Wenn der Fuß chronisch überlastet ist

Knochenödeme, Ermüdungsbrüche, Schleimbeutelentzündungen

Die Beschwerden beginnen oft schleichend: Anfangs spürt man nur nach dem Lauftraining einen leichten Schmerz im Fuß, später tut sogar das normale Gehen weh. Oft ist ein Knochenödem die Ursache. Nicht selten führt das Knochenödem zu einem Ermüdungsbruch. Die gute Nachricht: Diese Verletzungen heilen in der Regel sehr gut aus.

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„Unter einem Knochenödem versteht man eine vermehrte Wasseransammlung im Knochen“, erklärt Dr. Ulrich Bader, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in der OrthoPraxis in Gräfelfing. „Die Flüssigkeit führt zu einer Schwellung. Dadurch wird Druck auf das umliegende Gewebe ausgeübt, auch auf Blutgefäße und Nerven. Dies verursacht dann die Schmerzen.“ Die Erkrankung kann prinzipiell in allen Knochen auftreten. Bei Laufsportlern sind aber neben dem Schienbein vor allem die Mittelfuß- und Fußwurzelknochen betroffen. Überlastung zählt als Hauptursache für das Knochenödem bei Laufsportlern.

„Betroffen sind oft Laufsportler, die nach längerer Pause wieder auf dem gleichen Level weitermachen wollen, wo sie aufgehört haben“, weiß Dr. Bader. „Ehrgeiz ist natürlich positiv, aber solche Wiedereinsteiger machen oft den Fehler, dass sie das Training zu schnell steigern und zu wenig Pausen sowie Regenerationszeiten einplanen. Das belastet dann die Knochen übermäßig.“ Schlecht dämpfende Sportschuhe schaden ebenfalls den Knochen.

Mikrorisse können im Knochen entstehen

Es ist wichtig, ein Knochenödem zeitnah zu behandeln: „Werden die Beschwerden bei einem Knochenödem ignoriert und der Trainingsumfang nicht reduziert, kann es zu Mikrofrakturen innerhalb des Ödems kommen“, sagt Dr. Bader. Es bilden sich winzig kleine Brüche im Knochen. Ermüdungsbruch beziehungsweise Stressfraktur nennen Mediziner dies.

Zwar versucht der Körper anfangs noch dies auszugleichen, indem er vermehrt Knochensubstanz bildet. Irgendwann schafft er es aber nicht mehr. Der Knochen wird dann immer anfälliger. Dr. Bader. „Bei einem vorgeschädigten Knochen reicht mitunter eine einzige ungünstige Bewegung – und der Knochen bricht. Auch ein Stolpern, das sonst vermutlich keine Konsequenzen gehabt hätte, kann in solchen Fällen eine Fraktur nach sich ziehen.“

Der Ermüdungsbruch wird oft auch als „Marschfraktur“ bezeichnet. Früher waren vor allem Soldaten betroffen: Das kilometerlange Marschieren belastete die Knochen übermäßig. Erstmals beschrieb der preußische Heeresarzt Breithaupt im Jahr 1855 dieses Krankheitsbild. Der Militärarzt beobachtete bei Rekruten nach langen Märschen einen schmerzhaft geschwollenen Vorfuß, es entstanden winzig kleine Brüche im Knochen.

Das Problem: Von außen ist eine Stressfraktur in der Regel nicht zu erkennen. Und da die Beschwerden anfangs oft nur mäßig stark sind, warten die Betroffenen mitunter sehr lange bis sie endlich zum Arzt gehen. Doch in dieser Zeit schreitet die Krankheit voran, der Knochen wird immer anfälliger.

„Plötzliche oder immer wiederkehrende Schmerzen beim Laufen sollten zeitnah beim Orthopäden abgeklärt werden“, rät Dr. Bader. Für die exakte Diagnose veranlasst der Arzt neben einer Röntgenaufnahme in der Regel eine Kernspintomografie (MRT). Vor allem in der Frühphase liefert ein MRT-Bild wertvolle Hinweise auf einen eventuellen Ermüdungsbruch. Denn im MRT sind auch feinste Haarrisse im Knochen zu erkennen. Im Röntgen würde man diese nicht sehen.

