Dr. Georg Abel über Lauftraining, Apps & Körpergefühl
„Flexibel im Kopf. Beständig im Training.“
Ernährungswissenschaftler, Dozent, Triathlet und Coach Dr. Georg Abel verrät im RUNTiMES Podcast seine besten Tipps und Erfahrungswerte für Läufer – vom Ernährungsverhalten über häufige Lauffehler bis zum Krafttraining. Einen Vorgeschmack auf die Podcastfolgen gibt es hier.
Triathlet Dr. Georg Abel über Lauftraining mit Apps, Ernährung, Regeneration und realistische Ziele
RUNTiMES: Was sind deine sportlichen Ziele für dieses Jahr?
Dr. Georg Abel: Abgesehen vom Kampf gegen den Altersverfall? (lacht) Einige habe ich mir schon gesetzt. Zum Beispiel eine Langdistanz Anfang Juni. Zum Herbst und Winter schiele ich auch schon in Richtung HYROX, denn obwohl ich Ausdauersportler bin, mag ich auch die Abwechslung. Inzwischen bin ich aber nicht mehr ganz so hart und ehrgeizig.
RUNTiMES: So wie beim Ironman in Hawaii unter 10 Stunden?
Dr. Georg Abel: Ja. Das war damals mein großes Ziel. Nachdem ich das erreicht hatte, habe ich mich trotzdem weiterhin viel bewegt. Inzwischen probiere ich auch mal andere Belastungsformen und finde ebenfalls viel Freude in anderen Sportarten.
RUNTiMES: Was sind aus deiner Sicht häufige Fehler beim Laufen?
Dr. Georg Abel: Fehlende mentale Flexibilität. Früher hatte ich Pläne, die mir wie in Stein gemeißelt erschienen. Ich wollte sie mit allem Zwang und unter allen Bedingungen einhalten und durchziehen.
Das war nicht immer förderlich. Denn es kommt immer das Leben dazwischen – mal eine Verletzung, berufliche Verpflichtungen oder Stress. Da braucht es geistige Flexibilität, um sich anzupassen – und Kontinuität, um dranzubleiben.
RUNTiMES: Was sind weitere Erfolgsfaktoren für Läufer?
Dr. Georg Abel: Neben attraktiven Zielen – das kann eine Zeit, ein Bild oder ein bestimmter Wettkampf sein – braucht es eine realistische Berücksichtigung des Umfelds wie der Familie und beruflichen Verpflichtungen. Es ist sehr hilfreich, mit einem Coach zusammen zu arbeiten und sich Trainingsblöcke und Zeitfenster festzulegen.
RUNTiMES: Wie wichtig sind Apps beim Training?
Dr. Georg Abel: Für mich sind sie fast nicht mehr wegzudenken. Ich nutze TrainingPeaks für meine Trainingspläne, Strava für die Community und Zwift fürs Indoor-Training. Dazu Garmin, um alles zu tracken. Das erleichtert auch die Arbeit mit dem Coach, wenn man die Trainingsdateien über Plattformen teilen kann.
RUNTiMES: Und beim Thema Ernährung?
Dr. Georg Abel: Da habe ich früher MyFitnessPal oder Yazio ausprobiert, aber man sollte die Zahlen nicht überbewerten. Sie helfen eher, ein Gespür für den Umgang mit Lebensmitteln und ein Gefühl für Portionsgrößen und Kalorien zu entwickeln.
RUNTiMES: Verwendest du ein Tool zum Schlaftracking?
Dr. Georg Abel: Ja, manchmal: Das Whoop-Armband und Apple Health. Man sieht klar: Alkohol oder spätes Essen verschlechtern den Schlaf. Das motiviert, auf solche Dinge zu achten.
RUNTiMES: Wie setzt man sich realistische Trainingsziele?
Dr. Georg Abel: Viele überschätzen, was in kurzer Zeit möglich ist, und unterschätzen, was mit Geduld geht. Besser kleine Zwischenziele stecken und sich auf langfristige Routinen konzentrieren.
RUNTiMES: Wie wichtig sind neue Trainingsreize?
Dr. Georg Abel: Sehr wichtig. Alle drei bis sechs Wochen sollte man den Plan anpassen – ob über Intensität, Dauer oder Trainingsart. Ich baue zum Beispiel regelmäßig HYROX-Workouts ein.
RUNTiMES: Braucht man als Läufer Krafttraining?
Dr. Georg Abel: Auf jeden Fall. Klassische Übungen wie Hip Thrusts, Kniebeugen, Kreuzheben, Latzug – das alles dient der Leistungssteigerung, Stabilisierung und Verletzungsprophylaxe. Sprunghafte Belastungsformen wie Seilspringen sind dagegen hilfreich für eine kurze Bodenkontaktzeit.
RUNTiMES: Deine Tipps für Sixpack und Sommerfigur?
Dr. Georg Abel: Mehr Eiweiß essen, viel Gemüse und Obst, Omega-3-Fettsäuren integrieren, Kohlenhydrate je nach Trainingspensum anpassen und Heißhunger vermeiden, indem man direkt nach dem Sport etwas isst. Außerdem ist es wichtig, dass man viel trinkt, jedoch nur energiefreie Getränke. Ernährung ist da der größte Hebel.
RUNTiMES: Und über die Ernährung hinaus?
Dr. Georg Abel: Das hängt natürlich vom Zeitbudget ab. Wenn ich z.B. nur drei Stunden pro Woche habe, würde ich den Fokus aufs Krafttraining legen, etwa durch Ganzkörperübungen. Wer mehr Zeit hat, nimmt Ausdauertraining hinzu. Das unterstützt die kardiovaskuläre Gesundheit und trainiert den Fettstoffwechsel.
Um die mechanische Belastung zu reduzieren, kann man Alternativsportarten wie Schwimmen und Radfahren einbauen. Wobei man zugeben muss: Das häufig gewünschte Sixpack hat auch eine genetische Komponente.
Das komplette Interview mit Dr. Georg Abel findest du hier zum Anhören:
Teil 1
Teil 2