Joggen gegen den Stress – wie es eine berufstätige Mutter schafft fit und fröhlich zu bleiben

Anna ist Krankenschwester, Mutter von zwei Mädchen und bekommt beim Laufen neue Kraft. Selbst in stressigen Zeiten schafft sie es trotz Schichtdienst und Ehrenamt, Sport zu machen. Laufen macht sie glücklich. Wie die 36-jährige Powerfrau ihren Job, die Kinder und den Sport unter einen Hut bekommt, wie sie trotz der Corona-Krise fit und glücklich geblieben ist und welche Ernährungs-Tipps sie für Vielbeschäftigte hat – darüber redet sie hier im Interview.

Name: Anna-Theresa Lorenzen

Alter: 36 Jahre

Geboren in: Leipzig

Beruf: Krankenschwester

Sportarten: Laufen, Kraftsport, Wassersport

Ziel in 2022: Mehr Rennrad fahren, Trails mit mehr Höhenmetern

Joggen als Tankstelle und erfolgreicher Stress-Killer

Tabitha: Wie oft in der Woche machst du Sport und welche Sportarten betreibst du?

Anna: Ich gehe zwei bis dreimal in der Woche joggen, das macht mich glücklich und gibt mir wahnsinnig viel Kraft für den Alltag. Und dann gehe ich auch bei Wind und Wetter mindestens einmal pro Woche ins Wasser – je nach Temperatur zum Eisbaden, Schwimmen oder Aquajoggen. Yoga baue ich seit Kurzem bewusst sehr regelmäßig mit ein, damit ich beweglich bleibe. Und seit einem Jahr kommt noch das wöchentliche Krafttraining mit meiner Freundin dazu, eine richtig tolle Abwechslung.

Tabitha: Seit wann hast du das Laufen für dich entdeckt und was liebst du besonders daran?

Anna: Nach der Geburt meiner zweiten Tochter wollte ich wieder in Bewegung kommen. Sport stand in unserer Großfamilie von klein auf an der Tagesordnung und so war es für mich naheliegend, wieder damit zu starten. Vor allem mit dem Joggen, das geht immer und überall.

Corona, Kinder, Job und Sport – wie geht das?

Tabitha: Du bist Mutter von zwei Töchtern, arbeitest als Krankenschwester mit wechselnden Schichten und musst auch immer wieder mal einspringen – wie schaffst du es, dann noch so regelmäßig Sport zu machen?

Anna: Das Laufen ist meine bewusste Auszeit, die ich mir sonst schwer geben würde. Sobald ich mir meine Laufschuhe angezogen habe und zur Tür rausspringe, kann ich dem Alltag die Stirn bieten. Bei jedem gelaufenen Meter spüre ich, wie ich wieder Kraft tanke und mein Kopf frei wird. Zudem bläst mir frische Luft in Mund und Nase, was ja aktuell nicht selbstverständlich ist… Solche Momente machen mich glücklich.

Der Sport hat neben meiner Familie und den Kindern eine gewisse Priorität in meinem Leben erhalten. Ich sehe ihn nicht als lästiges Übel, sondern als meine Tankstelle an. Dingen, die uns wichtig erscheinen, räumen wir ja sonst auch gern Platz ein. Im Krankenhaus zu arbeiten hat auch Vorteile. Ich baue das Joggen um die Arbeitszeit herum. Ist der Feierabend gegen 18 Uhr bleibt noch Zeit, um direkt von der Arbeit aus, eine Runde zu drehen. Oder ich laufe zur Arbeitsstelle, springe flott unter die Dusche und stehe 10 min. später gut gelaunt auf der Station. Es ist beides sehr zeitsparend und effizient. Man muss es nur wollen. Ein Teil meiner Kollegen belächelt mich, andere suchen coole neue Laufstrecken für mich und halten mir die Tür auf, damit ich schnell ins Warme komme.

Tabitha: Wie kriegt man es hin, Kinder mit in den Sport zu integrieren?

Anna: Problemlos!!!! Denn du bist als Mama oder Papa das Vorbild deiner Kinder. Was sie von klein auf mitbekommen, empfinden sie als normal und streben im Optimalfall später gern selbst danach. Meine Töchter sind jetzt 5 und 8 Jahre alt – und beide sehr bewegungsfreudig. Als sie noch kleiner waren, wurden sie in einem Fahrradanhänger überall mit hingenommen. Mittlerweile kann ich 12 km um einen See joggen, während sie mich mit ihren Fahrrädern begleiten. Natürlich laufe ich dann keine „gute Zeit“, aber darum geht es in diesen Momenten auch nicht.

Mit einem kleinen Picknick im Gepäck, 5 Ziegen zum Anschauen und 5 Pullerpausen, kommen wir dann auch meist gut gelaunt wieder an. Anschließend berichten sie glücklich was sie alles erlebt haben. Wenn das nicht eine Win-win-Situation für Eltern und Kinder ist. Es ist eine gemeinsame wertvolle Zeit und so bekommen auch schon die Kinder einen guten Bezug zu dem Thema Sport.

Tabitha: Man sagt, dass Krankenschwestern besonders taff sind – stimmt das?

