Keine Steine mehr im Schuh!

Für lange Trail-Läufe: Der La Sportiva Jackal 2 Boa im Test

Dieser Schuh ist anders – nicht nur das doppelte Boa-Dreh-System unterscheidet sich von anderen Laufschuhen, auch die hohe Kragenkonstruktion macht sofort neugierig. Die italienische Marke La Sportiva will mit dem Schuh ein unvergleichlich sicheres und vielseitiges Lauferlebnis im Gelände möglich machen. Wir haben die neuste Version des Jackal 2 Boa für euch getestet.

La Sportiva Jackal 2 Boa im Test

Was steckt hinter La Sportiva?

Bei La Sportiva handelt es sich um einen italienischen Bergsportartikelhersteller, der für seine Berg-, Ski-, Trailrunning – und Kletterschuhe bekannt geworden ist. Das Familienunternehmen wurde 1928 vom Schuster Narciso Delladio in Trentino gegründet, damals lag der Fokus auf funktionstüchtiges Schuhwerk aus Leder und Holz für Waldarbeiter und Landwirte, sowie auf Bergschuhe fürs Militär. In den 50er Jahren brachte Narcisos Sohn mit der Produktion von Skischuhen frischen Wind ins Unternehmen und gab ihm mit der Marke La Sportiva eine klare Ausrichtung. Mittlerweile gehört La Sportiva zu den weltweit führenden Brands für Ski-, Kletter-, Trekking- und Mountain Running Schuhe.

Was für ein Schuh ist der Jackal 2 Boa?

Der Jackal 2 Boa gehört laut Hersteller zu den leistungsorientierten Mountain Running Schuhen für die ultralangen Strecken. Anders als der gleichnamige Jackal 2 mit klassischer Schnürung hat dieses Modell ein Boa-Drehverschluss-System, welches eine sehr schnelle und optimale Volumenregulierung möglich macht.

Die Sohle soll stoßdämpfend und energie-rückführend sein. Das Obermaterial gilt als robust und schützend – zusammen mit dem passgenauen Sitz soll es sehr viel Sicherheit, Stabilität und Komfort auf langen und technischen Strecken ermöglichen.

Erster Eindruck

Als erstes fallen neben dem speziellen Look natürlich die beiden Dreh-Verschlüsse und die sehr elastische und hohe Zungen- und Kragenkonstruktion ins Auge. Der Schuh wirkt etwas wie ein sockenartiger „Lauf-Halbstiefel“, er liegt nicht schwer in der Hand und das Obermaterial fühlt sich sehr robust und anpassungsfähig an.

Die Bauweise scheint recht schmal zu sein. Das außergewöhnliche Schnürsystem funktioniert einwandfrei. Der Schuh passt wie angegossen. Es drückt und stört nichts, die Dämpfung ist angenehm, nicht zu viel und nicht zu wenig. Die Beschaffenheit der Außensohle erweckt den Eindruck, dass der Schuh auch für technisch anspruchsvollere Passagen konzipiert wurde.

Ich bin nach den ersten Metern allerdings sehr gespannt, ob der Jackal 2 Boa den Spagat zwischen Komfort und Dynamik auf den Trails schaffen kann.

Wie funktioniert der Boa-Drehverschluss?

Bei den Boa-Drehverschlüssen ist es wichtig zu wissen, dass man diese nur durch kurzes Ziehen (am besten mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger) öffnet und durch Druck wieder schließen kann. Zum Öffnen zieht man also kurz an den beiden Drehverschlüssen, schlüpft in den Schuh, drückt die beiden Boa-Drehverschlüsse wieder an und dreht diese im Uhrzeigersinn. Durch das Drehen der Verschlüsse wird die Schnürung individuell zugezogen und angepasst.

La Sportiva Jackal 2 Boa im Test

Der La Sportiva Jackal 2 Boa im Test

Zuerst mussten wir uns mit der Boa-Konstruktion vertraut machen. Diese individuell einstellbare Passform ist wirklich genial, man fühlt sich auf Anhieb wohl und sicher.

Bei unserem ersten Testlauf muss der Jackal Boa 2 ein paar Kilometer auf Asphalt bis zu den Trails ins Gebirge bewältigen. Er läuft sich sehr rund und angenehm, die Kombi aus Dämpfung und Energierückführung funktioniert sehr gut. Im Gelände zeigt er sich auf wurzelreichen Waldwegen sicher und dynamisch, auf Geröll und felsigen Untergründen macht er alle Abschnitte spielend leicht mit. Der sockenartige Abschluss und das Boa-System bewirken eine geniale Anpassungsfähigkeit, ein sicheres Gefühl und einen sehr guten Halt im Schuh – das erhöht den Spaß- und Sicherheitsfaktor gerade auch bei schwierigeren Downhills enorm.

