„So etwas habe ich noch nie erlebt!“

Junger Polizist rennt seinen ersten Marathon in 2:49 Stunden und gibt hilfreiche Tipps für alle, die es auch mal probieren wollen

Wir haben mit dem 19-jährigen Marathondebütant Jan-Mathis Aden gesprochen, der Polizeischüler kam nach einer sagenhaften Zeit von 2 Stunden und 49 Minuten ins Ziel. Wie es ihm bei seiner Premiere in Berlin ergangen ist, was die Highlights und Herausforderungen waren und welche Tipps er allen ans Herz legen möchte, die auch mal einen Marathon finishen wollen – das erzählt er in diesem Interview.

Berlin-Marathon Debüt Erfolgt von Jan-Mathis Aden

Der Berlin-Marathon Debüt Erfolg

Jan-Mathis, du bist 19 Jahre jung und hast gerade deinen allerersten Marathon in einer sehr guten Zeit gemeistert, Glückwunsch dazu! Wie kam der Wunsch bei dir auf, an einem Marathon teilzunehmen, wer hat dich auf die Idee gebracht?

Jan-Mathis: „Mein Vater ist Läufer und er hat schon als ich klein war beim Berlin-Marathon teilgenommen. Ich habe das immer bewundert und für mich war einfach immer klar, dass ich auch irgendwann mal einen Marathon laufen möchte.“

War er jetzt auch beim Berlin-Marathon am Start?

Jan-Mathis: „Ja, er ist auch gelaufen. Meine Mutter und mein Bruder haben als Volunteers geholfen, meine Freundin war als mentale Stütze an der Strecke. Der Support von meinem ganzen Umfeld war super.“

Wie hast du dich vorbereitet?

Jan-Mathis: „Die letzten Wochen vor dem Marathon habe ich so viele Kilometer gesammelt wie möglich, das hat auch ganz gut funktioniert, da ich die letzten zwei Wochen Urlaub hatte. Die Vorbereitung ist schon etwas zeitintensiv, aber während der Seminarphasen oder der Uni hat man genug Zeit, täglich zu trainieren.

Wenn Klausuren anstehen sieht das leider anders aus, dann musste ich das Laufen natürlich hintenanstellen. Ich persönlich mag es lieber, morgens zu trainieren, dann ist man tagsüber entspannter und kann dann auch mal acht Stunden stillsitzen. Morgens zu trainieren bedeutet aber auch, dass man manchmal sehr früh aufstehen muss. Die Kunst ist dann nur, abends rechtzeitig ins Bett zu gehen, sonst rächt sich das am nächsten Morgen. Im Sommer klappte das ganz gut, im Winter ist es mir schwerer gefallen. Sobald es morgens lange dunkel bleibt und die Temperaturen einstellig werden, hatte ich oft mit meiner Motivation zu kämpfen. Dann hat es mir geholfen, auch mal Musik auf die Ohren zu geben und die Zähne zusammenzubeißen.“

Wenn man bei der Polizei arbeitet, muss man doch bestimmt ziemlich fit sein. Hilft es da, ein Langstreckenläufer zu sein – und wie oft hat dir deine Fitness im Dienst schon geholfen?

Jan-Mathis: „Ich würde gar nicht sagen, dass man ziemlich fit sein muss, um Polizist zu werden oder es zu sein. Man muss auch nicht unbedingt sportlich begabt sein oder besonders viel Spaß daran haben. Um die Sportprüfungen oder den Einstellungstest zu bestehen, reicht Nichtstun aber natürlich auch nicht aus.

Wenn man ohnehin schon viel Sport treibt, gerade Ausdauersport, sind die Prüfungen keine große Hürde. Aber auch die reine Kondition reicht nicht immer aus, wenn es um technische Prüfungen wie Schwimmen und Retten oder Selbstverteidigung geht.

Unabhängig von Sportprüfungen, ist für den Polizeidienst eine gewisse Grundfitness aber schon besonders wichtig. Wer bereits im Treppenhaus nach fünf Stockwerken einen Tunnelblick vor Anstrengung hat, kann am Einsatzort auch keine vernünftigen Maßnahmen treffen.

Körperliche Anstrengung bedeutet Stress und der sorgt leider für begrenzte Verarbeitungskapazität im Gehirn. Körperliche Fitness bedeutet für den Polizeiberuf also auch, im Einsatz einen klaren Kopf zu bewahren und handlungssicher zu sein. Aus diesem Grund wird auch an der Akademie auf Konditionstraining wertgelegt.“

Berlin-Marathon Debüt Erfolg von Jan-Mathis Aden

Wie war es, in Berlin an den Start zu gehen, was ging dir kurz vor und kurz nach dem Start so durch den Kopf?

Jan-Mathis: „Der Berlin-Marathon ist natürlich einer der berühmtesten neben Tokyo, London, New York, Boston und Chicago und genauso gut ist er auch besucht. Die Strecke ist abwechslungsreich und voller Sehenswürdigkeiten, es gibt kaum einen Abschnitt ohne jubelnde Zuschauer und es gibt jede Menge internationale Läuferinnen und Läufer, die im gleichen Tempo laufen. Bei der Stimmung vor Ort muss man sogar aufpassen, dass man nicht zu schnell rennt, die reißt einen echt mit.

