„Das Leben ändert sich für niemanden – außer für den Gewinner!“

Das Interview mit dem Ausnahme-Triathleten Jan Frodeno über die Challenge Roth, seine Profi-Highlights und Tipps für Läufer und Triathleten

Was können wir von Jan Frodeno lernen?

Jan Frodeno ist einer der größten Triathleten aller Zeiten und der einzige Athlet, dem es gelungen ist, sowohl eine olympische Goldmedaille zu gewinnen als auch eine 70.3-Weltmeisterschaft und den Titel beim Ironman Hawaii.

Interview mit Jan Frodeno

Den Ausnahme-Sportler zeichnen ein unbändiger Wille, eine hohe Disziplin und die Liebe zum Detail aus. Doch was hat ihn so erfolgreich gemacht? Wie konnte er Ziele erreichen, von denen viele nur träumen und was für Tipps gibt er Debütanten mit auf den Weg zur Challenge Roth? Das erfährst du in diesem Interview mit Jan Frodeno.

RUNTiMES: Was war dein prägendstes Erlebnis als Profi?

Jan Frodeno: „Mein prägendstes Erlebnis war wohl eine Ansprache meines Mentors Rolf, der damals für die Nationalmannschaft verantwortlich war. Er sagte mir nach einer harten Bahn-Einheit, dass es im Sport nur einen Gewinner gibt. Das Leben ändert sich für niemanden – außer für den Sieger. Das blieb für immer bei mir und prägte meine Herangehensweise für den Rest meiner Sportkarriere.“

Interview mit Jan Frodeno

RUNTiMES: Wie habt ihr immer wieder das Beste aus jeder Situation rausgeholt und eure Grenzen immer wieder verschoben – im Training, in der Ernährung, bei der mentalen Vorbereitung?

Jan Frodeno: „Ich hasse es zu verlieren, habe aber gemerkt, dass Verlieren zum Gewinnen gehört. Jede Niederlage hat mich dahingehend motiviert, dass ich alles dafür geben wollte, keine weitere zu erleben. So wurden alle Extras wie etwa die Ernährung und das Mentaltraining zu Bausteinen, die auf das langfristige Ziel – zu gewinnen – einzahlten.“

RUNTIMES: Wie hast du es geschafft im Wettkampf mental so stark zu bleiben – und was wäre dein Tipp für ambitioniertere Hobbysportler: Wie können wir üben, unsere Grenzen immer wieder zu verschieben und stärker zu werden?

Jan Frodeno: „Es ist eine mentale Verhandlung. Schmerz ist ein wichtiges Signal, und man sollte es beobachten. Aber man muss auch wissen, dass ein erstes Schmerzsignal nur eine allererste Vorstufe der wahren Grenze ist. Wir können unfassbar viel ertragen, und für mich war der Schmerz des Aufgebens im Nachhinein immer deutlich langwieriger und schlimmer als der temporäre Schmerz im Wettkampf.“

Interview mit Jan Frodeno

RUNTIMES: Was macht die Challenge Roth so besonders?

Jan Frodeno: „Roth ist ein ikonisches Rennen, das seit vielen Jahren ein fester Bestandteil des Triathlons ist. Ich kann nur jedem empfehlen, mindestens einmal im Leben dort zu starten und die einzigartige Atmosphäre zu erleben.“

RUNTiMES: Warum sollten Läufer unbedingt mal einen Triathlon als Ziel anvisieren?

Jan Frodeno: „Die Disziplinen zu mischen ist sicher für jeden eine spannende Herausforderung, insbesondere, wenn man vor einer der drei Disziplinen Respekt oder gar Angst hat. Denn diese zu überwinden, gibt dir Glücksgefühle und das Bewusstsein, dass man schwere Dinge eben doch kann. Das kann man in seiner Lieblingsdisziplin eben nicht erreichen.“

Interview mit Jan Frodeno

RUNTiMES: Welche Trainingseinheit oder welcher Tipp für die Trainingsplanung empfiehlst du allen, die sich gerade auf ihren ersten Triathlon vorbereiten?

Jan Frodeno: „Das klassische Koppeltraining: nach dem Radfahren direkt die Laufschuhe schnüren und 20 bis 30 Minuten joggen. Anfangs ohne Tempovorgabe, einfach nur loslaufen. Die ersten Kilometer sind meist eher schwer, aber nach einer Weile kommt man in einen Rhythmus. Allein zu wissen, dass es geht, hilft oft schon sehr.“

RUNTiMES: Welche drei Tipps gibst du Debütanten wie Jan Stratmann für die Challenge Roth mit auf den Weg?

Jan Frodeno: „Erstens: Lass dich nicht vom Publikum verleiten das Tempo zu überziehen. Zweitens: Probiere keine neue Ernährungsstrategie aus, die dir jemand auf der Expo verkauft. Drittens: Mache dir eine Checkliste, was du alles am Vortag und Wettkampftag brauchst. Desto weniger mentale Energie du am Rennmorgen verschwendest, desto besser.“

Interview mit Jan Frodeno

RUNTiMES: Wie können wir uns dein Leben nach all der Spannung vorstellen, worauf freust du dich am allermeisten? Und gibt es ein Hobby, das du in all den Jahren als Spitzensportler nicht machen konntest, das jetzt auf dem Plan steht?

Jan Frodeno: „Alles, was Risiko beinhaltet: Skifahren, Mountainbiken – aber auch fürs Lesen habe ich nun deutlich mehr Zeit.“

RUNTiMES: Wirst du dir noch irgendeine Art Wettkampf in anderen Sportarten suchen, oder vermisst du das gar nicht?

Jan Frodeno: „Eher weniger. Abenteuer schon mehr. Ich weiß, was erforderlich ist, um an die Weltspitze zu kommen, und den Aufwand werde ich in keiner weiteren Sportart betreiben. Und wenn es nicht um einen Titel geht, reizt es mich auch nicht, mich großartig zu messen.“

Interview mit Jan Frodeno

RUNTiMES: Bist du immer noch so diszipliniert in deiner Ernährung oder gibt es jetzt doch ab und zu mal Fastfood?

Jan Frodeno: „Gab es auch vorher schon – ich habe es nur keinem gesagt.“

RUNTiMES: Welchen Rat gibst du Daniela Ryf für ihr Abschiedsjahr aus dem Profisport mit auf den Weg?

Jan Frodeno: „Alles mit offenen Augen und Herzen zu sehen. Es ist eine lange Reise, die zu Ende geht und eine Neue, die beginnt. Ob Du es genießen kannst und dieser Weg somit für Dich glücklich endet, liegt nur an Dir.“

Vielen Dank und alles Gute!

Fotos: HOKA

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Sie gilt als weltweit größter Wettkampf auf der Triathlon-Langdistanz: die Challenge Roth. Die traditionsreiche Triathlon-Veranstaltung wird am Sonntag, den 07.07.2024, wieder bei Zuschauern und Athleten für Gänsehautmomente sorgen. 3,8km Schwimmen, 180 km Radfahren und dann noch einen Marathon laufen – das ist für viele Hobbyathleten ein krasses und meist unvergessliches Erlebnis.

Runtimes Podcast zur Challenge Roth präsentiert von HOKA

Doch wie erlebt ein junger Profisportler zum ersten Mal die Triathlon-Langdistanz, den berühmt-berüchtigten Solarer Berg und die Massen von Zuschauern? Jan Stratmann begann mit 16 Jahren seine Triathlon-Reise und fiebert seinem Langstrecken-Debüt am Sonntag entgegen. Der HOKA-Athlet wird uns anschließend im Podcast alles von diesem Abenteuer erzählen.

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