Eisbaden für Läufer – gönn dir eine Eiszeit!

Warum Eisbaden? Drei Gründe, warum das Winterbad auch Läufer stark und fröhlich macht

Hätte man mir vor drei Jahren gesagt, dass ich mal mit Freude wöchentlich im Winter bei Minusgraden in den See springe, hätte ich nur den Kopf geschüttelt. Menschen, die im Winter baden gehen, hielt ich für ein wenig durchgeknallt.

Eisbaden nach dem Sport - der Gang ins Wasser

Natürlich kannte ich das Eisbaden vom Sport, um nach einem harten Training die Regeneration anzukurbeln. Und auch Kneippgänge waren mir vertraut – vor allem nach Etappenläufen, aber ich mochte es eigentlich lieber kuschelig. Seit zweieinhalb Jahren bin ich überzeugt: Eisbaden kann uns Läufern als geniales Abhärte-Programm und Regenerations-Booster helfen.

In einen Whirlpool zu springen, klingt erstmal reizvoller, als sich in eine Eiskammer zu schwingen, um dort bei minus 110 Grad zu bibbern oder ganz genussvoll im Eiskübel unterzutauchen. Aber wenn man dann die positiven Effekte am eigenen Körper spürt, kommt man mit der Zeit doch auf den Geschmack.

Wenn das Wasser bis zum Halse steht…

Wie so oft im Leben ändern wir uns erst, wenn uns das Wasser bis zum Hals steht – oder wenn ein besonderes Ziel auf uns wartet und uns motiviert. Bei mir war es eine Fuß-Verletzung, die mich zum Innehalten, Umdenken und einer langen Laufpause zwang. Für mich eine schwierige Herausforderung. Ich bin an ein Leben mit viel Sport gewöhnt. Außerdem kann ich nicht kreativ sein, fühle mich unwohl in meinem Körper, kann Emotionen nicht gut verarbeiten, bin spirituell leer, wenn ich nicht morgens meine Runde drehe, frische Luft in die Lungen pumpe, mir allen Stress und alle Sorgen von der Seele laufe, mich austobe. Ich fühlte mich ausgebremst und von meinem Körper im Stich gelassen.

Wenn uns ein Hindernis in den Weg gelegt wird, haben wir trotzdem die Wahl, wie wir damit umgehen.

Ich entschloss mich, die Zeit zu nutzen, um Neue Dinge zu lernen, um mich in anderen Lebensbereichen weiterzuentwickeln, um resilienter zu werden, Kraft aufzubauen und mein Immunsystem anzukurbeln.

Im Frühjahr vor zwei Jahren war es ein 60 Jahre alter Russe, der mich zum Eisbaden inspirierte. Er geht springt selbst im Winter einmal am Tag munter in den See, weil ihn das körperlich und mental fit hält. Ich beschloss, es ihm gleich zu tun, allerdings nur einmal oder zweimal pro Woche. Zum Glück fand ich eine Mitstreiterin.

Meine Lauffreundin Anna und ich trainierten zweimal in der Woche zusammen und so nahmen wir uns gemeinsam vor, ab sofort jede Woche im nahegelegenen See schwimmen zu gehen – egal bei welchem Wetter. Der Sommer verging, der Herbst kam. Es wurde kälter und kälter, wir wurden stärker. Selbst im Winter hielt uns ein Schneesturm und das Thermometer nicht ab: Minus 15 Grad. Wahnsinn. Da wir uns eine gemeinsame Challenge ausgesucht hatten, war es leichter. Wir motivierten uns gegenseitig. Wir sind im letzten Winter über uns hinausgewachsen, wir sind körperlich und seelisch stärker geworden.

Das Gefühl danach ist einfach unschlagbar, und ich regeneriere nach einem Training mit „Kältetherapie“ deutlich schneller. Nicht ohne Grund nutzen auch Profisportler regelmäßig ein Eisbad oder die Kältekammer, um stärker, schneller oder resistenter zu werden. Wichtig ist allerdings, den Körper an die Kältetherapie zu gewöhnen. Spontan an Weihnachten mal in einen See zu springen, wird wohl keinem dienen.

