Warum habe ich Fersenschmerzen

Dr. Ulrich Bader, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in der OrthoPraxis in Gräfelfing, antwortet: Warum habe ich Fersenschmerzen nach dem Lauf?

In den allermeisten Fällen handelt es sich um Überlastungsproblem. Die Belastung stimmt nicht mit dem überein, was der Körper aktuell leisten kann. Der Klassiker wäre eine zu schnelle Steigerung des Trainingsumfangs oder der Trainingsintensität. Ständiges Laufen auf Asphalt, verbunden vielleicht noch mit unpassenden Schuhen oder einem schlechten Laufstil, kann ebenfalls zu Fersenschmerzen führen.

Solche Überlastungen führen zu Mikroverletzungen und einer Entzündung der Ferse, genau gesagt an der Plantarfaszie, einer dicken sehnenähnlichen Bandstruktur der Fußsohle. Die Krankheit wird daher Plantarfasziitis („Entzündung der Sehnenplatte“) genannt.

Wird die Entzündung nicht unter Kontrolle gebracht, versucht der Körper, diesen Bereich zu stärken und lagert an den Sehnenansätzen Kalk ab. Entlang der Sehnen bildet sich daraus dann allmählich der sogenannte Fersensporn. Der Fersensporn ist damit nicht die eigentliche Ursache für die Fersenschmerzen, sondern letztendlich die überlasteten, entzündeten Bandansätze.

Bei Fersenschmerzen nach dem Lauf ist es besonders wichtig, zeitnah eine Therapie zu beginnen. In leichten Fällen reicht es mitunter aus, die Belastung zu reduzieren und im Rahmen einer professionellen Ganganalyse den Laufstil und die Schuhe überprüfen zu lassen.

Ansonsten sollte die Behandlung im Idealfall mehrgleisig erfolgen:

  • Schonung. Wer Schmerzen beim Laufen hat, sollte als erstes eine Laufpause einlegen. Dadurch wird die Plantarfaszie entlastet, die Entzündung kann in Ruhe abheilen. Für das erste Lauftraining gilt dann: Die Belastung langsam steigern und im schmerzfreien Bereich bleiben.
  • Dehnungsübungen. Studien zeigen, dass Dehnübungen eine erfolgreiche Behandlung bei Fersenschmerzen darstellen. In der Regel zeigt der Orthopäde dem Läufer einige Dehnübungen für die Wadenmuskulatur. Die oft verkürzte Muskulatur wird dabei gestreckt, die Belastung der Ferse lässt nach.
  • Einlagen. Einlagen können den schmerzenden Punkt an der Ferse entlasten. Neben der Weichbettung ist gegebenenfalls auch die Korrektur einer zugrundeliegenden Fußfehlstellung von Bedeutung.
  • Kältetherapie. Kälte lindert die akute Entzündung meist optimal. Am besten Kältebeutel oder Eisakkus mehrmals am Tag für einige Minuten auf die schmerzende Stelle legen. Vorsicht: Um Erfrierungen zu vermeiden, am besten ein dünnes Tuch zwischen Haut und Eisbeutel legen.
  • Medikamente. Es können vorübergehend entzündungshemmende und schmerzstillende Medikamente bei Fersenschmerzen genommen werden.
  • Stoßwellentherapie. Die Behandlung mit fokussierten Stoßwellen wird oft erfolgreich beim Fersensporn angewendet. Dadurch werden Zellen aktiviert, die das Bindegewebe reparieren (Fibroblasten). Auch die Bestrahlung kommt bei Fersensporn-Patienten infrage.
  • Injektionen. Bei einer ausgeprägten Entzündung wird der Orthopäde zunächst eine vernünftige Bildgebung (MRT) durchführen, um die Strukturen im Inneren zu betrachten. Anschließend kann zum Beispiel eine Injektion direkt an die Sehne erfolgen. Dafür werden zum Beispiel Kortison oder Reparaturstoffe aus Eigenblut genommen. In der Regel reicht eine Injektion, die man nach sechs bis acht Wochen wiederholen kann.

Vorbeugen ist möglich. Orthopäde Dr. Ulrich Bader rät:

 

► Das Training langsam steigern. So werden Überlastungen vermieden.

► Auf gute Laufschuhe achten. Die Schuhe sollten nicht nur gut dämpfen, sondern dem Fuß auch einen guten Halt geben.

► Wer unsicher ist, ob der eigene Laufstil optimal ist, kann das Gangbild und den Laufstil im Rahmen einer professionellen Laufanalyse überprüfen lassen.

► Für Läufer mit Fersenproblemen kann es eine Lösung sein, auf einen weichen Untergrund des Trainingsgeländes zu achten. Wer bisher hauptsächlich auf Asphalt und Beton gelaufen ist und dort Schmerzen hatte, kann möglicherweise auf Waldwegen beschwerdefrei weiterlaufen.

► Dehne immer wieder deine Wadenmuskeln – also Ferse nach unten und Zehen Richtung Körper ziehen.

► Last but not least: Regelmäßige Laufpausen machen!

Unser Experte: Dr. Ulrich Bader ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in der OrthoPraxis in Gräfelfing. Dr. Bader besitzt große Expertise in der konservativen und operativen Behandlung von Hochleistungssportlern und Freizeitsportlern. Mehr Infos: www.ortho-graefelfing.de

Autorin: Gabriele Hellwig

Informiere dich auch über weitere häufige Laufverletzungen: Gesundheitsserie Orthopädie – typische Läuferschmerzen im Blick: Füße, Knöchel, Schienbein, Knie, Oberschenkel, Leiste, Hüfte, Rücken

gesund-laufen-die-13-haeufigsten-laufbeschwerden

Du liebst das Laufen so wie wir?

Melde dich zu unserem Newsletter an! Ab sofort verpasst du nichts mehr – aber keine Angst vor E-Mail Flut – unser Newsletter kommt alle 14 Tage direkt in dein E-Mail-Postfach: Hier zum Newsletter anmelden

Das könnte dich auch interessieren: 

laufkalender-2024-runtimes
motivationstipps-fuer-laeufer
RUNTiMES Podcast mit Dr. Bader Schluss mit typischen Läuferproblemen
0