Nachhaltig Leben, Verantwortung übernehmen

Wir wollen die Natur schützen, auf unseren ökologischen Fußabdruck achten, weniger Plastik und Müll produzieren und sind auch bereit, mehr Geld für Produkte auszugeben, wenn es der Umwelt nützt. Aber was ist wirklich nachhaltig? Wie lebe, wie ernähre und wie laufe ich nachhaltig, ohne dass es teuer und furchtbar anstrengend wird? Wie kann ich als Läufer nachhaltig leben und gleichzeitig nicht ständig auf etwas verzichten?

Nachhaltig leben Müll in Mumbai

Bei allem, was man tut, das Ende zu bedenken, das ist nachhaltig.“

(Eric Schweitzer)

Wenn du am Meer vor lauter Plastik den Sand nicht mehr siehst…

Manchmal muss man erst etwas eindrückliches erleben, bevor das Wissen im Kopf ins Herz rutscht. Bei mir waren es drei Jahre in Indien. Ich habe in Neu-Delhi gelebt, mit rund 25 Millionen Menschen und einem Smog, wie ich ihn noch nie erlebt habe. Ich konnte monatelang kein Fenster aufmachen, die Luftfilter liefen pausenlos. Wenn ich beim Duschen doch mal ungewollt Wasser schluckte, sorgte es für Magenkrämpfe. Und wenn ich an Flüssen vorbeikam, stank es bestialisch. Die Bilder von vermüllten Flüssen haben mich aber nicht so sehr verfolgt wie der Strand in Mumbai.

Ich konnte meinen Augen kaum glauben: Kilometer langer Strand voller Plastikmüll, auf dem Kinder spielen, Erwachsene Cricket spielen und Gruppen spazieren, als sei es ganz normal. Vom Sand war kaum noch was zu sehen, es war eher eine Müllhalde und auch das Wasser war so dreckig und voller Plastik und Abfall, dass ich nicht mal einen Fuß hineingehalten hätte. In diesem Moment lief es mir kalt den Rücken runter und ich habe mir geschworen, mein Leben zu ändern.

In Deutschland sehen wir nicht viel von all dem Müll, den wir produzieren, denn er wird getrennt, abgeholt und verschwindet dann aus unserem Blickfeld. Wir ärgern uns, wenn in den Wäldern oder Bergen mal jemand seinen Müll verloren oder absichtlich weggeschmissen hat, wenn in der Autobahnausfahrt Abfälle von Fast-Food-Ketten rumliegen oder jemand ein Kaugummi aus dem Fenster schmeißt. Doch wir produzieren Müll. Nur sehen wir die Tonnen an Abfällen eben nicht in geballter Form, für die wir jedes Jahr verantwortlich sind.

Was müssen wir tun, um nachhaltiger zu leben? Sollten wir alle unser Auto verkaufen und nur noch mit dem Rad und der Bahn fahren, aufs Fliegen verzichten, uns vegan ernähren und grundsätzlich keine Lebensmittel in Plastikverpackungen kaufen? Sollen wir unser Shampoo und Duschgel selbst herstellen und uns nur noch in Second Hand Läden einkleiden? Worauf sollte ich bei meiner Wahl bei Klamotten, Kosmetik und Reisezielen achten? Und was ist eigentlich Nachhaltigkeit?

Was ist Nachhaltigkeit?

Nachhaltigkeit ist sehr facettenreich. Eigentlich beschreibt sie in ihrer Urform etwas, das längere Zeit anhält, etwas, das bleibt.

Nachhaltiges Leben bedeutet, nicht nur an den Moment zu denken und im Hier und Jetzt zu sein, sondern so zu leben, dass es langfristig gut ist und in seiner Wirkung länger hält, nicht sogleich verpufft. Dass etwas von Bestand ist und auch in der Zukunft noch bestehen soll.

Nachhaltigkeit beschreibt eine Handlungsweise zur Nutzung von Ressourcen, die für die dauerhafte Bedürfnisbefriedigung durch die Bewahrung der natürlichen Regenerationsfähigkeit (zum Beispiel von Lebewesen und Ökosystemen) sorgen soll. Man könnte auch sagen: etwas aushalten oder ertragen zu können, ohne Schaden zu nehmen. Das Prinzip der Nachhaltigkeit hatte ihre Anfänge in der Forstwirtschaft – nicht mehr Holz zu schlagen als nachwachsen kann.

