Rückenschmerzen bei Läufern optimal behandeln

Viele Laufsportler klagen über Rückenschmerzen. Oft sind muskuläre Dysbalancen und Verspannungen die Ursache. Diese können sehr gut behandelt werden. Noch besser ist vorbeugen.

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Eine gute Nachricht gleich am Anfang: Treten Schmerzen im Rücken auf, steckt selten eine schwere Erkrankung dahinter. Noch besser: Bei 80 bis 90 Prozent der Betroffenen verschwinden die Beschwerden innerhalb von sechs Wochen, oft schon nach wenigen Tagen.

Doch wie kommt es überhaupt zu Rückenschmerzen bei Läufern?

Das liegt vor allem an der Stoßbelastung, die im Rahmen des Laufens auftritt. Je schneller man läuft, desto größer die Belastung für die Wirbelsäule.

Dr. Ulrich Bader, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in der OrthoPraxis in Gräfelfing, erklärt: „Die Wirbelsäule und Rückenmuskeln sorgen dafür, dass der Körper beim Laufen aufrecht und in Balance gehalten wird. Die Bandscheiben, die zwischen den einzelnen Wirbelkörpern sitzen, federn jeden Schritt ab.“

Da wir beim Laufen schneller sind als beim Gehen, ist der „Aufprall“ – nach der Flugphase, in der die Füße einen kurzen Moment in der Luft sind – auf den Boden zum Teil erheblich: Bei jedem Schritt, bei jedem Aufsetzen lastet das 6- bis 8-fache des Körpergewichts auf dem Rücken und den Bandscheiben. Das ist eine enorme Beanspruchung der Wirbelsäule.

Meistens treten die Rückenschmerzen bei Läufern im Bereich der Lendenwirbelsäule auf. „Der untere Teil der Wirbelsäule muss beim Laufen die größten Kräfte abfangen und abfedern“, sagt Dr. Bader. „Denn die Lendenwirbelsäule besitzt die größten und stabilsten Wirbel.“ Aber auch der obere Rücken, der Nacken und die Schultern können wehtun.

Da die Ursachen für Rückenschmerzen bei Läufern so vielschichtig sind, ist eine genaue umfassende Diagnostik beim Orthopäden hier besonders wichtig.

Dr. Bader: „Schmerzen im unteren Teil des Rückens werden oft durch muskuläre Dysbalancen und Verspannungen verursacht. Treten die Probleme eher im oberen Bereich des Rückens auf, in den Schultern und im Nacken – dann liegt es oft am Laufstil.

Muskuläre Dysbalancen aufdecken

Werden Muskeln auf Dauer falsch belastet, kommt es zu einem Ungleichgewicht der Muskeln, sogenannte muskuläre Dysbalancen entstehen. Dr. Bader: „So ein Ungleichgewicht entsteht immer dann, wenn eine Muskelgruppe übermäßig beansprucht wird und man den Gegenspieler kaum trainiert.“

Ursache für solche muskuläre Dysbalancen können zum Beispiel Fußfehlstellungen oder eine Beinlängendifferenz sein. Die Folge sind meistens Muskelverkürzungen auf einer Seite.

Muskuläre Dysbalancen kommen bei Läufern jedoch oft auch einfach durch ein zu einseitiges Training zustande: Beim Laufen werden vor allem die Beinmuskeln gekräftigt. „Nicht selten werden sämtliche andere Muskeln nur stiefmütterlich behandelt oder gar nicht beansprucht“, sagt Dr. Bader.

Doch gerade die Rumpfmuskulatur spielt beim Laufen eine große Rolle. Denn die Rumpfmuskeln stützen die Wirbelsäule und den unteren Rücken. Sind diese Muskeln zu schwach, kommt es zu einer Instabilität des Rumpfes und zu einer erhöhten Belastung der Wirbelsäule beim Laufen.

Ein zusätzliches Problem: Oft sind die Gesäß-und Bauchmuskeln ebenfalls zu schwach, was wiederum eine Hohlkreuzbildung begünstigt.

