Was ist Lebensfreude?

Lebensfreude ist das Empfinden der Freude am eigenen Dasein. Oft wird Lebensfreude mit Glücklichsein, Vitalität, Selbstannahme und Optimismus verknüpft.

Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass es nicht die äußeren Lebensumstände und Ereignisse sind, die unseren „Glückspegel“ bestimmen. Ich habe in meinem Leben oft Leute getroffen, die arm, hungrig und vom Leben ganz schön gebeutelt waren, in Erdbeben oder Stürmen alles verloren haben – und trotzdem noch in der Lage waren, sich zu freuen.

Glückliche Menschen sind meist hilfsbereiter und freundlicher als ihre Artgenossen. Und sie gehen optimistischer durchs Leben, können sich über kleine Dinge freuen und lachen.

„Wenn wir Freude am Leben haben, kommen die Glücksmomente von selber.“
Ernst Ferstl

Lebensfreude beim Transalpine run 2019

Was macht glücklich?

Glückliche Menschen leben gesünder und länger. Aber was macht glücklich?

Konsum macht die Menschen jedenfalls nicht zufriedener. Der Wirtschaftswissenschafter Tibor de Scitovsky hat daher einen guten Rat parat: Geld in nicht in Komfort zu investieren, sondern in gemeinsame Unternehmungen mit Freunden oder der Familie, die nicht vergänglich sind oder bleibende Erinnerungen schaffen.

Unser Laufsport ist zum Glück weder preisintensiv, noch braucht man dafür besondere Fähigkeiten. Man braucht eigentlich nur ein Paar gute Laufschuhe, Funktionsklamotten und dann setzt man ein Fuß vor den anderen. Das kann jeder überall tun ohne viel Geld auf dem Bankkonto zu haben. Und da Ausdauersport nachgewiesen bei psychischen Erkrankungen hilft, ist Laufen oft die beste Medizin gegen Schwermut und Bitterkeit.

Laufen macht glücklich, aber macht Glück auch Beine?

Laufen führt zu mehr Genuss – das Essen schmeckt nach einem langen Training so viel besser, das Wasser intensiver, man fühlt sich viel wohler in seinem Körper und in seinen vier Wänden. Und ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es nicht nur mir besser geht, wenn ich eine Runde laufen war – auch meinem Umfeld tut es wohl, weil ich deutlich „genießbarer“ bin und bessere Laune habe. Laufen gleicht aus, nimmt den Stress von den Schultern und der Seele. Laufen hilft immer.

Dass Laufen unsere Lebensqualität verbessert, ist längst bekannt. Läufer sind die glücklicheren Menschen. Aber verschafft Lebensfreude auch mehr Lauffreude? Laufen glückliche Menschen besser? Sind wir schneller, wenn wir glücklich sind, oder kommen erst durch Krisen und Kummer die Bestzeiten zustande?

Ich sehe einen großen Unterschied zwischen Menschen, die verbissen laufen und sich über ihre Leistungen beim Sport definieren und Personen, die laufen, weil es Spaß macht und gesund ist. Laufe ich mit Freude, dann übertreibe ich es nicht so schnell. Laufe ich, um mir oder Anderen etwas zu beweisen, dann geht es auch schnell in eine ungesunde Richtung. Ab und zu ist es glücksfördernd, sich selbst diese Frage zu stellen und ehrlich zu beantworten: Laufe ich noch, weil es mich glücklich macht, oder muss ich laufen, um wertvoll und gut genug zu sein?

Was man mit Freude macht, ist immer schöner

Die Glücksforschung hat viele spannende Erkenntnisse darüber gebracht, welche Zutaten man für ein glückliches, erfülltes Leben braucht. Und viele davon stimmen mit meiner eigenen Lebenserfahrung als Glückssuchender zusammen. Ich stelle dir hier die für mich wichtigsten Faktoren für ein erfülltes und fröhliches Leben vor:

Erkenntnis Nr. 1: Ziele verfolgen und erreichen macht froh!

Wir werden glücklich, wenn wir uns ein Ziel vornehmen und es erreichen. Das Gefühl, sich lange für einen Wettkampf geschunden zu haben und dann endlich auch über die Ziellinie zu rennen – ein unfassbarer Moment puren Glücks. Allerdings ist es ganz wichtig, sich realistische Ziele zu setzen – ansonsten verkehrt sich der Effekt ins Negative und man wird unzufrieden, bitter und verliert langfristig seine Selbstachtung.

Erkenntnis Nr. 2: Flow macht froh

Es gibt langfristige Lebensfreude durch Laufen und das Glück beim Laufen. Der legendäre Flow, den jeder anstrebt – das Gefühl, im Einklang mit sich und der Natur zu sein, wo es fast von selbst läuft, Erfüllung zu empfinden in der Seele, im Körper, im Innen und Außen. Das stellt sich nur ein, das kriegt man nicht sofort, man kann den Flow nicht produzieren oder erzwingen und es gibt auch keine Flow-Formel für alle, er ist sehr individuell und kommt dann zu uns, wenn wir investieren und dranbleiben. Der Körper produziert Glückshormone schon während des Laufs, anschließend ist man selig. Flow macht lebensfroh.

Erkenntnis Nr. 3: Freude und Schmerz liegen nah beieinander und existieren nebeneinander

Das weiß jeder, der mal Marathon gelaufen ist. Oder noch längere Distanzen. Ich weiß noch genau, wie ich mich bei einem 24-Stunden-Lauf etwas mehr als 173 Kilometern in den Beinen fühlte. Freude und Schmerz. Triumpf und Erschöpfung. Totale Begeisterung und das Gefühl nie wieder eine Treppe heruntergehen zu können. Schmerz und Freude sind beide Motoren. Und manchmal brauchen wir Tiefen und Täler, um die Freude am Leben wiederzufinden. Um die kleinen Kostbarkeiten des Lebens wieder wertzuschätzen.