Das Sandwich-Mesh bestehend aus recycelten Materialien und wärmegeklebten TPU-Verstärkungen, macht einen sehr angenehmen und durchaus abriebfesten, robusten Eindruck. Die mehrschichtige Mikrofaser-Flap und Zunge samt Ariaprene-Kragen wirkt sockenartig und sehr bequem, es stört nichts, es drückt nichts – und im Gegensatz zu vielen anderen Trailmodellen haben beim Jackal 2 Boa durch den enganliegenden Kragen kleine Steine oder Schmutz keine Chance in den Schuh hineinzugelangen. Das ist für mich eine der größten Stärken des Schuhs, denn ich muss sonst öfter mal nachjustieren oder kleine Steinchen herauspulen, was enorm stört und wertvolle Zeit in Anspruch nimmt, vor allem bei Wettkämpfen.

Das Fußbett ist weich, die Zwischensohle besteht aus EVA mit der Infinitoo™ Technology und rock-shield aus verdichtetem EVA+ sowie aus einer Zusatzschicht („cushoning platform“).
Die Außensohle ist robust und bietet mit ihrer Gummimischung und den seitlich liegenden Stollen guten Grip bei verschiedenen Wetterlagen und Untergründen.

Der Schuh erweist sich insgesamt auch in gebirgigem Terrain als sehr belastbar, effizient, sicher und recht aggressiv – er ist zwar nicht der dynamischste, spritzigste Laufschuh, reagiert aber dennoch schnell und macht auch abrupte Richtungswechsel sehr gut mit. Man fühlt sich sicher und trotzdem frei, behält trotz der recht hohen Sprengung (7mm) ein gutes Gefühl für den Untergrund.

Der Preis ist hoch, doch durchaus gerechtfertigt. Für mich gehört der Jackal Boa 2 zu den größten Überraschungen dieses Jahres. Ein toller Schuh. Allerdings nicht geeignet für sehr breite Füße. Man kann übrigens trotz des hohen Kragens und der speziellen Bauweise bei Bedarf die La Sportiva Einlegesohlen schnell und unkompliziert rausnehmen und eigene Einlagen einlegen.

Für welche Strecken und Orte ist der La Sportiva Jackal 2 Boa zu empfehlen?

Der La Sportiva Jackal 2 Boa wurde für die ganz langen Trainingseinheiten und Wettkämpfe im Gelände entwickelt und kann sowohl auf technischen Trails wie auf unkomplizierteren Waldpfaden oder Schotterpisten sehr überzeugen. Durch das besondere Boa Fit-System sitzt der Schuh wie eine Socke am Fuß und erreicht dadurch einen sehr hohen Wohlfühlfaktor und ein sicheres Gefühl. Die Außensohle mit der Impact Brake Technologie ist langlebig und gibt optimale Traktion und Haftung auf verschiedensten Untergründen.

Für welche Läufertypen ist der La Sportiva Jackal 2 Boa zu empfehlen?

Der La Sportiva Jackal 2 Boa ist ideal für alle Läufer, die einen Trailrunning-Schuh für kurze, mittellange und sehr lange Strecken im Wald, auf Schotterpisten sowie in den Bergen suchen.

Besonders begeistert werden diejenigen sein, die sonst immer wieder mal „Steinchen sammeln“ – denn beim La Sportiva Jackal 2 Boa ist es bei unseren Testläufen nicht ein einziges Mal vorgekommen, dass sich kleine Störenfriede in den Schuh geschmuggelt haben. Gerade bei vielen Downhills und Streckenabschnitten im Geröll ist das ein großer Vorteil und erhöht den Komfort und Spaßfaktor enorm.

Die Passform ist für etwas schmalere und „normale“ Fußformen ideal – sehr breite Füße werden sich eher in dem Jackal Modell mit der klassischen Schnürung wohlfühlen. Ich mag normalerweise gerne mehr Platz im Vorfußbereich, habe mich aber überhaupt nicht eingeengt, sondern überraschend wohl im Jackal 2 Boa gefühlt.

La Sportiva Jackal 2 Boa im Test

Fazit

Ein sehr vielseitiger, sicherer und robuster Trailschuh mit einer außergewöhnlich guten sockenartigen Passform und hohem Wohlfühlfaktor. Sehr gut geeignet für Langstrecken und Wettkämpfe im Gelände.

Stärken

  • Doppeltes BOA-System für die optimale individuell einstellbare Passform
  • Hoher Tragekomfort
  • Keine Chance für das Eindringen von Steinchen und Dreck
  • Sehr gute Anpassungsfähigkeit
  • Gute Traktion auf verschiedenen Untergründen

Getestet wurde der Schuh auf Schotter und Waldwegen sowie im Gebirge.

Kategorie und Einsatzbereich: Neutraler Trail-Langstrecken-Laufschuh

Gewicht: 273g (Damengröße EU 41,5)

Preis: 200 Euro, es gibt den Schuh in verschiedenen Farben und auch mit einem klassischem Schnürsystem, erhältlich bei La Sportiva

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Hinweis zur Schuhpflege

Damit der Schuh nicht vorzeitig verschleißt, sollte er auf keinen Fall zum Reinigen in die Waschmaschine gegeben werden, sondern mit einer weichen Bürste oder einem feuchten Tuch abgeputzt werden. Nach dem Laufen den Schuh nicht in die Sonne stellen, ihn auch nicht an einem feuchten Ort aufbewahren. Wie alle Laufschuhe sollte er zwischen den Läufen ein bis zwei Tage pausieren dürfen, um nicht vorzeitig zu verschleißen.

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