Was tun? Eine Muskelkraftanalyse kann die genauen muskulären Ungleichgewichte zeigen. Mit speziellen Übungen können dann die entsprechenden Muskeln auftrainiert werden. „In der Regel verschreibt der Orthopäde daher Physiotherapie“, sagt Dr. Bader.

Das reicht aber nicht aus: Der Läufer muss auch zuhause regelmäßig Übungen machen. Eine Fußfehlstellung oder Beinlängendifferenz kann oft mit Einlagen und guten Schuhen therapiert werden.

Langfristig gilt: „Läufer sollten für ein ausreichendes Ausgleichstraining sorgen, um auch die Bauch- und Rückenmuskulatur zu trainieren“, empfiehlt Dr. Bader. Am einfachsten lässt sich ein ganzheitliches Training im Fitnessstudio umsetzen.

Verspannungen lösen

„Die muskulären Dysbalancen führen oft zu den Verspannungen“, sagt Dr. Bader. „Denn wenn einige Muskeln ständig überbeansprucht werden, verkrampfen sie häufig.“

Bei Läufern werden Verspannungen aber oft auch durch eine zu verkrampfte Körperhaltung beim Laufen verursacht: Die Arme werden zu nah am Körper gehalten, die Schultern zu weit nach oben gezogen, der Kopf ist zu weit vorne. Meistens kommt noch hinzu, dass die Betroffenen tagsüber viele Stunden im Büro arbeiten, den ganzen Tag auf dem Stuhl sitzen und auf den Bildschirm starren. In dieser Position verkrampfen die Nackenmuskeln zwangsläufig.

Was tun? Während man früher den Patienten bei Rückenschmerzen empfohlen hat, sich sofort auszuruhen, ist das heute keine Option mehr. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen: Sinnvoll ist eine frühzeitige körperliche Belastung, um eine Chronifizierung der Beschwerden zu verhindern.

 Jede Bewegung ist besser als keine Bewegung

„Die Bewegung kräftigt die Muskulatur, fördert die Durchblutung sowie die Versorgung mit Nährstoffen. Dadurch werden die Verspannungen beseitigt“, erklärt Dr. Bader.

Ist die Bewegungsfähigkeit in der akuten Phase durch Schmerzen eingeschränkt, können vorübergehend Schmerzmittel genommen werden. Auch Wärme und Massage helfen bei Verspannungen.

Ganz wichtig: Die Ursache für die Verspannungen muss beseitigt werden. Für das Laufen bedeutet das: Die Laufhaltung verbessern. Die Arme liegen beim Laufen locker an und sind nicht angespannt, der Oberkörper ist leicht – aber nicht zu weit – nach vorne gebeugt.

Eine professionelle Beratung und gegebenenfalls eine Laufanalyse sind empfehlenswert, um den eigenen Laufstil zu optimieren.

Noch ein Tipp: Auch abgelaufene Laufschuhe können mitverantwortlich für Rückenschmerzen sein. Solche Schuhe verfügen über keine dämpfenden Eigenschaften mehr und können die Stoßbelastung auf die Wirbelsäule nicht mehr optimal auffangen. Was tun? Gute Laufschuhe gehören zum Laufsport dazu!

Foto: David Bühne

Unser Experte: Dr. Ulrich Bader ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in der OrthoPraxis in Gräfelfing. Dr. Bader besitzt große Expertise in der konservativen und operativen Behandlung von Hochleistungssportlern und Freizeitsportlern. Mehr Infos: www.ortho-graefelfing.de

Autorin: Gabriele Hellwig

Dies ist Teil 12 der Serie. Informiere dich auch über weitere häufige Laufverletzungen – zur Übersicht: Gesundheitsserie Orthopädie – typische Laufbeschwerden im Blick: Füße, Knöchel, Schienbein, Knie, Oberschenkel, Leiste, Hüfte, Rücken

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