„Da spürst du nicht mehr wie hart es ist, weil du durchgetragen wirst!“

Trailrunning mit den Besten der Welt –
was hinter der Golden Trail National Series steckt und warum auch normale Läufer dabei sein sollten

Golden Trail National Series 2022

Ein Interview mit Bergläufer Philipp Reiter

Phillip, du bist als schon viel herum gekommen in der Welt und hast viele Erfolge feiern dürfen – in welchem Land ist Trailrunning am beliebtesten, gibt es so was wie ein Trailrunning-Mekka und wo muss jeder Trail-Begeisterte mal an den Start gegangen sein?

Philipp Reiter: Grundsätzlich ist in den südlichen Ländern Europas schon die Begeisterung und Akzeptanz für den Outdoorsport größer als bei uns. Es wird viel mehr mitgefiebert, ob bei Laufwettkämpfen, Skitouren oder Radrennen.

Die Leute lieben es, dabei zu sein und nehmen viel Zeit und Mühe auf sich, um zu den Rennen zu kommen und an der Stecke zu sein. Da fahren Familien 5 Stunden mit Kind und Kegel durch die Pampa, wandern den Berg hoch, haben Glocken und Barbeque dabei und feiern das richtig. Was der Deutsche für den Fußball fühlt, leben die Menschen dort für den Lauf- und Bergsport. Das ist einfach ein ganz anderer Level.

Also wenn man als Läufer, als Wettkämpfer mal richtige Gänsehautmomente haben möchte, wenn hunderte von Menschen einem zurufen, einen antreiben, dann muss man mal zum Zegama in Spanien im Baskenland fahren. In Santo Espíritu trifft man auf solch eine wahnsinnige Menschentraube, das ist kaum zu fassen. Da hörst du schon von weiten die Massen, das ist als wenn der Boden bebt. Da surfst du durch die Menschenmenge, du spürst auch gar nicht mehr wie hart es ist, weil du durchgetragen wirst.

Aber so etwas gibt es nördlich der Alpen leider noch nicht. Das ist schon schade.

Golden Trail National Series 2022

Woran liegt das?

Phillip Reiter: Der Berglaufsport ist bei uns noch nicht so bekannt und es gibt auch viele Trailrunner, die sich gar nicht als solche bezeichnen würden. Wer im Wald läuft, gehört ja auch dazu – nicht nur diejenigen, die auf einem schmalen Grad in den Bergen unterwegs sind. Viele haben aber noch von der Zeit, als der Trailrunningsport erstmal etwas bekannter wurde, die Bildwelten im Kopf, die damals generiert wurden – das sah eben schon sehr hochgebirgslastig und waghalsig aus, aber das ist ja nur ein kleiner Teil der Trailrunningwelt.

Golden Trail National Series 2022

Was hat sich verändert und wie verändert sich die Trailrunning-Szene in Deutschland?

Philipp Reiter: Da ist schon viel passiert. Früher gab es kaum Preisgelder, da war natürlich auch alles etwas entspannter und man hat die Rennen lockerer genommen, weil es ja im Grunde nur um den Spaß an der Sache ging.

Mittlerweile ist es professioneller geworden, es können mehr Läufer einen Großteil ihres Lebensunterhaltes von dem Sport bestreiten und so auch mehr Zeit ins Training stecken mit allem was dazu gehört. Wenn man vollzeitig arbeiten muss, kriegt man das nur sehr selten hin, im Sport auch noch Hochleistung zu bringen.

In Deutschland waren die Profis über viele Jahre schon sehr abgeschlagen im Vergleich zur internationalen Elite, aber da ändert sich gerade auch was. Das Leistungsniveau steigt.

Golden Trail National Series 2022

Was steckt eigentlich hinter der Golden Trail National Series (GTNS)?

Philipp Reiter: Bislang gab es keinen internationalen Verband, der die Hand auf den Trailrunning-Sport hält: Jeder kann eine Weltmeisterschaft oder eine Europameisterschaft ausrichten. Es ist nicht messbar. Es gibt keine Institution, die das reglementiert. Das hat dazu geführt, dass es sich viele Serien und Zirkel von Events etabliert haben, aber es gibt keinen Überblick, es ändert sich ständig was und somit ist es auch für die Medien schwer: Wer ist denn jetzt der Beste in Deutschland? Es gibt ja mehrere Weltmeisterschaften. Das ist irritierend und schwer verständlich.

Die Idee von der Golden Trail Series war, für Klarheit zu sorgen und eine Vereinheitlichung zu bringen. Der Gewinner der Golden Trail Series ist der beste Läufer weltweit. Natürlich liegt der Fokus noch auf Europa, aber im Endeffekt soll versucht werden, die besten Läufer der Welt zusammen zu bringen und die Besten der Welt zu küren.

Und Salomon als Marke zahlt auch für die Läufer aus der Konkurrenz Reisegelder und Übernachtungen, damit wirklich die Besten zusammenkommen. Es werden hohe Preisgelder gezahlt und diese sind für Männer wie Frauen gleich, was auch nicht so üblich ist. Außerdem ist die Berichterstattung live – also wie bei der Tour de France – um mehr Menschen zu begeistern, die nicht vor Ort sind. Und auch hier wird für Gleichberechtigung gesorgt, denn Frauen und Männer haben gleiche Sendeanteile.

Und natürlich treibt auch die Hoffnung, unseren Lieblingssport einer breiteren Masse zugänglich zu machen. Deshalb sind die Strecken auch kürzer, damit es attraktiver für die Medien und Zuschauer ist. Es schaut sich halt nicht jeder ein 12- Stunden-Ultra rennen an, daher sind die Distanzen kürzer.