Eisbaden Winterbaden im See bei Schnee

Was passiert beim Eisbaden?

Durch die plötzlich eintretende Kälte wird der Körper einem krassen Temperaturreiz ausgesetzt. Um sich warm zu halten, reagiert der Körper mit der schnellen Bereitstellung von Wärme. Die Gefäße, die sich nach dem „Temperatursturz“ zusammengezogen hatten, weiten sich. Das Blut kann dadurch schneller zirkulieren und der Kreislauf stabilisiert sich.

Warum ist Eisbaden nach dem Sport gesund?

Hartgesottene Wasserratten lieben das Eisbaden, weil es unheimlich viel Spaß macht, die Willenskraft stärkt, der Gesundheit dient und Freundschaften zusammenschweißt.

Der Kopf ist hellwach. Der Körper erfrischt und aktiviert. Das Immunsystem wird gestärkt, Infekten wird vorgebeugt. Die verbesserte Durchblutung führt zu dem Gefühl, „noch lebendiger“ zu sein.

Für uns Läufer ist natürlich der Regenerationseffekt und die Steigerung der Leistungsfähigkeit interessant. Nicht umsonst gehen viele Trailläufer in den Eisbach, Profifußballer und Triathleten nach dem harten Training oder Wettkampf in den Eiskübel. Durch die Konfrontation mit den extrem niedrigen Temperaturen reagiert der Körper mit der Ausschüttung von Adrenalin, Endorphinen sowie den entzündungshemmenden Kortikoiden. Dieser „Cocktail“ wirkt wie ein Regenerationsbeschleuniger. Man kommt zügiger wieder auf die Beine, fühlt sich vor allem nach langen Läufen viel schneller wieder frisch und munter.

Doch damit das Eisbaden nach dem Sport seine gesundheitsfördernden Wirkungen erzielen kann, muss es regelmäßig praktiziert werden.

Wichtige Regeln fürs Eisbaden:

  1. Eisbaden ist nur gesund, wenn man den Körper behutsam daran gewöhnt und es nicht übertreibt. Das heißt: vor allem am Anfang nie länger als ein paar Sekunden im Eis verbringen.
  2. Vor dem Eisbaden aufwärmen und nach dem Eisbaden schnell wieder warm werden, sonst droht ein Auskühlen und eine Erkältung oder gar eine Nierenentzündung.
  3. Such dir Gesellschaft! Zusammen ist es sicherer und macht auch mehr Spaß.
  4. Wer gesundheitliche Beschwerden hat, sollte vorsichtig sein und lieber kein Winterbaden praktizieren. Das gilt insbesondere für Menschen mit Kreislaufproblemen. Wer unsicher ist, sollte vorher mit seinem Arzt sprechen.

Eisbaden nach dem Sport Schwimmzüge bei Minusgraden

Eine kleine Anleitung – unsere Empfehlung lautet:

Langsames Steigern – in der ersten Woche haben wir mit Kaltduschen/Wechselduschen nach dem Training anfangen. Dann das Eisbaden beginnen: zunächst Kneipgänge machen mit den Füßen, dann bis zur Hüfte, schließlich bis zur Brust ins kalte Wasser steigen. Dann zwei bis drei Züge schwimmen. Wir haben es ausgedehnt bis zu 10 Zügen, dann geht es schnell wieder raus, abtrocknen, warm anziehen. Die Vorbereitung ist sehr wichtig: Alles so bereitzulegen, dass man es schnell findet und nicht Zeit mit Suchen verliert.

Wir kombinieren das Eisbaden mit einem Lauftraining oder Krafttraining. Beispiel: Wir machen ein 30-minütiges TRX-Training, dann laufen wir 2-3 Kilometer (mit einem Laufrucksack samt Handtuch, Hose und Wechsel-Sport-BH) zum See, springen hinein, ziehen uns um und laufen die 2-3 Kilometer zurück nach Hause. Schnell unter die heiße Dusche und warmes Wasser trinken. Danach ist man hoch zufrieden und bereit für den Tag! 😊

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