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Warum profitieren Läufer vom Training an der Wand?
Tipps fürs Klettern vom Profi: Was ist wichtig beim Klettern
Fabian Buhl ist ein deutscher Boulderer und Alpinist, der im Allgäu aufgewachsen ist und bis heute den Sport in den Bergen liebt. Er ist bekannt für die Solo-Begehung von den klettertechnisch schwierigsten Mehrseillängen-Routen der Welt und musste aufgrund von heftigen Verletzungen immer wieder neue Wege im Sport finden. Im Interview erklärt er, warum er das Klettern so liebt, warum dieser Sport auch für Läufer ideal ist und was für Tipps er allen dabei mit auf den Weg geben kann.
Wie und wann hast du deine Leidenschaft fürs Klettern entdeckt?
Fabi: „Zum Klettern bin ich eher durch Zufall gekommen, als ich mit 16 Jahren den Skirennlauf beendete. Danach suchte ich eine neue Passion, ich war zwar als Kind ein paarmal beim Klettern, aber so richtig damit angefangen habe ich als ich 16 war. Von der ersten Mehrseillängen-Tour an und vor allem dem ersten Trip ins Tessin zum Bouldern war ich komplett fasziniert.“
Welcher Aspekt des Kletterns begeistert dich am meisten?
Fabi: „Klettern hat sehr viele Disziplinen und die Vielfalt am Klettern begeistert mich, wenn wir es aber noch mehr auf das Sportklettern mit Seil oder dem Bouldern, dem Klettern in Absprunghöhe betrachten, dann ist es die Suche nach Perfektion in einem Bewegungsablauf.
Es fasziniert mich Züge zu entschlüsseln und diese durch Perfektion dann immer wieder abrufen zu können. Man kann sehr viel mit Training erreichen, ich bin allerdings überzeugt, dass man fast noch mehr mit perfekter Bewegung erreichen kann. Die Suche nach den schwerst möglichen Zügen, die man selbst machen kann, das finde ich klasse. Hierbei ist das Niveau nicht ausschlaggebend. Ich hatte als Beginner gleich viel Spaß beim Entschlüsseln und Einstudieren, wie ich es heute habe.“
Was verändert sich deiner Ansicht nach im Körper, aber auch im Geist, wenn man regelmäßig klettert?
Fabi: „Klettern ist ein physischer Sport, der aber ebenso extrem viel Präzision und Konzentration erfordert. Durch intensives Klettern, bekommt man ein extrem gutes Körpergefühl und ausgezeichnete Körperspannung.
Die aktive Mobilität erhöht sich ebenfalls, da man sein Füße oft an Orten platzieren muss, welche eben nicht so einfach zu erreichen sind. Geistig lernt man sich zu fokussieren und hart an einem Ziel zu arbeiten, zumindest wenn wann an Routen oder Boulder arbeitet, die sein eigenes Niveau überschreiten.“
Man braucht Mut, um sich an eine Route zu wagen – und Selbstvertrauen, oder? Wie lange würdest du sagen dauert es, bis man sich beim Klettern sicher und wohl fühlt?
Fabi: „Heutzutage ist die Infrastruktur so gut, dass man einfach in eine Halle gehen kann und mit dem Bouldern beginnen kann. Ich denke dies ist der einfachste Weg. Wenn man dann ein gewisses Niveau hat, kann man einen Kurs zum Seilklettern machen und danach in der Halle oder am Fels Routen klettern. Beim Seilklettern kommt eine gewisse Exposition dazu – an die Höhe gewöhnen sich die meisten aber recht schnell.
Aber wie ich schon erwähnt habe, beim Klettern ist das Niveau recht zweitrangig, da ein Anfänger an seinem Limit klettert und ein Profi eben an seinem. Die Beschäftigung mit den Zügen und das Aneinanderreihen ist etwa gleich, nur hat der Profi eben schon die perfekt koordinierten Bewegungsabläufe und ist mehr auf seine physische Verfassung angewiesen als der Anfänger, welcher versucht sich die Bewegungsengramme zu erarbeiten.“
Und kann man Klettern auch lernen, wenn man unter Höhenangst leidet?
Fabi: „Ich kenne einige Personen die Höhenangst haben, die aber dem Seil und den Sicherungen so weit vertrauen, dass sie problemlos klettern können.“
Warum könnte deiner Erfahrung nach Klettern eine gute Ergänzung zum Laufen sein? Welche Muskelgruppen und Fähigkeiten werden besonders beansprucht und gefördert?
