Warum ist Mut für Sportler so wichtig?

Mut-Geschichten und -Tipps von Läufern für Läufer

Kannst du dich auch an die ein oder andere Mutprobe deiner Kindheit erinnern? Das Leben war ein Abenteuerspielplatz, es gab so viele Drachen zu besiegen und Neues zu erleben. Wie wir wieder den Mut finden, festen Schrittes ins Ungewisse zu laufen – einem Ziel entgegen, das sich lohnt, wie wir aufhören ständig zu zögern und mehr wagen. Mach dich auf einen spannende Geschichten gefasst!

mut von tobiasbjorkli

„Mut ist Widerstand gegen die Angst, Sieg über die Angst, aber nicht die Abwesenheit von Angst.“

(Mark Twain)

Was ist Mut?

Mut ist die Fähigkeit, sich gegen Widerstand und Gefahren für eine als richtig und notwendig erkannte Sache einzusetzen. Mut erfordert eine Entscheidung. Mut kann persönliche Nachteile mitbringen und auch das ein oder andere Opfer fordern. Mut erfordert eigenständiges Denken, Charakterstärke und Durchsetzungsvermögen.

Übrigens ist der Mutige nicht frei von Angst, auch wenn es manchmal so scheint. Mut gibt dir Antrieb. Angst bremst dich ein. Beides hat seinen Sinn im Leben. Je nach Situation kann es besser sein, zu bremsen.

Mut bedeutet sich zu bemühen – einen starken Willen und die Kraft zu finden, etwas unbedingt zu wollen und zu tun, auch wenn man die Hindernisse auf dem Weg zum Ziel sieht. Wir brauchen Mut für jeden Wettkampf, aber auch für ein neues Training. Ich persönlich bräuchte Unmengen von Mut, um Tintenfisch oder Heuschrecken zu essen. Die Überwindung ist groß. Es bedarf Mut, durch eine Wüste zu laufen oder nachts durch die Wälder zu rennen. Wir müssen Mut fassen, wenn wir vor vielen Menschen sprechen sollen, aber auch, wenn wir Fehler gemacht haben und Dinge in Ordnung bringen wollen.

Mut ist eine Tugend, die zwischen Übermut und Mutlosigkeit ihren Weg sucht: entweder aktiv zu handeln oder sich klar zu verweigern. Es kann eben auch mutig sein, etwas nicht zu tun, oder mit etwas aufzuhören, bevor es zu spät ist.

Wir brauchen jeden Tag eine Menge Mut.

Mut tut gut

Wenn ich an Mut denke, kommen sofort viele andere Wörter in meinen Kopf: Übermut, Kampfesmut, Großmut, Zivilcourage, Sanftmut, Kühnheit, Langmut, Wankelmut, Freimut, Hochmut, Schwermut, Schneid. Beherztheit, Wagemut. Es gibt, wenn man so drüber nachdenkt, eine ganze Menge Mut.

Mut haben zu wollen ist wohl der erste Schritt. Mutig sein geht nur durch die Tat. In alten Rittergeschichten geht es oft um den sogenannten Edelmut. Ein edler Ritter ist „ohne Furcht und Tadel“, setzt sein Leben uneigennützig für die Schwachen ein, schützt sie und kämpft gegen das Unrecht aller Art. Mutige Menschen sind wunderbar. Wir brauchen solche Vorbilder, um selbst waghalsiger zu werden. Aber zu viel Mut kann auch schaden und sich leicht in Hochmut verwandeln. „Hochmut und Stolz wachsen aus demselben Holz“.

Wofür brauche ich Mut?

Es erfordert Mut, an seine Grenzen zu gehen, Neues zu lernen, Ängste zu überwinden. Wann immer ich Läufer in den Bergen sehe, die auf einem unfassbar schmalen Kamm hoch oben auf einem Gipfel entlang fliegen – wissend, dass sie bei einem Fehltritt über tausend Meter tief fallen würden – dann kriege ich Gänsehaut, traue mich kaum hinzusehen. Was für mutige Wesen es doch unter uns gibt!

Mut und Tapferkeit gehören zusammen. Wir brauchen Mut, um die Initiative zu ergreifen und etwas zu wagen. Wir brauchen Tapferkeit, um durchzuhalten und uns zu beweisen. Extremsportler zeigen großen Mut, wenn sie sich durch Wüsten, über Berge oder tiefe wilde Wälder schlagen und gleichzeitig auch Tapferkeit, sich trotz allen inneren und äußerlichen Herausforderungen bis ans Ziel durchzukämpfen.

Mut bedeutet jedoch nicht, angstfrei zu leben, sondern trotz Unsicherheit oder Gefahren etwas zu wagen. Raus aus der Komfortzone, hinein ins Abenteuer. Vielleicht kennst du den Spruch: „Wir wären viel mutiger, wenn es nicht so gefährlich wäre!“ – mutige Menschen haben das Herz, etwas zu wagen. Sie trauen sich etwas, begeben sich in eine mit Unsicherheit verbundene Situation, nehmen ein Risiko in Kauf.

Wir brauchen Mut, um selbstständig Entscheidungen zu fällen, Verantwortung für unser Leben zu übernehmen, uns hohe Ziele zu setzen und auch um mit Momenten des Scheiterns umgehen zu können.

Mutmacher

Mutig zu sein ohne dumm oder überheblich zu werden, sich etwas zu trauen, ohne sich zu überfordern – das ist eine Kunst im Leben. Und ich glaube, wir können gerade jetzt üben mutiger zu sein. Jeden Tag neu.