Golden Trail National Series 2022

Was ist der Unterschied bei der GTNS und der GTWS?

Philipp Reiter: Die Golden Trail World Series (GTWS) ist die übergeordnete Serie, wo die weltbesten Läufer gegeneinander antreten. Dazu gehören sechs Einzelrennen und ein großes Finale. Man qualifiziert sich für dieses Finale während der Saison und wird dann eingeladen, wenn man es ins Ranking schafft.

Je nachdem wie die Performance ist, werden die Teilnehmer auch finanziell unterstützt. Zwar werden nur die Schnellsten fürs Finale eingeladen, aber die ganz normalen Läufer können genauso teilnehmen. Es ist nicht elitär oder exklusiv. Die Profis und die Normalos starten zusammen im selben Startblock.

Bei der Golden Trail National Series (GTNS) handelt es sich um das gleiche Konzept, aber eben auf nationalem Niveau. Das ist dann eben länderspezifisch – im deutschsprachigem Raum gehören Rennen in Deutschland, Österreich und der Schweiz dazu und es werden in diesem Rahmen die stärksten Läufer gesucht. Die Besten aus der nationalen Serie bestreiten dann im folgenden Jahr im nächsten Level international die Rennen.

Golden Trail National Series 2022

Warum sollten alle Trailläufer mal dabei sein, nicht nur die Superschnellen?

Philipp Reiter: Das ist einfach ein Riesenspaß, Läufer aus anderen Ländern und Kulturen kennenzulernen. Das verbindet, man findet Freude aus der ganzen Welt, öffnet den Horizont und nimmt Vorurteile. Und es ist natürlich ein Wettkampf und trotzdem noch ein Miteinander. Die Stimmung ist richtig gut. Es motiviert halt auch ganz anders mal zu sehen, wo stehe ich eigentlich? Wie ist die eigene Leistung im Verhältnis zu denen, die ganz vorne mitlaufen?

Dazu kommt, dass es ganz verschiedene Distanzen zur Auswahl gibt: Zwischen zwanzig und vierzig Kilometern, eher flache oder technisch anspruchsvolle Strecken, es gibt alpine und schnelle Rennen, daher ist auch wirklich für jeden etwas dabei. Da ist das Angebot der Serie schon sehr breit aufgestellt und der Allrounder wird der Champion.

Golden Trail National Series 2022

Was für einen Schuh braucht man für solche Rennen?

Philipp Reiter: Das ist natürlich etwas schwierig zu sagen, weil die Wetterbedingungen sehr verschieden sein können. Ich würde auf jeden Fall einen Schuh wählen, der mehr Grip hat. Für schnelle Rennen bei trockenen oder etwas nasseren Bedingungen würde ich doch eher einen Wettkampfschuh nehmen – also zum Beispiel den Sense 8 Soft Ground von Salomon, der hat ein super Profil und ist richtig leicht und schnell.

Oder den Salomon Pulsar Trail, weil die Noppen dementsprechend griffig sind. Das sind leichte schnelle Schuhe, die natürlich nicht für jeden das Richtige sind. Wer die Serie einfach nur schaffen will, vielleicht nicht so dynamisch läuft oder etwas schwerer ist, der kommt wahrscheinlich mit dem Sense Ride oder Ultra Glide besser klar, weil die Modelle mehr Komfort mit auf die Strecke bringen.

Golden Trail National Series 2022

Was nimmst du eigentlich zu Rennen mit, was findet man alles in deinem Rucksack?

Philipp Reiter: Also ich bin ja auch ohne Wettkampf oft in den Bergen unterwegs. Was ich im Hochgebirge immer dabei habe ist eine Rettungsweste, das ist total wichtig – nicht nur für mich, sondern auch, um anderen Menschen im Notfall helfen zu können. Dann habe ich natürlich meine Kamera dabei, weil ich gern fotografiere.

Also in meinem Rucksack befindet sich eigentlich immer eine leichte meist wasserdichte Laufjacke, ein paar Riegel, ein paar Datteln und Nüsse. Was zum Trinken. Und was echt hilft sind die genialen Filter-Flasks von Salomon, die filtern das Wasser aus dem Bach damit es trinkbar ist, denn es gibt in den Bergen ja meist keinen Supermarkt. Und diese XA Flask-Filter sind echt wie eine Reichweitenverlängerung.

Eine Kappe, Sonnenbrille und ein Buff habe ich auch immer dabei, das Handy, Sonnencreme oder eine Creme damit nichts scheuert. Und da ich viel mit Stöcken laufe, sind die an der Halterung am Rucksack befestigt.

Das finde ich so genial – das ist das ganze Setting für ein Abenteuer. Man kann so viel erleben, ist den ganzen Tag unterwegs mit einem kleinen Rucksack. Man braucht nicht viel, um was Schönes zu erleben.

Wir bedanken uns bei Philipp Reiter für das Gespräch.

  • Hört den ganzen Talk zur Entwicklung der Trailrunning-Szene, der GTNS und wie es Phillip Reiter gelungen ist, in und aus schweren Zeiten etwas ganz Neues zu schaffen – hier im aktuellen Podcast am 13.05.2022
  • Hier mehr zu den Rennen der diesjährigen Golden Trail National Series: https://www.goldentrailseries.com
  • Partner der Golden Trail National Series ist Salomon.
  • Und wir sind dabei: Zugspitz Ultratrail. Mehr dazu im Juli 2022

Golden Trail National Series 2022

Fotos: GoldenTrailSeries | ChiemgauTrailRun Mai 2022 | PhilippReiter

0