Fabi: „Ich selbst laufe sehr viel und ich denke, dass mir das Klettern extrem hilft, eine ausgegliche Muskulatur zu haben. Beim Klettern erarbeitet man sich eine sehr gute Körperspannung, diese ist fürs Trailrunning sehr hilfreich. Ebenso erarbeitet man sich die Antagonisten in der Hüfte, welche sich beim Laufen doch extrem verkürzen.
Durch das Klettern bekommt man definitiv ein besseres Körpergefühl, dies ist ein Plus nicht nur in Bezug auf das Laufen.“
Was sind deiner Meinung nach die Anforderungen beim Klettern und welche Ausrüstung ist unbedingt notwendig (Kleidung, Schuhe)?
Fabi: „Zum Anfangen braucht man wirklich nicht viel, die ersten Male kann man seine Schuhe leihen, auch Klettergurt und Seil gibt es leihweise. Falls man dann aber motiviert ist und mehr klettern will, rentiert es sich recht schnell einen Kletterschuh zu kaufen.
Kleidungstechnisch empfehle ich einfach eine weite Baumwollhose und ein T-Shirt. Wohlfühlen muss man sich, dann ist es die richtige Kleidung. Bei den Schuhen ist am Anfang ein gerader Leisten und eine Schuhgröße die nicht zu klein ist wichtig. Später wählt man dann mehr Vorspann im Schuh und die Schuhe kleiner. Aber am Anfang ist der Komfort besser, um mit seiner Fußposition spielen zu können, ohne dass der Schmerz von zu kleinen Schuhen das Erlebnis dominiert.“
Für Trailrunner ist es immer eine Herausforderung, wenn auf der Strecke „Kletterpartien“ auftauchen. Welche Tipps hast du für Läufer, damit sie diese schneller und besser bewältigen können?
Fabi: „Die Strecken die beim Trailrunning exponiert sind haben recht wenig mit klettern zu tun, da geht es eher um exponierte Grate oder etwas steileres Gelände, hierbei hilft natürlich das Klettern um sich wohler zu fühlen. Falls man aber dies trainieren will, dann sind leichte alpine Routen oder Hochtouren eher geeignet. Dort lernt man sich extrem effizient und schnell in weglosem und exponiertem Gelände zu bewegen.
Dies ist eine Spielart des Kletterns bzw. Bergsteigens, welche ich extrem schätze. Ausdauer-intensive Bergläufe, die aber über Grate und leichte Kletterei auf einen Gipfel führen. Um dort effizient zu sein, braucht man viel Übung und muss wirklich Trittsicher sein. Selbsteinschätzung ist auch sehr wichtig, denn ein Ausrutscher oder falscher Schritt kann harte Konsequenzen haben.“
Welche Übungen im Alltag helfen dabei mehr Kraft zu bekommen?
Fabi: „Zum Klettern sind natürlich Klimmzüge und ein wenig TRX anfangs absolut ausreichend, aber sämtliche Stabi-Übungen sind sehr zu empfehlen, denn man braucht zum Klettern, deutlich mehr Körperspannung und Stabilität im Rumpf als man denkt.“
Wie sieht deiner Erfahrung nach das ideale Training für Läufer aus, die neu in der Welt des Kletterns sind?
Fabi: „Zweimal pro Woche etwa zwei Stunden in der Boulderhalle und einmal ein ordentliches Körperspannungstraining von einer Stunde ist ausreichend, dann wird man in kürze Fortschritte machen und schon bald die positiven Aspekte des Kletters an seinem Körper merken.
Ich empfehle anfangs wirklich das Bouldern, denn hier kann man vollkommen konsequenzfrei an den schweren Zügen arbeiten und somit sein Level anheben und man erlernt sehr viel mehr Bewegungsabläufe als beim Routenklettern. Es ist einfach die spielerische Art, die das Bouldern so faszinierend macht.“
Was sind deine Lieblings-Routen beim Klettern und hast du auch Lieblings- Lauf-Routen? Und gibt es einen Ort, an dem man beides miteinander perfekt verbinden kann?
Fabi: „Ich wohne mittlerweile in den französischen Südalpen, hier kann man Trailrunning perfekt mit dem Bergsteigen verbinden. In Deutschland finde ich Berchtesgaden und das Allgäu sehr schön, es gibt unglaublich guten Fels und viele schöne Berge, wo man laufen bzw. klettern kann.“
Was sind deine Lieblings-Produkte von La Sportiva?
Fabi: „Auch wenn jetzt viele lachen werden, der Miura Kletterschuh ist einfach wie für meinen Fuß gemacht, vielleicht hat sich aber auch mein Fuß dem Schuh angepasst ;-).“
Wir bedanken uns bei Fabi Buhl für das Interview!
Fotos: Matteo Pavana | La Sportiva
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