Schmerzen im Lendenwirbelbereich

Dr. Ulrich Bader, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in der OrthoPraxis in Gräfelfing, antwortet: Ich habe Schmerzen im Lendenwirbelbereich nach dem Laufen – was kann ich tun?

„Es ist möglich, dass die Schmerzen in der Lendenwirbelsäule (LWS) vom Lauftraining kommen. Ursache ist meistens ein ungünstiger Laufstil. Viele Menschen joggen in Hohlkreuz-Position. Das Becken kippt dabei während des Laufens und die Wirbelsäule krümmt sich stärker nach vorne. Dadurch entsteht ein chronischer Zug auf die Muskeln im Lendenwirbelsäulen-Bereich und Schmerzen sind die Folge.

Diese Hohlkreuz-Position ist deswegen so verbreitet, weil viele Menschen den ganzen Tag über im Büro sitzen und die Hüftbeuger im Sitzen verkürzen. Im Stand wird man dann automatisch ein wenig ins Hohlkreuz gezogen.

Eine zu große Schrittlänge, ein zu starkes Nach-Vorne-Beugen oder ein falsches Abrollen des Fußes können die LWS ebenfalls belasten.

Auch die Laufschuhe können mitverantwortlich für Rückenschmerzen sein, vor allem wenn diese abgelaufen sind und keine dämpfenden Eigenschaften mehr besitzen. Dann ist beim Laufen die Stoßbelastung für die LWS größer, vor allem wenn man häufig auf Asphalt trainiert.

Schmerzen im unteren Rücken

Oft entstehen Schmerzen im unteren Rücken auch aufgrund von muskulären Dysbalancen. Beim Laufen wird der Körper relativ einseitig trainiert. Wer viel im Büro sitzt, sollte daher – neben dem Laufsport –regelmäßig auch die Rumpfmuskeln trainieren.

„98 Prozent der Rückenschmerzen sind harmlos“

Ich kann die Läufer aber beruhigen: 98 Prozent der Rückenschmerzen sind harmlos – auch wenn diese nach dem Training auftreten. Die meisten Rückenschmerzen verschwinden innerhalb von wenigen Tagen wieder von selbst. Man sollte in dieser Zeit allerdings die Belastung ein bisschen reduzieren und den Trainingsplan etwas herunterfahren.

Statt zu Laufen könnte man vorübergehend auch aufs Walken ausweichen. Bewegung ist trotz Rückenschmerzen weiter empfehlenswert. Früher hieß es immer, man müsse sich bei Rückenschmerzen schonen. Von tagelanger Ruhe raten wir heute ab. Denn das schwächt die Muskulatur, die Gelenke verlieren ihre Stabilität und können immer schlechter bewegt und belastet werden. Dadurch verschlimmern sich auch die Schmerzen in der Lendenwirbelsäule.

Um die Schmerzen im Lendenwirbelbereich zu reduzieren können vorübergehend Schmerzmittel genommen werden. Bei Rückenschmerzen hat sich vor allem Wärme bewährt, zum Beispiel ein Kirschkernkissen, eine heiße Dusche, ein warmes Bad, eine Infrarot-Bestrahlung oder ein Saunagang.

„Wärme regt die Durchblutung in der Haut an und lockert die versteifte Rückenmuskulatur.“

Einen Orthopäden braucht man bei Schmerzen im Lendenwirbelbereich nur aufzusuchen, wenn die Schmerzen von vornherein stark sind oder anhalten. Auch wenn es ein „auslösendes Ereignis“ (zum Beispiel einen Sturz beim Laufen) für die Beschwerden gibt, empfiehlt sich ein Arztbesuch. In diesem Fall wird der Orthopäde für die Diagnose nicht nur Bewegungstests durchführen, sondern auch eine Röntgenaufnahme oder sogar eine Kernspintomografie, um zu prüfen, ob keine Wirbelkörper verletzt worden sind.

Bei stärkeren Beschwerden kann der Orthopäde Physiotherapie verschreiben. Mit speziellen Übungen kann die schmerzfreie Beweglichkeit von Muskeln und Skelett wiederhergestellt werden. Außerdem werden geschwächte Muskelgruppen gezielt gestärkt und rückenfreundliche Bewegungsabläufe eingeübt, um Fehlbelastungen zu verhindern. Bei sehr starken Rückenschmerzen können auch örtlich betäubende Medikamente oder Kortison gespritzt werden.

Eine Operation ist bei Rückenschmerzen nur sehr selten notwendig, zum Beispiel bei einem schweren Bandscheibenvorfall, der mit neurologischen Ausfällen wie Lähmungserscheinungen in den Beinen verbunden ist. Ansonsten haben sich bei kleinen Bandscheibenvorfällen oder bei Bandscheibenvorwölbungen, die man ab einem gewissen Alter übrigens häufig sieht, konservative Maßnahmen wie Physiotherapie bewährt.“

Vorbeugen ist möglich. Meine Tipps, um Schmerzen in der Lendenwirbelsäule zu vermeiden:

  • Die Laufdistanz etwas reduzieren
  • Auf gute Laufschuhe achten
  • Einen dämpfenden Untergrund wählen
  • Eine Laufbandanalyse durchführen, um den Laufstil zu überprüfen
  • Ganzheitlich trainieren, dazu gehören vor allem rumpfstabilisierende Übungen
  • Wichtig ist auch regelmäßiges Dehnen

Unser Experte: Dr. Ulrich Bader ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in der OrthoPraxis in Gräfelfing. Dr. Bader besitzt große Expertise in der konservativen und operativen Behandlung von Hochleistungssportlern und Freizeitsportlern. Mehr Infos: www.ortho-graefelfing.de

Autorin: Gabriele Hellwig

Informiere dich auch über weitere häufige Laufverletzungen: Gesundheitsserie Orthopädie – typische Läuferschmerzen im Blick: Füße, Knöchel, Schienbein, Knie, Oberschenkel, Leiste, Hüfte, Rücken

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