Anna: Um in diesen Beruf nicht kaputt zu gehen, schadet es schon mal nicht etwas selbstbewusst und organisiert zu sein. Das Krankenhaustreiben fordert dich oft heraus. Eine professionelle Distanz zum Patienten ist wichtig, aber trotz allem klar zu äußern, dass man für ihn da ist, das ist die Kunst. Mitleid ist ein schlechter Begleiter, Gleichgültigkeit aber auch nicht der richtige Weg. Man sieht und hört viel Elend und es ist wichtig, diese Dinge nicht mit nach Hause zu nehmen. Wer emotional und auch physisch fit ist, kann mit dem Stress besser umgehen. Leider blicke ich zunehmend in trostlosere Gesichter bei den Kollegen. Sie sind taff, ja, aber ob es ihnen gut geht, daran zweifle ich schon manchmal.

Die Krisen zwingen uns zum Stillstand, aber sie geben uns auch eine Chance zum Neustart

Tabitha: Die meisten Menschen empfinden das letzte Jahr als sehr herausfordernd. Wie hast du es empfunden?

Anna: Oh ja, herausfordernd trifft es gut. Wenn man nicht mehr so viel über das warum philosophiert, entdeckt man auch ganz tolle neue Perspektiven. Wir wurden regelrecht zum absoluten Stillstand gezwungen, haben uns endschleunigen müssen und kriegen die Chance, wieder auf das einfachere Leben zu schauen. Mir wurde besonders im letzten Jahr bewusst, wie schön wir es doch In unserer Heimat haben. Die Ausflüge wurden gezielt in der Nähe gesucht und wir entdeckten immer wieder neues. Die Natur erholt sich sichtbar. Mir wurde vor Augen geführt, dass wir zuvor im absoluten Überfluss gelebt haben und vieles nicht mehr zu schätzen wussten.

Meine größte Sorge im ersten Lockdown war, dass ich keine Hefe mehr bekommen kann zum Backen. Meine Kollegen hielten alle Ausschau und das Problem war schnell beseitigt. Es kann ein Neuanfang für etwas Gutes werden, auf jeden Fall eine Veränderung für jedermann. Jedoch möchte ich auch betonen, dass ich keinerlei existenzielle Sorgen haben muss. Das sieht bei vielen sicher anders aus.

eisbaden nach dem sport - die vorbereitung

Warum Willenskraft, Medien und gute Freundschaften eine Rolle spielen

Tabitha: Du bist im Winter auch bei -15 Grad zum Eisbaden in den See gesprungen. Was gibt dir das Eisbaden? Und was tust du sonst noch, um Geist und Körper fit zu bleiben?

Anna: Manchmal zweifle auch ich an meinem Verstand. Aber ich kann es jedem nur ans Herz legen, der sich selbst etwas Gutes tun möchte. Eisbaden kostet mehr als nur eine kleine Überwindung, aber danach erlebst du ein gigantisches Gefühl. Es stärkt nicht nur dein Immunsystem. Es stärkt auch Seele und Geist. Du wächst über dich heraus. Deine Willenskraft wird stärker, du überwindest dich bewusst jedes Mal aufs Neue. Du bist berechtigt stolz auf dich. Natürlich motiviert es in einer Gruppe mehr und sollte auch nicht allein durchgeführt werden. Ich gebe den Medien nicht so viel Raum in meinem Leben, ich schaue kein Fernsehen und bin auch nicht bei Facebook und Instagram angemeldet. Es fehlt mir an nichts. Ich nehme mir lieber ein gutes Buch und einen Tee zur Hand und pflege echte Freundschaften.

Tabitha: Wie ernährst du dich und was würdest du empfehlen?

Anna: Wie bereits erwähnt backen wir alles selbst. Und wir kochen ausgewogen und überwiegend vegetarisch. Ein wichtiges Instrument für die Küche ist eine Haferquetsche. Bei uns gibt es fast täglich eine Schüssel frischen Hafer mit Obst und Nüssen. Zuvor eingeweicht in Wasser mit etwas natürlicher Süße, ist das ein super Frühstück für Sportler. Aber es ist nicht nur wichtig, was man isst, sondern wann und wieviel spielt die entscheidende Rolle. Esst früh wie ein Kaiser, mittags wie ein König und abends wie ein Bettler. Das ist für den Magen-Darm-Trakt am besten bekömmlich und ihr könnt nachts gut schlafen, wenn nicht mehr viel im Magen liegt.

Annas Tipps für mehr Leistungsfähigkeit und Gesundheit:

  1. Trinkt ausreichend Wasser, am besten lauwarm und definitiv ohne Sprudel!
  2. Ab an die frische Luft. Das Laufband ist mal eine gute Alternative, aber eure Augen und euer Gehirn werden im Freien anders gesättigt.
  3. Geht kritischer mit dem um, was ihr esst! Kompletter Verzicht ist der falsche Weg, aber seit euch dessen bewusst, dass unser Wunderwerk Körper alles speichert, auch die nicht so guten Dinge.

Vielen Dank für das Gespräch!

Weitere bewegende Erfolgsgeschichten liest du hier.

Vielleicht auch interessant für dich

Laufhelden

Podcast

Workouts

0