Versuchen wir doch jede Woche etwas kleines Mutiges zu tun. Angst und Mut sind beide ansteckend. Von daher ist es vielleicht hilfreich, sich ein paar mutige Freunde zu suchen. Gemeinsam etwas Mutiges zu unternehmen, macht auch mehr Spaß und schweißt zusammen.

Wir möchten dir dabei helfen, nicht den Mut zu verlieren, sondern fest und entschlossen neue Ziele in Angriff zu nehmen. Und wir wollen dich motivieren, den Menschen in deinem Umfeld Mut zu machen.

Ich wünsche dir Mut – im Alltag, im Sport, im Denken und Handeln.

In diesem Sinne: Hab Mut. Er tut dir gut.

Was bedeutet es mutig zu sein?

Warum ist Mut gerade für Sportler so wichtig? Und wie gelingt es uns, mutiger durchs Leben zu gehen? Diese Fragen wollen wir gemeinsam mit unterschiedlichen Menschen klären, euch mit Geschichten von sportlichen Mutmachern anfeuern, selbst mutiger zu werden und euch konkrete Tipps mit an die Hand geben.

Mut für Sportler Maik Becker mit Spinne auf dem Kopf

Freut euch auf ganz verschiedene Mut-Geschichten oder Tipps von

  • der beliebten Trail-Läuferin Ida-Sophie Hegemann
  • dem Bergbezwinger Lord Jens Kramer
  • Extremsportler und Abenteurer Maik Becker
  • der erfolgreichen deutschen Triathletin Daniela Bleymehl
  • dem Trainer und ehemaligen Streckenchef des Frankfurt Marathons Dieter Bremer
  • Personal Trainer Bernd Rosso
  • der ehemaligen Hürdenläuferin und Darmspezialistin Dr. Friederike Feil
  • den beiden Sportredakteurinnen Tabitha Bühne und Wiebke Knoche
Ida-Sophie Hegemann - Wie ich auf 3.152 m meinen Mut suchte und ihn schließlich fand

Wie ich auf 3.152 Metern meinen Mut suchte und ihn schließlich fand

Mut hat für mich viele Seiten. Gerade beim Trailrunning bin ich schon den unterschiedlichsten Facetten von MUT begegnet – sowohl physisch als auch psychisch.

Mutig ist, wer die Vernunft hat, vor oder während eines Rennens langfristig zu denken und sich eine Verletzung einzugestehen. Aufzugeben oder viel mehr, auf den Körper zu hören, seine Grenzen zu kennen und zu spüren, wann man zwar kurzfristig mit einer tollen Form oder Führung zum Erfolg käme, sich aber langfristig viel mehr schadet und eine schlimme Verletzung riskiert, das ist für mich mutig. Mutig ist für mich auch, wer sich nach einer Verletzung oder Trainingspause, all seinen Versagungsängsten und Zweifeln stellt und am Start dem Ungewissen entgegenblickt. Jemand, der entgegen den Erwartungen anderer, eine Entscheidung für sich trifft und sich nicht von außen beeinflussen oder beirren lässt, ist für mich besonders mutig.

Natürlich gibt es aber auch noch eine andere Art von Mut. Die Art, bei der man seine physischen Ängste überwindet. Ich persönlich begegne diesen Ängsten oft im Downhill oder in schwindelerregender Höhe am Grat. Da ich nicht in den Bergen aufgewachsen bin und einen ziemlich schlechten Gleichgewichtssinn habe, muss ich diesen Mut fast in jedem Rennen aufbringen. Was die wenigsten wissen: ich habe ziemlich Höhenangst.

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Internationale Luft schnuppern und Spaß haben

Ich erinnere mich gut an mein erstes „internationales“ Rennen in den Dolomiten. Ich hatte gerade mein erstes Trail-Rennen absolviert – den Marathon beim Zugspitz Ultratrail, also den Basetrail XL – das ich überraschenderweise gewinnen konnte. Deshalb sollte ich drei Wochen später beim Dolomyths Skyrace internationale Luft schnuppern. Zu dem Zeitpunkt war das Rennen noch Teil der Skyrunner World Series.  Ich kam also direkt aus Hannover nach Canazei und ging an den Start, ohne mir groß Gedanken zu machen. Ich hatte mir nichts vorgenommen und wollte einfach nur mal schauen, wie es bei der internationalen Elite so „läuft“. Das heißt, eigentlich hatte ich mir schon etwas vorgenommen: ich wollte Spaß haben.

Die ersten 10-11 km ging es sehr steil bergauf. Das gefiel mir, denn darin bin ich gut. Ich war fasziniert, wie schnell alle waren und als ich oben ankam war ich zwar in den Top 10 der Frauen, konnte mir aber nicht wirklich erklären, wie ich noch schneller hätte rauf laufen können, zumal ich noch nie so einen technischen „Uphill“ gelaufen war. Dort oben war der Ausblick irre. Ich war noch nie in den Dolomiten und generell noch nie so hoch oben auf einem Berg gewesen.

Als ich mich umsah entdeckte ich Streckenposten von der Bergrettung in Ganzkörper-Schneeanzügen und nichts als Geröll, Stein, Eis und Bergspitzen. Nur den Weg runter konnte ich einfach nicht entdecken. Die Männer hinter mir riefen ungeduldig etwas auf italienisch oder englisch und drängelten sich an mir vorbei, bis ich sie irgendwie immer alle aus den Augen verlor. Als ich näher an das „Ende“ von Piz Boè (3.152) heranlief, blickte ich in unendlich lange und tiefe Steinhänge, Felsgefälle und Geröll. Ich fragte einen Mann hinter mir: „Do we have to run down here?“ und er sah mich an, als würde er mich nicht verstehen. Entweder er konnte kein Englisch oder er fragte sich, was ich dort verloren hatte. Ich tippe eher auf das letztere. Von nun an begann für mich die wahre Torture.

