Lohnt es sich, als Läufer mal zum Chiropraktor zu gehen?
Gesundheit für Läufer – wie wir chronische Beschwerden wieder loswerden
Wer es im Sport übertreibt, Dysbalancen hat oder zu lange zu einseitig trainiert, kommt meist um die Quittung nicht herum – irgendwann fängt es an zu zwicken und zu schmerzen. Ich habe seit ein einigen Jahren ein paar „Baustellen“ im Körper und probiere seit 24 Monaten unterschiedlichste Therapien und Maßnahmen aus, um Abhilfe zu schaffen. Hier erfährst du, was ein Chiropraktor genau ist, was er tut – und welche überraschenden Lektionen ich von der Behandlung mitgenommen habe. Ein Selbstversuch.
Was ist ein Chiropraktor?
„Chiropraktoren, das sind doch die, die Einrenken?“ Ne, nicht wirklich. Die Chiropraktik kommt ursprünglich aus den USA. Ihr Ziel war das Lösen von Blockaden, bzw. Gelenke fein einzustellen. Es geht also um das Justieren, nicht ums Einrenken. Der Begriff „Chiropraktik“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „etwas mit der Hand tun“.
Ein Chiropraktor betrachtet den menschlichen Bewegungsapparat als zusammenhängendes System und ist in der Lage, alle von mechanischen Problemen betroffenen Gelenke, Muskeln, Bänder und Sehnen des Körpers zu behandeln.
Im Fokus steht die Wirbelsäule. Diese stabilisiert unsere Körperhaltung, ermöglicht ein weites Bewegungsspektrum und schützt den Großteil unseres zentralen Nervensystems. Besonders erfolgreich sind Chiropraktoren in der Behandlung von Rückenschmerzen, Verspannungsgefühlen und Steifigkeit.
Wenn die Gelenke ihre natürliche Bewegungsfreiheit verlieren, handelt es sich meist gar nicht um Blockaden, sondern um Bewegungseinschränkungen und Spannungsverhältnisse, die von einem Chiropraktor gelöst oder vermindert werden können.
Was unterscheidet einen Chiropraktor vom Chiropraktiker und Chirotherapeuten?
- Chiropraktiker sind Heilpraktiker, die einige Wochenendkurse als Zusatzausbildung belegt haben.
- Chiropraktoren dagegen haben ein Vollzeitstudium der Chiropraktik gemeistert (5 Jahre an einer Uni in Amerika oder England + ein Praxisjahr). In diesem Studium bekommen sie ihre Kenntnisse in der Chiropraktik, sowie in der Allgemeinmedizin, Neurologie und Radiologie. Der Chiropraktor kann MRT-Bilder und Röntgenbilder lesen, analysieren und eine Diagnose stellen. Und da es in Deutschland kein Chiropraktoren-Gesetz gibt, sind Chiropraktoren gesetzlich dazu verpflichtet, unter dem Heilpraktiker-Gesetz zu arbeiten, müssen also auch zusätzlich dann auch noch eine Ausbildung zum Heilpraktiker machen.
- Neben Chiropraktikern und Chiropraktoren gibt es auch noch Chirotherapeuten: Das sind Ärzte mit einer Zusatzausbildung im Bereich der Chiropraktik.
Wenn du einen gut qualifizierten Chiropraktor in deiner Nähe finden willst, schau unbedingt nach, wo die Ausbildung gemacht wurde – oder suche auf dieser Webseite: Therapeutensuche – DCG (chiropraktik.de)
Wie läuft eine Behandlung beim Chiropraktor? Ein Selbst-Experiment
Ich will herauszufinden, ob ein Chiropraktor mir helfen kann und habe im Internet nach den Besten in meiner Umgebung gesucht. Sven Knipphals scheint für mich als Läuferin der optimale Ansprechpartner: Der ehemalige Sprinter bringt seit 10 Jahren als Chiropraktor alle möglichen Athleten aus ganz Deutschland wieder auf die Beine und war einer der stärksten Sprinter der Welt, seine Bestleistungen auf 100 Meter: 10,13 s. Ich habe mich von dem zweifachen Olympiateilnehmer behandeln lassen und dabei einiges gelernt. In unserem Podcast erfährst du mehr: Lauftipps von einem der stärksten Sprinter
Zuerst wird ein Anamnesebogen ausgefüllt und „Der Chiro“ fragt mich nach meinen Beschwerden, Befunden, Schlaf, Medikamenten, bestimmten Abläufen und Zeiträumen im Alltag, Nahrungsergänzungsmitteln, sportlichen Aktivitäten, was ich gestern zu Mittag und heute zum Frühstück gegessen habe und wie meine Mahlzeiten am Abend so aussehen, zu welchen Uhrzeiten ich esse und ob ich irgendwelche Röntgenbilder oder MRT-Aufnahmen dabeihabe. Ich verneine – ich wusste gar nicht, dass ein Chiropraktor diese Bilder analysieren und Diagnosen stellen kann und ärgere mich ein wenig, denn ich hätte gerne mal seine Sicht auf diese Bilder gehört.
Was ich auch feststellen muss: Ich weiß gar nicht so genau, wieviel Eiweiß ich am Tag zu mir nehme, und kann auch nicht genau sagen, was in meinen Nahrungsergänzungsmitteln alles drin ist. Außerdem nehme ich Vitamin D und K täglich ein, aber weiß nicht auswendig, um wie viele Einheiten es sich dabei handelt….
TIPP
Wenn du zum Chiropraktor/ Heilpraktiker gehst, bring die Nahrungsergänzungsmittel mit oder zumindest eine Liste mit den Inhaltsstoffen und dokumentiere dein Ess-, Trink- und Schlaf-Verhalten mal für 2-3 Wochen.
Nach dem Gespräch folgt eine methodische Untersuchung, die den ganzen Körper sowie spezifische Fragen zu möglichen Ursachen des Problems einschließt. Der Chiropraktor stellt eine Diagnose und versucht dann durch einen gezielt manuellen Impuls die Mobilität des blockierten, gestauchten oder auch verklebten Gelenks wiederherzustellen. Dadurch wird das umliegende Nervensystem vom Druck und von Spannungen befreit, die Funktionalität wird unterstützt und die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert.
Wenn eine Verhärtung der Muskulatur vorliegt, wenn Sehnen verkürzt oder Bänder verklebt sind, dann kann der Chiropraktor sie mit der Hilfe von neuromuskulären Techniken behandeln.
Was für mich neu ist (und ich bin in den letzten drei Jahren bei vielen Physiotherapeuten und Osteopathen gewesen, die das nicht festgestellt haben): Mein unteres Sprunggelenk ist blockiert, wahrscheinlich schon sehr lange. Das kann dazu geführt haben, dass mein ganzes rechtes Bein Probleme macht, auch die rechte Hüfte Schaden genommen hat. Der Chiro konnte die Blockade nicht bei der ersten Behandlung lösen, dafür aber viele andere Verklebungen und Blockaden.
Neben der Behandlung gibt es dann noch fokussierte Trainings-Empfehlungen. Denn die Chiropraktik strebt die Nachhaltigkeit der Behandlung sowie die Prävention neuer mechanisch bedingter Probleme der Gelenke und der Muskulatur an.
„Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass ihr Lebensstil ihre körperlichen Probleme auslösen oder verstärken kann. Dabei können Sie selbst aktiv werden und verhindern, dass es überhaupt zu schmerzhaften körperlichen Einschränkungen kommt,“ erklärt Sven.
Da er nicht „nur“ Chiropraktor ist, sondern auch über eine jahrelange Erfahrung als Leistungssportler und Trainer verfügt, zeigt er mir im hauseigenen Fitnessstudio einige Übungen. Meine Gesäßmuskulatur ist zu schwach, die Waden ebenfalls. Ich habe etwas zu tun.
Die Behandlung endet also mit der Anleitung zu gezieltem Krafttraining und ein paar Hausaufgaben. Ich bin sehr gespannt, was sich durch die Maßnahmen in den kommenden Wochen und Monaten in meinem Körper tut.
Fazit
Wer keine Schmerzen hat, sollte einmal im Jahr zum Chiropraktor gehen. Wer Beschwerden hat, sollte auf jeden Fall so schnell wie möglich die Hilfe eines Chiropraktors in Anspruch nehmen. Ich kann es aus eigener Erfahrung auf jeden Fall sehr empfehlen!
Mehr zu Sven Knipphals findest du auf seiner Webseite: Der Chiro – Leipzig – Chiropraktik, Training, Gesundheit
Fotos: Sven Knipphals
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