Heute ist Nachhaltigkeit umfassender und hat in vielen Bereichen Einzug erhalten. Es hat viel mit Regeneration, mit einem langfristigen und verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen zu tun. Aber auch unser Weltbild, unsere Moralvorstellungen, Religion und Kultur haben einen Einfluss darauf, wie nachhaltig wir leben und denken. Nachhaltigkeit soll im Idealfall ökologische, ökonomische und soziale Aspekte einbeziehen. Und Nachhaltigkeit bietet immer Stoff für Diskussionen, auch unter Läufern.

nachhaltig leben - frau und kuh suchen brauchbares im Müll in Indien

Im Grunde gibt es drei Strategien, wenn es um Nachhaltigkeit geht:

  1. Effizienz – also ergiebiger Materialien und Energie zu verbrauchen
  2. Suffizienz – den Konsum und so auch die Produktion einzuschränken
  3. Konsistenz – Wiederverwertung und naturverträglichere Kreisläufe zu schaffen, weniger Müll

Nachhaltigkeit taucht oft als Floskel auf, sie wird für alles und nichts verwendet und gerade in unserer Zeit gebraucht man das Wort sehr schnell und häufig. Nachhaltigkeit ist wichtig. Aber wo steckt Nachhaltigkeit wirklich drin und wo steht es nur drauf, weil es Marketingtechnisch gerade wichtig ist?

Spannende Anregungen zum Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz

Wusstest du, dass …

… noch nie mehr Menschen an Bäume pflanzende Organisationen gespendet oder Produkte gekauft haben, durch deren Erlöse Bäume gepflanzt werden? Rund zwei Drittel der Deutschen sind bereit, mehr auszugeben, wenn sie damit dem Umweltschutz helfen

… allein unser Wald soll uns pro Jahr von 62 Millionen Tonnen Kohlendioxid befreien (sieben Prozent aller deutschen Emissionen).

… eine japanische Studie gezeigt haben soll, dass jeder Mensch (der in einem G7-Land lebt) pro Jahr durchschnittlich 4 Bäume auf dem Gewissen hat?

… über 90 Prozent der Abholzungen für unseren Konsum in Deutschland in anderen Teilen der Welt stattfinden, rund 50% in den Tropen?

… wir pro Person jedes Jahr Lebensmittel im Wert von über 260 Euro in den Müll werfen sollen (laut Bundesministerium für Verbraucherschutz)

… rund 10% der globalen Treibhausgasemissionen wird durch den Modemarkt verursacht, mit steigender Tendenz

… viele Bio-Müllbeutel nicht kompostierbar sind, auch wenn es drauf steht?

… es verboten ist, einen Apfelbutzen wegzuschmeißen und dich 20 Euro Strafe kosten könnte?

… in den Bergen die Verwesung länger dauert, weil es einfach deutlich kühler ist und die Bakterien langsamer arbeiten sollen.

… es bei manchen Zitrusfrüchten und Bananen bis zu fünf Jahren dauern kann, bis sie verrotten? Bei Papiertaschentüchern soll es zwischen drei Wochen bis fünf Jahre dauernd, bei Alufolie bis zu 400 Jahre. Eine Plastikflasche soll zwischen 450 und 5.000 Jahre brauchen, bei Styropor kann die Verwesung sogar 6.000 Jahre und mehr brauchen

… Backpapier nicht in die Papier-Tonne gehört?

… ein Stoffbeutel 131 mal benutzt werden muss, bevor er sich (ökologisch gesehen) rentiert?

Wir helfen euch, nachhaltiger zu leben und zu laufen!

In den kommenden Wochen werden wir uns immer wieder gezielt mit diesen Themen auseinandersetzen und dich mit Artikeln und konkreten Tipps zu mehr Nachhaltigkeit in der Sporternährung, bei Sportevents und bei Laufprodukten versorgen.

Wir gehen der Frage nach, ob und wir unseren CO2-Fußabdruck minimieren oder kompensieren können, ob unsere Spenden oder Riegel-Einkäufe für neue Baum-Neupflanzungen wirklich helfen, den Klimawandel zu stoppen.

Viele Unternehmen haben sich Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben, weil es sich gut anhört und gut fürs Image ist. Aber die Aufbesserung der Klimabilanz ist bei einigen Firmen mehr Schein als Sein und die „Nachhaltigkeit“ eher ein Marketing-Schachzug als Überzeugung.

Wir werden mit unserem „Nachhaltigkeits-Check“ in den nächsten Wochen herausfinden, was die Hersteller und Laufevents wirklich für mehr Nachhaltigkeit in der Produktion, Entwicklung, Verpackung und anderen Bereichen tun. Und wir wollen aufzeigen, wo in unserem Lieblingssport schon einiges passiert ist – und was sich in Zukunft verändern wird.

Hör in den Podcast mit Trailläufer Korbinian – der seinen eigenen Fußabdruck hinterfragt und über das viele Reisen, den Preis von recycelbaren Laufschuhen und Zeitstrafen für Müllverlust nachdenkt.

Wenn du erfahren möchtest, wie wichtig der Wald für uns Läufer ist und wieviel Zeit wir alle jede Woche unter Bäumen verbringen sollten, um gesund und munter zu bleiben – Die Kraft der Bäume.

Wir wünschen dir und auch uns selbst viel Freude, neue Ideen und Umsetzungskräfte, um nachhaltiger zu werden: im Training und Wettkampf, im Alltagsverhalten, in der Ernährung, beim Einkaufen und Reisen.

Deine

Tabitha

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