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Der Kampf zwischen Angst und Mut

Ich versuchte immer wieder „loszulaufen“ und mich mutig in den Downhill zu begeben. Es galt immerhin technische 1.800 Höhenmeter auf den verbleibenden 10 Kilometern hinabzulaufen. Aber ich war einfach nicht mutig genug. Immer wieder blieb ich stehen, überlegte, ob umkehren und den Uphill runterzugehen nicht leichter wäre und sah etlichen Läufern – inzwischen sicherlich auch schon dreißig Frauen – dabei zu, wie sie, mir nichts dir nichts, an mir vorbei und kopflos geradeaus den Downhill runter rasten.

Ich musste wirklich mit den Tränen kämpfen. Zum einen aus Angst, zum anderen aus Frust, dass ich so „durchgereicht“ wurde und mir der Mut fehlte. Irgendwann legte ich langsam los und stieg Stück für Stück hinab. Wenn das Gefälle etwas weniger steil und technisch war, lief ich sogar. Ich wurde immer mutiger und schneller, je weiter ich nach unten kam. Es gelang mir sogar, wieder einige Frauen einzuholen, auch wenn ich so konzentriert auf den Downhill war, dass ich das nicht wirklich wahrnehmen konnte.

Am Ende kam ich immerhin noch in den Top 30 Frauen an, aber das spielte keine Rolle, denn ich war einfach nur super stolz, es „geschafft“ zu haben. Noch nie war ich so stolz auf mich selbst, denn noch nie zuvor war meine Angst in einem Rennen so groß gewesen. Ich war so erleichtert und glücklich, als hätte ich in Rekordzeit gewonnen. Das erste was ich im Ziel tat: Mama anrufen und sagen, dass ich hier sicherlich nie nie nie wieder laufen werde und sie froh sein muss, mich wiederzusehen, da ich gefühlt fast nicht mehr vom Berg runtergekommen wäre.
Ich denke, das war bisher der Moment, wo ich in einem Rennen am meisten mit Angst konfrontiert war. Richtiger Angst.

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Das Ziel: Noch mutiger zu werden

Nun ist das DoloMyths Skyrace Teil der Golden Trail World Series und ich werde sicherlich zurückkehren und es mitlaufen. So schnell wie die Topläufer werde ich hier niemals sein, denn den Mut, den es braucht, um hier richtig zu „rennen“ habe ich trotz meines Umzugs in die Berge und trotz meines Downhill-Trainings nicht – dafür bin ich dann doch zu norddeutsch. Aber vielleicht gelingt es mir ja, meine eigene Angst noch schneller und besser zu überwinden und ein wenig mutiger im Downhill zu sein.

Mut hat viele Seiten – ob physisch oder psychisch – beim Laufen werde ich noch oft viel Mut aufbringen müssen.

Autorin: Ida-Sophie Hegemann. Zu den Podcastfolgen mit Ida: „Wenn alles anders kommt – das unfassbare UTMB Erlebnis“ und „Was dich nicht umbringt, macht dich stärker

Lord Jens Kramer - Schritt für Schritt wurde ich immer mutiger und war nicht mehr aufzuhalten

„Schritt für Schritt wurde ich immer mutiger und war nicht mehr aufzuhalten“

In meinen vielen Jahren, in denen ich schon in Laufschuhen unterwegs bin, gab es einige Momente, in denen ich meinen ganzen Mut zusammennehmen musste. Besonders eine davon ist mir sehr gut in Erinnerung geblieben:

Es war mein erster Lauf über 121km. Ich war, was alpines Gelände angeht, noch nicht besonders erfahren. Das Jahr zuvor musste ich bereits den Transalpine Run verletzt aufgeben. Ich war diesmal besser vorbereitet und hatte mir die Strecke bereits teilweise bei Trainings angeschaut. Doch nach mehr als der Hälfte des Rennens kam eine Stelle, die mich für alle Zeiten prägen sollte.

Ich war schon eine ganze Nacht durchgelaufen und dementsprechend sehr müde. Bereits seit Stunden hatte ich keine Menschenseele mehr gesehen und große Mühe, die Wegstrecke zu finden. Und während das Gelände zunehmend steiler wurde, wurde ich immer verzweifelter. Darauf war ich absolut nicht vorbereitet und mich überkam große Angst an dieser Passage abzustürzen.

Meine Schritte wurden immer langsamer und unbedachter, was mich panischer werden ließ. Schließlich hing ich in einer steinigen Wand und klammerte mich verzweifelt daran fest. Ich presste meinen Kopf gegen den Stein und schloss die Augen. Ich konnte einfach nicht mehr, war am Ende meiner psychischen und physischen Kräfte.

Als ich in dieser verzwickten Situation an meine Familie und Freunde dachte, die im Ziel auf mich warteten, fasste ich all meinen Mut zusammen und riss die Augen schlagartig wieder auf. Ich drückte meine Fäuste ganz fest zusammen und fing langsam wieder an zu gehen. Schritt für Schritt wurde ich wieder mutiger und bewegte mich aus der Gefahrenzone heraus, bis ich dem Ziel näher und näher kam. Dann war ich nicht mehr aufzuhalten und durfte meinen ersten Ultra Lauf über 100 Kilometer unter dem Applaus meiner Familie und Freunde überglücklich und unglaublich stolz finishen.

