreuzbandrissen oder Meniskusschäden ist Vorsicht geboten. Ob operativ behandelt oder konservativ versorgt, verändern sie die Belastungsverhältnisse im Knie oft dauerhaft. Denn einmal verletzt, lässt sich selbst mit modernster Medizin – etwa einem Kreuzbandersatz – die ursprüngliche Stabilität nicht vollständig wiederherstellen.
Zwar geht man heute beim Meniskus anders vor als früher: Statt großzügig geschädigtes Gewebe zu entfernen, wird nur der störende Anteil entfernt, um die wichtige Funktion des Meniskus zu erhalten. Aber das Gelenk bleibt anfällig, und ein erhöhtes Risiko für Verschleiß (Arthrose) ist die Folge.
Die umliegende Muskulatur durch gezieltes Training stärken
Ein gezieltes Training der umliegenden Muskulatur kann helfen, das Kniegelenk langfristig zu stabilisieren und Belastungen besser abzufangen. Nach einer Verletzung ist es wichtig, das Training schrittweise zu intensivieren und den Körper behutsam an die neue Anstrengung heranzuführen.
Sollten erneut Beschwerden auftreten, müssen diese ernst genommen werden. Schmerzen sollten nicht nach dem Motto „Das wurde doch schon operiert, da kann nichts mehr sein“ ignoriert werden. Stattdessen sollte man im Zweifelsfall einen Orthopäden aufsuchen und den Zustand des Gelenks überprüfen lassen.
Laufen nach früheren Verletzungen
Bei früheren Verletzungen des Innenmeniskus kann eine Einlagenversorgung helfen, die Belastung im Knie besser zu verteilen. Zusätzlich sollten Läufer auf weiche, gedämpfte Schuhe achten, um den Druck auf das Gelenk zu reduzieren. Besonders wichtig ist auch die Wahl des Untergrunds: Harte Böden wie Asphalt belasten die Gelenke stärker. Besser sind weichere Untergründe wie Waldwege oder Wiesen.
Im Zusammenhang mit Kreuzbandverletzungen kann es zu knotenartigen Vernarbungen im Bereich des Kreuzbands kommen, die als Cyclops-Bildungen bezeichnet werden. Diese Wucherungen aus Narbengewebe können Reibung oder ein Einklemmen im Gelenk verursachen. Solche Probleme können in der Regel durch kleine arthroskopische Eingriffe behoben werden. Auch bei anderen Beschwerden wie Instabilität oder Schwellungen ist eine erneute Abklärung sinnvoll.
Für Sprunggelenks- und Bänderverletzungen gilt: Diese müssen vollständig ausheilen, bevor man wieder mit dem Laufen beginnt. Bleibt eine Instabilität bestehen, kann eine Bandage helfen, die Belastung zu stabilisieren, ohne sie im Alltag ständig tragen zu müssen.
Ein gut versorgter Leistenbruch ist in der Regel kein Hindernis für Läufer, da diese Sportart weniger Druck auf den Bauchraum ausübt als etwa Kraftsportarten.
Die gute Nachricht ist, dass Laufen in den meisten Fällen auch nach größeren Verletzungen möglich bleibt. Entscheidend ist, bewusst mit den möglichen Risiken umzugehen, präventive Maßnahmen zu ergreifen und die Signale des eigenen Körpers ernst zu nehmen. Mit der richtigen Herangehensweise steht einem sicheren und langfristigen Laufvergnügen nichts im Weg.
Unser Experte: Dr. Ulrich Bader ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in der OrthoPraxis in Gräfelfing. Dr. Bader besitzt große Expertise in der konservativen und operativen Behandlung von Hochleistungssportlern und Freizeitsportlern. Mehr Infos: www.ortho-graefelfing.de
Autorin: Gabriele Hellwig
Informiere dich auch über weitere häufige Laufverletzungen: Gesundheitsserie Orthopädie – typische Läuferschmerzen im Blick: Füße, Knöchel, Schienbein, Knie, Oberschenkel, Leiste, Hüfte, Rücken
Das könnte dich auch interessieren: