Wie muss ich mich bei Muskelverletzungen verhalten

Wie muss ich mich bei Muskelverletzungen verhalten?

Dr. Ulrich Bader, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in der OrthoPraxis in Gräfelfing (www.ortho-graefelfing.de), antwortet:

„Nach einer akuten Muskelverletzung sollte zunächst Erste Hilfe nach der PECH-Regel erfolgen:

  • P – dem Muskel sofort Pause gönnen,
  • E – Eisbehandlung oder zumindest Kühlung,
  • C – Compression – das englische Wort für Kompression. Es bedeutet: einen Verband anlegen, um den Muskel ruhig zu stellen,
  • H – Dadurch wird die Durchblutung in der Akutphase vermindert.

Anschließend wird ein Arzt die Muskelverletzung, die bei Läufern in der Regel entweder in der Wade oder im Oberschenkel auftritt, genauer untersuchen und gegebenenfalls ein Ultraschall oder eine Kernspintomografie durchführen. Denn es gibt verschiedene Arten von Muskelverletzungen:

Muskelkater: Muskelkater tritt meistens einen Tag nach einer ungewohnten Belastung auf. Die meisten Menschen betrachten den Muskelkater nicht als Verletzung, medizinisch betrachtet ist es jedoch eine. Denn beim Muskelkater handelt es sich um viele kleine Mikroverletzungen des Gewebes. Durch diese feinen Risse dringt langsam Wasser ein und es bilden sich nach einiger Zeit kleine Ödeme. Die Muskelfasern schwellen durch das Wasser an. Der wahrgenommene Dehnungsschmerz ist der Muskelkater.

Muskelzerrung: Eine Muskelzerrung entsteht, wenn die Muskulatur ungenügend aufgewärmt ist und dann blitzschnell angespannt wird. Vor allem beim Beschleunigen oder Abstoppen innerhalb einer Bewegung, zum Beispiel wenn man als Läufer gerade einen Sprint einlegt, dann aber ein Fahrrad von der Seite kommt – und man plötzlich stoppen muss. Zwar kann jeder Muskel bis zu einem gewissen Grad gedehnt werden. Aber bei einer Zerrung ist die Grenze erreicht, die Muskelfasern werden überdehnt. Überschritten ist die Grenze allerdings nicht. Dann wäre ein Muskelfaserriss die Folge.

Muskelfaserriss und Muskelriss: Bei einem Muskelfaserriss zerreißen einzelne Muskelfasern im Muskel, bei einem Muskelriss ist ein komplettes Muskelbündel durchtrennt. Mögliche Ursache ist zum Beispiel beim Laufen im Wald ein Sturz über eine Baumwurzel. Bei einem Muskelriss spürt der Läufer sofort einen einschießenden Schmerz. Je größer die Verletzung, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass man den Muskelriss tasten oder gar sehen kann. Man sieht eine Eindellung im Muskelverlauf – insbesondere, wenn der Muskel angespannt wird. Man spürt mit dem tastenden Finger diese Muskeldelle.

Die beste weitere Behandlung von Muskelverletzungen:

Vorrangig ist – wie gesagt – erst einmal die PECH-Regel. Aber auch für den weiteren Verlauf ist eine Sportpause wichtig, denn Studien haben gezeigt, dass Muskelverletzungen schnell wiederkommen, wenn man sich anfangs nicht die nötige Ruhe gönnt.

Im Ultraschall oder Kernspin sieht der Orthopäde, wie stark die Muskeln verletzt sind, ob es vielleicht Begleitverletzungen wie eine Einblutung gibt und er wird eine Empfehlung über die Länge der Ruhephase aussprechen.

Das Lauftraining sollte auf jeden Fall erst wieder starten, wenn man schmerzfrei ist. Und dann am besten langsam starten, mitunter können Kompressionsbandagen vorübergehend den Muskel etwas stabilisieren. Diese kann der Arzt gegebenenfalls verschreiben, denn die Bandage muss natürlich optimal angepasst werden.

Bei Muskelkater ist zusätzlich leichtes Dehnen empfehlenswert. Unterstützend können auch entspannende Wärmeanwendungen wie ein heißes Bad oder ein Besuch in der Sauna sein.

Bei einer Muskelzerrung verschreibt der Orthopäde meistens entzündungshemmende Medikamente sowie abschwellend wirkende Salbenverbände.

Muskelfaserrisse und Muskelrisse kommen bei Laufsportlern zum Glück sehr selten vor. In der Regel helfen auch hier konservative Maßnahmen wie Ruhe, Medikamente und Salben. Eine Operation ist bei einem Muskelriss sehr selten notwendig.“

Unser Experte: Dr. Ulrich Bader ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in der OrthoPraxis in Gräfelfing. Dr. Bader besitzt große Expertise in der konservativen und operativen Behandlung von Hochleistungssportlern und Freizeitsportlern. Mehr Infos: www.ortho-graefelfing.de

Autorin: Gabriele Hellwig

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