Der Südtirol Ultra Skyrace wurde 2013 unter die 10 schwersten Berglaufstrecken der Welt eingestuft. Eine Herausforderung, der ich mich inzwischen fast jedes Jahr stelle und eine Strecke, der ich immer noch einen großen Respekt entgegenbringe.

MUT - Lord Jens Kramer

„Der Mut weiterzugehen, kann im schlimmsten Fall das Leben kosten“

Bei dem gleichen Rennen war es abermals Mut, der mich angetrieben hat. Allerdings diesmal in die falsche Richtung.

…Nach dem langen Anstieg auf die Hirzer Scharte bin ich in ein Unwetter geraten. Am höchsten Punkt war zwar noch nicht ersichtlich, dass das Gewitter mich überraschen würde, aber diese Stelle des Rennens ist bekannt für gewittrige Neigungen. Beim Abstieg bahnte sich dann bereits der Regen an. Ich war damals mit einem Läufer unterwegs, den ich kannte und wir zogen sofort unsere Regenkleidung an. Zwei weitere Läufer holten uns ein.

Wir wollten unsere Plätze nicht an sie verlieren und rannten deshalb weiter. Als dann die ersten Blitze krachend in unserer Nähe aufleuchteten und tosende Donner unsere Glieder zum Vibrieren brachten, wurde uns klar, dass wir in einer lebensgefährlichen Situation waren. Wir schauten uns immer wieder nach den anderen Läufern um, die weiterliefen.

Also machten wir das auch. Im Nachhinein war das ausgesprochen dumm von uns. Wir dachten nicht daran Schutz zu suchen, sondern versuchten vor dem Gewitter davon zu laufen, bis uns klar wurde, dass das Gewitter mit uns zog. Die nächste Schutzhütte war zwei Stunden entfernt.

Die Wege waren inzwischen zu Bächen geworden, die uns das Weiterkommen sehr erschwerten und ich merkte, dass ich begann auszukühlen. Trotzdem liefen wir weiter. Das Tosen, Blitzen und Grollen wurde immer lauter bis ein Blitz direkt neben uns einschlug.

Ich warf mich instinktiv auf den Boden, der in dem Fall der Bach war. Als ich so da lag, dachte ich es wäre um mich geschehen. Ich war so verängstigt, mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich hob den Kopf, um nach meinem Begleiter zu schauen, der kurz hinter mir in der gleichen kümmerlichen Haltung wie ich erstarrt war. Er war so bleich im Gesicht wie ich es auch sein musste. Doch er gab mir zu verstehen, dass er in Ordnung war. Wir blieben noch eine Weile in dem Bach liegen, bis wir sicher waren, dass das Gewitter ein Stück weitergezogen war. Dann beschlossen wir, weiterzulaufen.

Ich weiß noch, dass ich mit Wasser durchtränkten Kleidern, ohne etwas zu trinken oder zu essen weiterlief. Ich stand komplett unter Schock und wollte nur noch zu dieser Hütte. Es vergingen Stunden und mein Zustand war alles andere als gut. Als wir endlich ankamen, gab ich das Rennen völlig unterkühlt und entkräftet auf.

Dieses Erlebnis hat mich sehr geprägt und mich Respekt vor den Gewalten der Natur gelehrt. Der Mut, weiterzugehen, ist nicht immer richtig und kann einem, im schlimmsten Fall, das Leben kosten. Genau an dieser besagten Stelle musste dann 2019 eine Läuferin bei einem Blitz-Schlag ihr Leben lassen, weil sie dieselbe Entscheidung getroffen hatte wie ich damals.

Autor: Lord Jens Kramer. Zum Podcast mit Jens: „Transalpine Run Special

Maik Becker - Mut ist ein Ergebnis mentaler Stärke

Was bedeutet Mut für dich?

Mut ist eine gesunde Mischung aus Erfahrung, Neugierde, Überwindung und Unbekümmertheit. Nicht zu vergleichen mit Naivität. Mut ist ein Ergebnis mentaler Stärke.

maik becker mutig mit spinne

Warum ist Mut für dich so entscheidend – was verändert sich, wenn wir mutiger werden als Läufer?

Dank Mut sind wir als Läufer experimentierfreudiger. Trauen uns an ungeahnte Distanzen, erkunden neue Trails, gehen mit schwierigen Situationen gelassener um. Eine gewisse Risikobereitschaft ist sicher auch Voraussetzung dafür. Und die liegt bei dem Einem bereits bei der Vorstellung, erstmalig an einem zehn Kilometer Lauf teilzunehmen. Beim Anderen ist es die jungfräuliche Ultradistanz. Eine Portion Mut muss bei beiden vorhanden sein.

Was hat dich in deinem Leben sehr viel Mut gekostet?

Es gibt immer wieder mal Momente, die Mut verlangen, Vorurteile und Ängste zu überwinden. Bei mir ist das die Angst vor großen Höhen. Der erste Sprung aus einem Flugzeug, nur mit einem Rucksack auf dem Rücken, benötigte immense Überwindung. Darin war natürlich ein Fallschirm 😉. Die darauffolgenden wurden dann immer einfacher. Mut muss einmal Energie im Kopf aufwenden, um Erfahrungen zu sammeln. Danach geht es viel leichter.