Wichtig zu wissen: „Sind Frauen in der Menopause von einer Stressfraktur betroffen, sollte zusätzlich eine Knochendichtemessung durchgeführt werden“, empfiehlt Dr. Bader. Diese zeigt, ob vielleicht schon eine Osteoporose (Knochenschwund) vorliegt, unter der viele Menschen mit zunehmendem Alter leiden.

Bewährt hat sich bei einem Knochenödem und einem Ermüdungsbruch folgende Behandlung:

  • Schonung. Sich schonen – das ist die erste und wichtigste Maßnahme. Dr. Bader empfiehlt eine etwa sechswöchige Pause. In der Regel werden – je nach Ausmaß der Verletzung – zusätzlich spezielle Einlagen, ein Verbandschuh oder eine Entlastungsorthese verschrieben, damit man sich im Alltag schmerzfrei bewegen kann.
  • Medikamente. Vorübergehend können auch Schmerzmittel genommen werden. Meistens ist das nur für wenige Tage nötig, denn durch Schonung und Entlastung gehen die Schmerzen in der Regel ohnehin rasch vorbei. Zusätzlich verschreiben viele Ärzte Vitamin D und Calcium zur Verbesserung des Knochenstoffwechsels.
  • Physiotherapie. Ist der akute Schmerz abgeklungen, zählt Krankengymnastik zu den wichtigen Behandlungsbausteinen. Spezielle Übungen stärken die umliegende Muskulatur des betroffenen Knochens. Es ist auch wichtig eventuelle Muskelungleichgewichte abzubauen, um eine Fehlbelastung einzelner Körperteile zu verhindern.

Eine Operation ist bei einer Stressfraktur oder einem Knochenödem nur sehr selten notwendig.

Ein Return-to-sport ist bei Überlastungsschäden am Fuß meistens nach sechs bis acht Wochen möglich. Dr. Bader: „Am besten ist es nach einer Verletzung, den Zeitpunkt für den Wiedereinstieg ins Lauftraining und das Trainingsprogramm mit dem Orthopäden abzustimmen. Am Anfang könnte man auch auf Alternativsportarten wie Schwimmen und Radfahren ausweichen. Man baut Kondition auf, belastet die Fußknochen aber deutlich weniger. Das Lauftraining sollte dann sehr langsam gesteigert werden.“

Schleimbeutelentzündung

Hinter einer Schwellung am Fußknochen kann auch eine Schleimbeutelentzündung (Bursitis) stecken. Schleimbeutel dienen eigentlich als Polster zwischen den Knochen und den weichen Strukturen des Körpers. Sie schützen das Gelenk bei Bewegung. Solche Schleimbeutelentzündungen sind meistens die Folge einer einseitigen Belastung, sagt Dr. Bader: „Bei starker Belastung bildet der Körper vermehrt Schleimbeutelflüssigkeit, um das Gelenk zu schützen. Lässt die Belastung nach, baut die Flüssigkeit sich normalerweise wieder ab. Bei einer Schleimbeutelentzündung gerät der Abbau jedoch ins Stocken und der Schleimbeutel schwillt an.“

Behandlung: Im Normalfall heilt eine Schleimbeutelentzündung innerhalb weniger Wochen von selbst aus. Bis dahin helfen kühlende Salben oder Gels sowie entzündungshemmende Schmerzmittel. Dr. Bader: „Ist die Entzündung abgeklungen, der Schleimbeutel aber trotzdem noch vorhanden, kann die angesammelte Flüssigkeit mittels einer Punktion entfernt werden und Cortison gespritzt werden.“ Selten ist eine operative Entfernung des gesamten Schleimbeutels erforderlich.

Unser Experte: Dr. Ulrich Bader ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in der OrthoPraxis in Gräfelfing. Dr. Bader besitzt große Expertise in der konservativen und operativen Behandlung von Hochleistungssportlern und Freizeitsportlern.

www.ortho-graefelfing.de

Autorin: Gabriele Hellwig

Füße: Teil 1  Fersenschmerzen

Füße: Teil 2 Fußfehlstellungen

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