Nie wieder Schmerzen in den Schultergelenken
Dr. Ulrich Bader, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in der OrthoPraxis in Gräfelfing, antwortet:
„Entweder handelt es sich um eine Fehlbelastung, also ein muskuläres Problem oder das Schultergelenk ist vorgeschädigt, zum Beispiel durch Überlastung am Arbeitsplatz oder einen Unfall (Sturz).
Die Fehlbelastung kommt in der Regel durch einen ungünstigen Laufstil zustande. Dieser führt dazu, dass die Schultermuskeln verspannen. Oft klagen die betroffenen Läufer nicht nur über Schulterschmerzen, sondern auch über Nacken- und Spannungskopfschmerzen.
Zwar muss man sich beim Laufen etwas nach vorne neigen. Aber es kommt darauf an, wie man das macht. Wenn die Vorneigung im Hüftbereich stattfindet, ist das in Ordnung. Kommt diese Vorneigung vor allen Dingen aus dem Wirbelsäulenbereich, insbesondere aus den Brustwirbeln, entstehen häufig Probleme in der Schultermuskulatur. Denn bei nach vorne gekippten Schultern wird der Bewegungsfreiraum des Schulterdachs reduziert.
Außerdem führt die Fehlhaltung dazu, dass die Atemhilfsmuskulatur, die sich im Hals- und Nackenbereich befindet, stärker beansprucht wird. Dies kann die Schulterschmerzen verschlimmern. Eine unregelmäßige Atmung oder eine zu starke Brustatmung kann ebenfalls Nacken- und damit Schulterschmerzen begünstigen.
Auch eine falsche Armbewegung – eine zu reduzierte, zu abgehackte Armbewegung – kann die Belastung im Schulterbereich erhöhen.
Die Schulterschmerzen können auch durch einen degenerativen Verschleiß zustande kommen, zum Beispiel eine Schleimbeutelreizung, Kalkschulter oder eine Sehnenentzündung. Betroffen sind oft Läufer, die beruflich entweder eine Überkopfarbeit ausüben oder neben dem Laufsport noch einem Überkopfsport wie Tennis nachgehen. Die Schulter wird somit dauerhaft überlastet.
Durch das Laufen ansich verschlimmert sich die Situation zwar nicht, aber bei jedem Schritt wird das Schultergelenk durch die auftretende Stoßbelastung „erschüttert“ – und das kann eben Schmerzen verursachen.
Bei Läufern, die tagsüber viel im Büro arbeiten, kommt noch eine andere Ursache für die Schulterschmerzen infrage: Sitzt man den ganzen Tag auf einem Stuhl und starrt auf den Bildschirm, befindet sich der Körper lange Zeit in einer sehr einförmigen, ungünstigen Haltung. In dieser Position verkrampfen die Nacken- und Schultermuskeln zwangsläufig.
Die beste Behandlung bei Schulterproblemen, die durch Fehlbelastung oder degenerativen Verschleiß zustande kamen, ist gezielte Physiotherapie. Die vordere Brustmuskulatur sollte mit speziellen Übungen aufgedehnt und die Wirbelsäulennahen Muskeln gestärkt werden.
Bewährt hat sich auch die Bauchatmung. Diese kann bewusst in den Alltag und in das Training eingebaut werden. Das reduziert gleichzeitig den Stress. Wichtig wäre außerdem, mit einem Lauftrainer den eigenen Laufstil zu überprüfen. Hier bietet sich eine Videoanalyse an. So sollte der Oberkörper beim Laufen leicht nach vorne gebeugt sein, die Arme sollten locker anliegen und nicht angespannt sein. Langfristig sollten Läufer darauf achten, dass auch die Schulterumgebenden Muskeln nicht vernachlässigt werden.
„Alle Muskeln im Körper müssen trainiert werden, damit man schmerzfrei lange Strecken laufen kann.“
Ist eine Kalkschulter oder Sehnenreizung die Ursache für die Schulterschmerzen, gibt es mit der Stoßwellentherapie oder Eigenbluttherapie sehr gute Behandlungsoptionen. Wenn die Schulterschmerzen von vornherein stark sind oder länger anhalten, sollte man auf jeden Fall einen Orthopäden konsultieren.“
Unser Experte: Dr. Ulrich Bader ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in der OrthoPraxis in Gräfelfing. Dr. Bader besitzt große Expertise in der konservativen und operativen Behandlung von Hochleistungssportlern und Freizeitsportlern. Mehr Infos: www.ortho-graefelfing.de
Autorin: Gabriele Hellwig
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