Was war das Mutigste, das du je getan hast?

Meine sichere Existenz aufzugeben und ein vollkommen neues Leben zu beginnen. Mit allem Unbekannten, was dazu gehört. Damals mutig, rückblickend die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe. Hin zu einer sportlichen und zufriedeneren Zukunft.

Was ist dein Tipp, um in den kommenden Wochen mal mutiger zu sein?

Ungewohnte Wege mal zu verlassen. Im Training etwas Neues auszuprobieren. Sich mal für eine unmöglich scheinende Wettkampfdistanz anzumelden. Über seinen Schatten zu springen. Den weniger geliebten Nachbarn ein Lächeln zu schenken. Eine Nacht im Zelt bei Wind und Wetter. Eine Mehrtagestour mit dem Rucksack, einfach von zu Hause los. Da gibt es noch viele Möglichkeiten, Mut aufzubringen. Aber auch ab und an im Leben den Mut haben, nein zu sagen. Das fällt uns oft sehr schwer. Mut ist immer ein erster Schritt. Nur gehen muss man ihn.

Autor: Maik Becker. Zum RUNTiMES Podcast mit Maik Becker: „Wie man Leichtigkeit findet und Laufabenteuer in aller Welt erlebt

Daniela Bleymehl - „Entweder man gewinnt oder man lernt“

Was bedeutet Mut für dich?

Mut bedeutet für mich, über seinen eigenen Schatten zu springen und seine Komfortzone zu verlassen. Das müssen nicht zwangsläufig krasse Mutproben wie Fallschirmspringen sein. Nein zu sagen oder sich trotz Zweifeln einer bestimmten Situation zu stellen, kann bereits sehr viel Mut erfordern. In Kauf zu nehmen, dass man scheitern könnte und es trotzdem zu wagen – das bedeutet für mich Mut. Entweder man gewinnt oder man lernt!

Warum ist Mut für dich sehr wichtig?

(Persönlichkeits-)Entwicklung bedeutet, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und die eigene Komfortzone zu verlassen. Damit ist nicht gemeint, dass man sich immer am Limit bewegen soll, sondern einfach, dass man sich hin und wieder auch mal weiter wegbewegt als immer nur in seiner eigenen kleinen Blase unterwegs zu sein. Natürlich muss man auch im Sport sehr oft seine Komfortzone verlassen, wenn man besser werden möchte. Auch dort erfordert es häufig Mut, bestimmte Entscheidungen zu treffen: Nehme ich an dem Wettkampf teil oder nicht? Mache ich diese Trainingseinheit oder lasse ich es bleiben? Mut hat auch viel mit Selbstvertrauen und Vertrauen im Allgemeinen sowie dem Überwinden von Zweifeln und Selbstzweifeln zu tun.

Was ist dein Tipp, um in den kommenden Wochen mal mutiger zu sein?

Einfach mal neue Dinge ausprobieren, die eigene Komfortzone verlassen und schauen, was passiert. Sowohl beim Essen als auch im Training oder in allen anderen Lebensbereichen kann man sich selbst kleine Mutproben oder Ziele setzen, die motivieren und einem dem langfristigen Ziel näherbringen. Sprich: Man darf ruhig groß denken und mutig sein. Ebenso ist es erlaubt, sich vermeintlich unrealistische Ziele zu setzen. Die Zwischenziele auf dem Weg dorthin sollten dann erreichbar sein und einen motivieren, an seinem Weg dranzubleiben.

daniely bleymehl bei der besteigung des dom 2020

Ein Bild von meinem ersten Viertausender (Dom, Schweiz). Dort hochzusteigen hat mich viel Mut und Überwindung gekostet, war im Nachhinein aber eine der besten Erfahrungen meines Lebens. Mut wird also meistens auch belohnt!

Autorin: Daniela Bleymehl

Dieter Bremer - Mut zahlt sich aus, wenn man nur hartnäckig genug ist, seine Visionen umzusetzen

Meine mutigste Entscheidung

1991 steckte die Sportart Triathlon noch in den Kinderschuhen, und die Veranstaltungen waren im wahrsten Sinne des Wortes randständige Ereignisse, die abseits auf der grünen Wiese stattfanden, da man wegen des Radfahrens verkehrsarme Straßen benötigte. Ich hatte aber die Vision eines City-Triathlons nach dem Vorbild der sich gerade verbreitenden City-Marathons, von denen der in Frankfurt 1981, also erst 10 Jahre vorher, der erste war.

Um diese Vision umzusetzen, traf ich eine mehr als mutige Entscheidung

Mit der Unterstützung auch auf der internationalen Ebene sportpolitisch gut vernetzter Kollegen überzeugten wir die zweitgrößte Sportorganisation der Welt (nach dem IOC), den Internationalen Studenten Sport Verband (FISU), eine Weltmeisterschaft im Triathlon in das Wettkampfprogramm aufzunehmen und deren erste Durchführung nach Darmstadt zu vergeben.

Das bedeutete allerdings, dass es zwei völlig neue Herausforderungen gab: Eine für den Verkehr total gesperrte Radstrecke und eine Zuschauer anlockende Innenstadt-Location für Schwimmen, Wechselzone, Laufen und Ziel. Darmstadt besitzt mit dem Großen Woog einen solchen innerstädtischen Badesee und verfügt auch über eine attraktive Fußgängerzone mit einem historischen Marktplatz gegenüber dem Schloss als Laufstrecke und Zieleinlauf, und dies ist fußläufig über den City-Ring und eine teils vierspurige Ausfallstraße miteinander verbunden.

Die Politik und auch die innerstädtischen Behörden ließen sich vom Vorhaben, einen City-Triathlon nach dem Vorbild der City-Marathonläufe zu veranstalten und dies als erste Weltmeisterschaft der Studenten auszutragen, auch überzeugen. Die entscheidende Frage blieb jedoch, ob die Polizei der Sperrung der innerstädtischen Hauptverkehrsadern und noch gewichtiger der vierspurigen B26 zwischen Darmstadt und Dieburg für das Radfahren zustimmen würde.

Ich habe meinen ganzen Mut zusammengefasst

Beim zuständigen Polizeidirektor habe ich einen Termin vereinbart, der mir auch eingeräumt wurde. Ich sagte: „Geben Sie mir 10 Minuten Ihnen ein Konzept für die WM Triathlon vorzustellen, wenn Sie danach nichts sagen und nur mit dem Finger zur Tür zeigen, gehe ich leise und wir vergessen dieses Gespräch.“

Nach meinen Ausführungen schaute mir mein Gegenüber lange in die Augen und sagte dann: „Das ist nicht schlecht angedacht.“

Vier Wochen später erhielt ich einen Anruf der Polizei. Man habe sich die Strecke auf der B26 angesehen, es würde aber bauartbedingt querverlaufende Dehnungsfugen geben, so dass man befürchte, dass das ein Problem für die Rennradreifen geben könnte, sie würden das daher gerne mit uns unter Echtbedingungen testen, und ich solle doch bitte eine Gruppe Rennradfahrer zusammenstellen. Auf meine erstaunte Frage, wie das denn nun gehen solle, bekam ich nur zur Antwort: „Lassen Sie das unser Problem sein und kommen Sie mit Ihrer Radlertruppe zum vereinbarten Zeitpunkt zur Auffahrt der B26 in Roßdorf.“

Die Polizei organisiert eine verkehrsfreie Zone

Die Polizei hat dann, eine Auffahrt weiter östlich, zwei Fahrzeuge auf die B26 geschickt, die nebeneinander fahrend den nachfolgenden Verkehr langsam auf ca. 30 km/h abgebremst haben. Es entstand so eine „verkehrsfreie Lücke“, in die wir mit den Rädern auf die B26 einbiegen konnten. Ein Polizeifahrzeug vorweg, hinter uns die „Bremsfahrzeuge“ und dahinter ein riesiger Schwanz von LKWS und anderen Fahrzeugen.

Die örtliche Presse hatte ich zum Ortseingang der B26 bestellt, um mit diesen Fotos eine erste PR-Ankündigung der WM zu verbinden. Unglücklicherweise hatte der Pressevertreter vergessen, einen Film in seine Kamera zu laden.

P.S. Ein gutes halbes Jahr später war bei der ersten Triathlon WM der Studenten, 8 Jahre vor der olympischen Premiere der Sportart, ein Dr. Thomas Bach Ehrengast. Ich wurde von der FISU zum Technischen Delegierten aller nachfolgenden Weltmeisterschaften ernannt, was mit Reisen nach Japan, Taiwan, Brasilien, Frankreich, Spanien, die Türkei, die Schweiz, Belgien … verbunden war.

Mut zahlt sich also aus, wenn man nur hartnäckig genug ist, seine Visionen umzusetzen.

Autor: Dieter Bremer

Bernd Rosso - Mut ist für mich respektvolles Austesten von Grenzen

Was bedeutet Mut für dich?

Mut ist für mich das respektvolle Austesten von Grenzen. Ängste überwinden, über Grenzen gehen und spüren, wie ich mich damit fühle. Den Grat zwischen Respekt, Mut und Angst immer wieder neu für mich definieren.

Warum ist Mut wichtig für Sportler?

Ich denke Mut ist wie Ehrgeiz auch ein Stück weit der „Treibstoff“, der uns Sportler zu immer wieder neuen Leistungen und Erfolgen führt. Der Mutige im Sport wird belohnt durch Erfolge im Wettkampf oder im Kampf gegen den eigenen Schweinehund. Und darum ist Mut für mich als Sportler so wichtig: Nichts motiviert mehr als der eigene Erfolg – im Sport und genauso ist es auch im restlichen Leben.

Was hat dich viel Mut gekostet und sich letztendlich total gelohnt?

Vor vielen Jahren befand ich mich selbst in einer sogenannten Burnout Krise. Ich war verunsichert, glaubte nicht mehr an meine sportliche und körperliche Leistungsfähigkeit. Für mich galt es damals mit Mut in die Konfrontation mit mir selbst zu gehen, um mir zu beweisen, dass ich gesund und stark bin. Ich meldete mich also spontan zu einem Long Distance Triathlon Wettkampf an. Schon die Anmeldung und erst recht der Wettkampf selbst erforderten damals all meinen Mut und Überwindung. Aber es war dann das Beste, was ich tun konnte. Ich habe damit bewiesen, dass ich über ungeahnte und verborgene Kräfte verfüge und der Lohn für diese damals mutige Entscheidung war die Überwindung und Heilung aus meinem seelischen Tief.

Und warum ist es wichtig, mutiger im Training oder in der Ernährung zu werden?

