Wie werden Schürfwunden am besten behandelt?
Dr. Ulrich Bader, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in der OrthoPraxis in Gräfelfing (www.ortho-graefelfing.de), antwortet:
„Schürfwunden sind eine der häufigsten Verletzungen von Läufern, vor allem bei Stürzen auf hartem Untergrund. Am schlimmsten betroffen sind meistens die Hände, weil man instinktiv bei einem Sturz versucht sich mit den Händen abzustützen. Aber auch die Ellenbogen sowie Knie erleiden bei einem Sturz häufig Schürfwunden.
Die klassische Schürfwunde blutet und nässt oft, da sowohl oberflächliche Blutgefäße als auch Lymphgefäße verletzt werden. Dies unterscheidet Schürfwunden von Schnittwunden, die in der Regel weniger nässen.
Interessanterweise ist es nicht nur die Schürfung der Haut, die problematisch ist, sondern auch die Verletzung der darunter liegenden Strukturen. Wenn beispielsweise die Hornhaut an den Händen abgerieben wird, kann die Wunde tiefer sein als eine gewöhnliche Verletzung. Auch wenn dies seltener vorkommt, sollte man das im Auge behalten.
Obwohl Schürfwunden bei Läufern in der Regel harmlos sind, sollten sie dennoch ernst genommen und richtig behandelt werden. Bis zu einem gewissen Grad können Schürfwunden von dem Läufer selbst versorgt werden.
Die richtige Erstversorgung für Schürfwunden
Wie bei allen Verletzungen spielt die Erstversorgung eine entscheidende Rolle. Das Wichtigste bei einer Schürfwunde ist, sie gründlich zu reinigen. In unseren Breitengraden reicht es in der Regel, die Wunde unter fließendem Wasser abzuspülen, um Schmutz wie Erde, kleine Steinchen oder andere Fremdkörper zu entfernen.
Gerade bei Läufern, die oft in kurzer Kleidung unterwegs sind, kann sich Schmutz leicht in die Wunde setzen. Verunreinigungen sollten möglichst mit einer Pinzette oder einem sterilen Instrument entfernt werden. Wenn die Wunde stark verschmutzt ist, sollte man lieber einen Arzt aufsuchen, der die Wunde unter sterilen Bedingungen reinigt.
Anschließend sollte die Wunde desinfiziert werden – idealerweise mit einem alkoholfreien Desinfektionsmittel, da diese weniger brennen. Nachdem die Wunde desinfiziert wurde, sollte sie sauber verbunden werden, sei es mit einem Pflaster oder einem Verband.
Wichtig ist hierbei, die Wunde regelmäßig zu kontrollieren und den Verband zu wechseln, besonders in den ersten Tagen, wenn die Wunde noch nässt.
Ein häufiger Fehler ist, den Verband oder das Pflaster zu oft zu wechseln. Einmal am Tag den Verband zu wechseln ist in der Regel ausreichend. Wenn man zu oft wechselt, reißt man die Wunde jedes Mal wieder auf, was den Heilungsprozess verlängert.
Tetanusschutz prüfen
Eine häufige Begleitfrage, die viele vergessen, betrifft den Tetanusschutz. Gerade bei Verletzungen, die im Freien passieren und mit Erde in Kontakt kommen, besteht ein Infektionsrisiko. Es ist daher ratsam, den Impfpass zu überprüfen und gegebenenfalls eine Auffrischungsimpfung in Betracht zu ziehen, wenn die letzte Impfung schon länger zurückliegt.
Schürfwunden heilen in der Regel innerhalb von 10 bis 14 Tagen ab, doch bei größeren Verletzungen oder deutlichen Verschmutzungen ist es ratsam, einen Arzt hinzuzuziehen.
Besonders Schürfwunden im Gesicht sollten ärztlich kontrolliert werden, da Infektionen in der Nähe von Augen und Nase ein Risiko darstellen können. Schürfwunden, die im Gesicht auftreten, insbesondere in der Nähe von Augen und Nase, können aufgrund der Verbindung zu den Blutgefäßen im Gehirn zu ernsthaften Komplikationen führen. Auch bei Wunden, die stark bluten oder nicht aufhören zu nässen, sollte ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.
Bei Schürfwunden: Nicht zu früh wieder ins Training einsteigen
Läufer machen oft den Fehler, zu früh wieder ins Training einzusteigen. Es ist wichtig, der Wunde genügend Zeit zur Heilung zu geben, bevor man wieder voll belastet. Vor allem bei größeren Schürfwunden sollte man warten, bis die Haut vollständig abgeheilt ist, um Komplikationen zu vermeiden.
Gerade an beweglichen Stellen wie Knie oder Ellbogen riskiert man sonst, dass die Wunde durch ständige Bewegung immer wieder aufgerissen wird. Dies verzögert die Heilung und erhöht das Infektionsrisiko. Läufer sollten sich bewusst sein, dass auch eine scheinbar harmlose Wunde zu ernsthaften Komplikationen führen kann, wenn sie nicht richtig versorgt wird.“
Notfallausstattung für Bergläufe
Wer häufig Bergläufe durchführt, sollte stets ein kleines Set mit Verbandszeug dabeihaben. Dazu gehören ein steriles Verbandspäckchen, ein Dreieckstuch, eine Rettungsdecke und, wenn möglich, eine sogenannte Splint-Schiene (Sam Splint), die bei Verletzungen am Sprunggelenk oder Unterarm hilft.
Unser Experte: Dr. Ulrich Bader ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in der OrthoPraxis in Gräfelfing. Dr. Bader besitzt große Expertise in der konservativen und operativen Behandlung von Hochleistungssportlern und Freizeitsportlern. Mehr Infos: www.ortho-graefelfing.de
Autorin: Gabriele Hellwig
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