Kurz vor dem Start war ich extrem nervös, mir gingen so viele Gedanken durch den Kopf. Hat meine Vorbereitung gereicht? Habe ich die richtige Pace-Strategie? Habe ich genug getrunken und gegessen oder vielleicht zu viel? Und wo sind bei dem Getümmel im Startbereich überhaupt meine Teampartner?

Komischerweise war die Anspannung nach dem Start sofort weg. Ich bin mit einer Dreiergruppe gelaufen, die mir viel Sicherheit gegeben hat. Die ersten Kilometer haben sich sehr leicht angefühlt. Das liegt natürlich an der Stimmung am Straßenrand, wodurch sich das Laufen wie Fliegen anfühlt.“

Was waren die schönsten und schwierigsten Momente?

Jan-Mathis: „Am schönsten war für mich der Potsdamer Platz und der Zieleinlauf. Dort war die Stimmung einfach unfassbar, so etwas habe ich noch nie erlebt. Was auch schön ist, sind die Bekanntschaften, die man auf dem Weg macht. Man gibt sich mal gegenseitig Windschatten, zieht sich mit oder quatscht mal kurz ein paar Worte.

Der schwierigste Teil waren die letzten sieben Kilometer, auf denen ich einfach nur gelitten habe. Grund dafür war, dass ich mich nach zwei Dritteln der Strecke falsch eingeschätzt und das Tempo erhöht habe, statt es beizubehalten. Das hat mich auf den letzten Kilometern wertvolle Sekunden gekostet. Aber auch das ist eine Lehre aus meinem ersten Marathon. Wer sich beim Marathon verschätzt und zu früh das Tempo erhöht, der leidet lange. Das ist bei kürzeren Strecken natürlich ganz anders.“

Wie fühltest du dich nach dem Lauf?

Jan-Mathis: „Nach dem Rennen war ich erstmal sehr platt. Ich habe einige Minuten gebraucht, um wieder klarzukommen. Sobald ich vom Laufen ins Gehen übergegangen bin, hat sich der Bewegungsapparat gemeldet. Es gibt angenehmere Gefühle, andererseits ist es schon toll zu wissen, was man geschafft hat – das tut gut.“

Wie hast du deine Marathon-Premiere gefeiert?

Jan-Mathis: „Da wir die Ausrichter der DPM (Deutschen Polizei Meisterschaften) dieses Marathons waren, gab es natürlich noch ein bisschen was zu tun. Aber wir hatten eine schöne Feier mit Siegerehrung, bei der jedes Bundesland in einem eigenen Outfit erschien, die Bayern kamen zum Beispiel alle in Tracht.“

Möchtest du nochmal Marathon laufen und wenn ja, wo und wann?

Jan-Mathis: „Ich würde gerne nächstes Jahr im September wieder beim Berlin-Marathon starten und vielleicht bin ich im Folgejahr ja auch wieder in der Auswahl für das Berliner Team der Deutschen Polizeimeisterschaften.“

Berlin-Marathon Debüt Erfolg 2023

Was würdest du gerne allen mitgeben, die auch mal einen Marathon laufen wollen, hast du konkrete Tipps oder etwas, das du vielleicht überschätzt oder unterschätzt hast?

Jan-Mathis: „Ich glaube es hilft, sich eine Zeit als Ziel zu setzen und darauf dann zu trainieren. Wenn man eine gute Zeit laufen möchte, dann braucht es eine ordentliche Vorbereitung. Dazu zählen viele Wochenkilometer, aber auch viel Regeneration. Wie lange die Vorbereitungsphase dauern muss, muss man natürlich an der individuellen Leistung fest machen.

Wenn es dann so weit ist, muss man meiner Meinung nach drei Dinge beachten:

  1. Die richtige Ernährung während des Laufs ist auf der Marathondistanz extrem wichtig. Probiert unmittelbar vor dem Marathon nichts Neues aus, sondern nutzt die Gels etc., die ihr schon bei Long Runs einmal getestet habt. Man sollte unbedingt vermeiden, dass dem Körper während des Laufs die Kohlenhydrate ausgehen. In den Tagen vor dem Lauf ist es also nicht falsch, sich kohlenhydratreich zu ernähren, damit die Glykogenspeicher möglichst voll sind. Im Lauf gilt es dann aber, rechtzeitig Kohlenhydrate und Elektrolyte nachzutanken, bevor einen der Hungerast ereilt.
  2. Überschätzt euch nicht. Gerade bei Events wie dem Berlin-Marathon ist es aufgrund der Stimmung leicht, den Lauf zu schnell anzugehen. Lasst euch nicht aus der Ruhe bringen und zieht eure eigene Pace durch, die ihr vorher geplant habt. Wenn ihr euch gut fühlt, fangt nicht zu früh mit dem Schnellerwerden an, denn hier habe auch ich mich verschätzt. Die letzten 6 bis 8 Kilometer können sich extrem in die Länge ziehen.
  3. Habt unbedingt Spaß dabei! Schaut euch vielleicht mal um, gerade auf der Berliner Strecke gibt es viel zu sehen. Genießt die Stimmung, schließt Kontakte, sammelt Erinnerungen und vielleicht auch die eine oder andere Bestzeit.“

Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für dich!

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