Im Sport und auch im Leben insgesamt lohnt es sich sehr oft mit mutigen Schritten dem Mainstream entgegenzutreten. Neue, eigene und mutige Wege gehen wird im Sport wie auch im Leben belohnt. In Bezug auf Ernährung ist es für mich mutig, den Verlockungen der industriellen Nahrungsangebote zu widerstehen. Wir werden permanent mit ungesunden und künstlichen Nahrungsmittelangeboten konfrontiert. Gesunde und vollwertige Ernährung kann so einfach sein, wenn man sich auf die natürlichen Nahrungsmittel, die schon unsere Vorfahren kannten, beschränkt!

Was ist dein Tipp, um in den kommenden Wochen mal mutiger zu sein?

Mein Tipp für meine Kunden ist grundsätzlich Grenzen der Belastung immer wieder neu zu definieren! Der menschliche Körper ist ein Wunderwerk an Belastungsfähigkeit und Leistungsvermögen! In unserer zivilisierten Umwelt werden unsere physiologischen Möglichkeiten und Grenzen leider nicht mehr wahrgenommen.

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Bernd Rosso, Personal Trainer aus Berlin, ist selbst aktiver und leidenschaftlicher Laufsportler. Er berät und motiviert vor allem Freizeitsportler und bietet individuell abgestimmte Trainingsprogramme an. Mehr unter www.fitness-trainer.berlin.

Zur Podcastfolge mit Bernd: „Die größten Läufer-Fehler und wichtigsten Stellschrauben beim Wintertraining

Dr. Friederike Feil - Mut ist für mich, auf die Stimme seines Herzens zu hören

Was bedeutet Mut für dich?

Mut bedeutet für mich, auf die Stimme seines Herzens zu hören, egal was andere denken. Ein mutiger Mensch beschreitet seinen eigenen Lebensweg, anstatt das zu tun, was andere als „das Beste“ für ihn halten. Mut bedeutet für mich auch ins Unbekannte zu gehen, ohne zu wissen was passiert. Einfach darauf zu vertrauen, dass der „Fallschirm“ sich öffnet, wenn man sich auf neue, unbekannte Wege begibt.

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Warum ist Mut wichtig für Sportler?

Im Wettkampf muss ein Sportler den Mut haben, ein klein bisschen mehr zu wagen als sein Gegner. Nur so gewinnt er. Aber auch allgemein gehen meist diejenigen als Gewinner hervor, die unkonventionelle Wege einschlagen. Sie haben zum Beispiel den Mut, den Trainer zu wechseln, obwohl es vielleicht noch ganz gut läuft, oder gar ins Ausland zu gehen, um noch besser zu werden und um noch mehr Leistung zu bringen. Ein Sportler, der nicht mutig handelt, stagniert mit seiner Leistung.

Was kostet dich viel Mut?

Ich habe schon oft in meinem Leben große Entscheidungen getroffen, die mein Leben komplett auf den Kopf gestellt haben. Etwas zu tun, ohne vorher den Ausgang zu kennen – das kostet mich immer Mut.

Und warum ist es wichtig, mutiger in der Ernährung zu werden?

Ich denke Ernährung ist ein gutes Spielfeld, um Mut zu trainieren. Einfach mal neues Essen auszuprobieren schult das Gehirn, auch im täglichen Leben mutigere Entscheidungen zu treffen. Der Geist weitet sich und man wird auch im Alltag viel flexibler.

Was ist dein Tipp, um in den kommenden Wochen mal mutiger zu sein (Beim Essen, im Training oder anderen Bereichen)?

Es gibt ein Sprichwort, das heißt: Ängste kann man nur überwinden, wenn man in sie hineingeht. Daher ist mein Tipp um mutiger zu werden, erst einmal zu reflektieren, wovor man eigentlich gerade Angst bzw. großen Respekt hat. Dann empfehle ich, einmal pro Monat bewusst mutig zu sein und genau in diese Angst hineinzugehen. Dadurch überwindet man sie nicht nur, sondern geht viel mutiger durchs Leben.

Autorin: Dr. Friederike Feil. Zum Podcast mit Dr. Friederike Feil: „Ein starkes Immunsystem – wir wir im Winter nicht krank werden

Wiebke Knoche - Mut ist nur ein Anagramm von Glück

Mut ist,
wenn du mit der Angst tanzt,
das was du nicht ganz kannst,
trotzdem probierst.“

(Alexa Feser)

Mut verbinden wir meist mit Stärke. Für mich ist Mut aber auch oft genau das Gegenteil. Am mutigsten bin ich, wenn ich anerkenne, dass ich etwas nicht kann. Egal in welchem Lebensbereich: Bei Schmerzen eine Laufpause einlegen, im Job um Unterstützung bitten – Schwäche vor sich und anderen offen zugeben ist nicht leicht, dafür brauche ich Mut. Und nicht zuletzt bedeutet Mut manchmal auch, nicht mutig zu sein.

MUT - RUNTiMES

Die Bedeutung von Mut für Sportler

Als Sportler geht es immer darum, besser zu werden. Aber Bestleistungen, Rekorde oder außergewöhnliche Erfolge passieren nicht einfach so. Meist steckt dahinter ein Mensch, der sich dazu entschieden hat, mutig zu sein. Der bereit war, über sein eigenes Können hinauszugehen, ohne zu wissen, ob sein Tun erfolgreich sein wird. Denn Mut ist immer auch eine Frage, deren Antwort schmerzen kann. Mut fängt nach dem Scheitern wieder ganz von vorne an. Und trotzdem lohnt es sich, mutig zu sein und etwas zu wagen. Vor allem dann, wenn man über sich selbst hinauswachsen möchte – und ist es nicht das, was uns Sportler antreibt?

MUT RUNTiMES

Trau dich!