Die Abwesenheit von Problemen führt nicht zwangsläufig zur Anwesenheit guter Dinge. Unser Leben ist geprägt davon, dass nie alles nur gut ist oder nur schlecht. Ich habe lange geglaubt, erst glücklich sein zu können, wenn ich keine Probleme mehr habe. Aber das ist dumm und trügerisch. Auch wenn das Leben uns Steine in den Weg legt, können wir trotzdem und gleichzeitig Freude haben. Es ist gut zu lernen, dass es nicht immer nur darum geht, Sorgen und Probleme loszuwerden, sondern in den Sorgen und Problemen etwas für positive Erlebnisse und Gedanken zu tun.

Erkenntnis Nr. 4: Auch Herzschmerz und Sorgen können dich schneller machen

Wenn du dich gerade schwer tust mit Lebensfreude: nimm deinen Schmerz und mach eine Bestzeit daraus! Ich bin nach einer Trennung meinen schnellsten Marathon gelaufen. Es tat einfach gut, den Herzschmerz nicht mehr zu fühlen, sondern 42 Kilometer lang zu rennen, als könnte ich alles was mich bedrückt „rauslaufen“. Die Beine waren schwer, das Herz hüpfte. Kummer kann Beine-machen. Und sich einer Laufherausforderung zu stellen ist auf jeden Fall gesünder und beschert schönere Erinnerungen und Meilensteine, als sich zu betrinken oder anderen Unsinn zu machen.

Erkenntnis Nr. 5 Nur funktionieren und existieren macht keine Freude

Wir sind keine Maschinen, wir sind Seelenwesen, auch wenn wir es manchmal nicht wahrhaben wollen oder uns dagegen wehren. Unsere Stimmung ist auch nicht unabhängig von dem Gemütszustand oder der Laune unserer Mitmenschen. Daher ist es wichtig, sich Pausen zu nehmen, dem Stress zu entfliehen, nach einem Streit Dampf abzulassen. Und wo geht das besser als beim Laufen?

Erkenntnis Nr. 6: Auch fürs Laufen gilt: Geteilte Freude ist doppelte Freude

Freude kann ansteckend sein, genau wie Lachen. Soziale Beziehungen sind wesentlich für unser Glück. Glückliche Menschen haben gute Freundschaften. Dabei zählt nicht die Menge, sondern die Qualität der Freundschaften.

Ein Schweizer Lebenskünstler hat mal gesagt: „Heiterkeit, Lebensfreude und Lebensfreunde stärken den Lebensmut und machen unbesiegbar.“ Geteilte Freude verdoppelt sich nicht nur, sie hält auch länger. Und wer sich mit anderen freuen kann, die ihr Ziel erreichen oder etwas Schönes erlebt haben, der hat großes Glück im Leben.

Erkenntnis Nr. 7: Lebensfreude kann man lernen!

Lebensmut kann erlernt werden bzw. trainiert werden. Er kommt nicht über Nacht, aber wenn wir kleine Veränderungen in unseren Einstellungen erreichen und gute Gewohnheiten entwickeln, kann sich unsere Lebensqualität auf Dauer verbessern.

Ein besonders guter Trainer für ungezwungene Freude am Leben sind Kinder. Lebensfreude von Kindern wirkt ansteckend. Und ich glaube, hin und wieder macht es Sinn, sich auch beim Training mal ganz kindlich zu verhalten. Die Uhr zu Hause zu lassen, ohne Plan und Trainingsdruck durch die Wiesen und Wälder zu rennen, sich auf der Wiese auf den Rücken zu legen und in den Wolken Bilder zu entdecken. Wieder mal über all die Wunder dieses Lebens und dieser Welt zu staunen. Neugierig zu bleiben. Sich mit offenen Augen und Ohren zu bewegen. Und ab und zu mal die Zeit zu vergessen. Dann kommt das Glück ganz von allein.

Schöne Erfahrungen wie ein Lauf in der Natur mit guten Freunden oder ein Wettkampf in einer Kleinstadt oder Metropole machen glücklicher als Besitztümer anzusammeln. Gemeinsam Sport zu machen und dann etwas essen zu gehen oder in den See zu springen – das reduziert die Sorgen und den Alltagsstress und macht fit und fröhlich.

Freude und Glück sind nicht alles

Freude und Vergnügen sind nicht alles. Manchmal erscheint die ständige Glücks-Suche mancher Menschen recht verzweifelt. Alles Glück der Welt taugt wenig, wenn es zerrinnt. Wir brauchen das Gefühl, dass unser Leben Sinn macht und Sinn hat, vor allem dann, wenn die Umstände nicht einfach sind.

„Ich habe mir meine besten Gedanken ergangen und kenne keinen Kummer, den man nicht weggehen kann“, so hat es der Philosoph Søren Kierkegaard einst auf den Punkt gebracht. Und ich glaube, beim Laufen wird dieser Effekt einfach noch schneller erreicht.

Ich weiß nicht, was deinem Glück bisher im Wege steht. Aber ich bin davon überzeugt, dass Laufen in den Bergen, im Wald oder am Fluss, durch Wiesen oder Wälder in unserer Seele und in unserem Körper eine Glücks-Rakete zünden kann.

Ich wünsche dir Lebensmut, Lebensfreude und gute Lebensfreunde. Und Läufe, die dein Glück vermehren.

Deine Tabitha

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