Was ist das Schlimmste, das passieren kann? Sich diese Frage zu stellen, hilft häufig, mutiger zu sein und auch mal ins Risiko zu gehen, wenn man von einer Sache grundsätzlich überzeugt ist. Viel zu oft sind es Stimmen aus dem Umfeld oder gesellschaftliche Erwartungen, die unseren Mut in Ketten legen. Die „Das schaffst du nicht“-Prognosen, die wir nicht bestätigt sehen wollen und die uns mutlos machen. Dabei sind es doch genau diese kleinen mutigen Ausbrüche aus dem Alltag, aus denen große Chancen erwachsen können. Wir sollten sie uns häufiger zutrauen!

Autorin: Wiebke Knoche

Tabitha Bühne - Wie mutig bist du?

Diese Frage stellte mir letztens ein kleines Kind, als ich vor einem Teller mit einer furchtbar gesund aussehenden schleimigen Brühe saß. Die Mutter erzählte mir, was alles an Kräutern, Wurzeln, Knollen und Blättern darin enthalten sei und warum ich eigentlich jede Woche diesen unheimlich kostbaren Gesundheitsbooster schlürfen solle. Das Kind, das übrigens vor einer Portion Nudeln mit Tomatensoße saß und nicht mit mir tauschen wollte, sah mich belustigt an und stellte die passendste Frage, die man in diesem Moment hätte stellen können: „Wie mutig bist du?“

Ich halte mich für mutig und ängstlich zugleich. Ich bin schon durch manche Wälder bei Windstürmen gerannt, zu später Stunde ganz mutterseelenalleine durch völlig fremde Städte gejoggt, auf Berge geklettert trotz gewisser Höhenangst und habe in Indien manche kulinarische Herausforderung wie Blut-Curry erfolgreich überstanden, habe mit Spinnen und Ratten manche Übernachtungshütte geteilt, die dreckigsten Hocktoiletten und verrücktesten Massenevents irgendwie überlebt und bin durch Dschungelgebiete gewandert, wo ich von Egeln und Affen angegriffen wurde. Ich mag Abenteuer. Aber ich habe meine Grenzen, wie wahrscheinlich jeder Mensch.

Als ich das erste Mal die Radrunde der Langdistanz in Roth mit Freunden im Auto abfuhr, kriegte ich eine Panikattacke und konnte die ganze Nacht vor Angst nicht schlafen. Es erschien mir unmenschlich, diese hügelreiche 180-Kilomter- Strecke in Roth mit dem Rad zu fahren und danach noch einen Marathon zu laufen. Ich könnte nie Heuschrecken oder Affenhirn essen, auch kein Hühnerhirn – auch wenn es einen Mann in Australien gibt, der behauptet, wegen dem regelmäßigen Verzehr von Hühnerhirnen über 100 Jahre alt geworden zu sein.

Ich traue mich viele Dinge nicht, die andere ganz normal finden. In der Karaoke-Bar singen wäre etwas, was ich nicht mal im betrunkenen Zustand machen würde. Ich esse nicht gern Dinge, die ich nicht kenne oder die nach Knoblauch riechen. Ich muss mich sehr überwinden, um in einen Raum mit vielen Menschen zu gehen. Ich klettere nicht wie meine Nichten die Bäume hoch, weil ich den Ästen nicht traue. Ich laufe lieber durch einen tiefen Wald als durch eine belebte Stadt, weil ich mich dort nicht sicher fühle.
Ich habe nicht den Mut, von einem 10-Meter-Brett zu springen. Und ich habe Angst vorm Meer – wegen all der Viecher, die dort leben und weil ich beim Schwimmen regelmäßig mal Luftnot kriege. Nicht gerade ideal für eine Frau, die Triathlons macht. Ich finde nicht gerne den Mut, bei Problemen um Hilfe zu bitten und Menschen wirklich zu vertrauen. Ich möchte Enttäuschungen und Schmerzen gerne vermeiden. Aber ich habe auch erlebt, dass der Mut, sich anzuvertrauen und gemeinsam mutig zu sein das wunderbarste und kostbarste Geschenk ist, das wir im Leben erhalten und geben können.

Wir brauchen Mut nicht nur beim Sport

Wir brauchen Mut jeden Tag für unsere Aufgaben, Beziehungen, für uns selbst. Wer keinen Mut hat, wird nie seine Grenzen überwinden und über sich selbst hinauswachsen.

Aufhören zu zögern und endlich was wagen – das wollen wir in den kommenden Wochen gemeinsam versuchen und es wird ganz verschiedene Laufhelden geben, die uns ihre Mut-Geschichte erzählen, uns ermutigen und anregen, mutiger zu trainieren und zu leben!

Denn selbst wenn wir auch nur eine kleine Portion Mut finden, lang ersehnte Dinge endlich in Angriff zu nehmen, dann wird dieses Jahr vielleicht das beste unseres Lebens!

Geschichten, die Mut machen

Mut bedeutet, den Willen und die Kraft zu finden, etwas unbedingt zu wollen und zu tun, auch wenn man die Hindernisse und Schwierigkeiten auf dem Weg dahin sieht. Wir brauchen Mut für den nächsten Wettkampf, wir brauchen Mut, um eine neue Sportart auszuprobieren, bei der wir vielleicht lächerlich aussehen und erstmal völlig versagen. Einen Rat anzunehmen und mal was anders zu machen – egal ob es sich um unser Training, unsere Ernährung oder Gewohnheiten handelt.

Autorin: Tabitha Bühne

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