Hier findest du spannende, weltweite Fakten aus dem letzten Jahr und was beim App Run auf dich zukommt und wie die Sache mit dem Catcher Car funktioniert, erfährst du im Bericht von Carsten:
Laufen verleiht Flüüügel …
Die Wings for Life World Run App
Laufen für die, die es nicht können, das ist das Motto des Wings for Life World Run. Das außergewöhnliche Rennformat, das Spenden für die Erforschung und Heilung von Rückenmarksverletzungen sammelt, hatte am 7. Mai 2023 sein 10-jähriges Jubiläum.
Kin Marcin für Wings for Life World Run | Flagship Run in Poland
Zehn Jahre – unglaublich. Schon zehn Jahre, möchte man sagen, denn die Zeit ist nur so dahingeflogen und der Wings for Life ist voller Power und Originalität. Erst zehn Jahre könnte man aber auch denken, denn mit 206.727 World Runnern hat das Jubiläum ein Ausrufezeichen gesetzt … und global 5,8 Millionen Euro an Spenden zusammengebracht.
Mehr noch als das Geld spürt man jedoch bei jedem Wings for Life World Run die starke Unterstützung, Solidarität und das Gemeinschaftsgefühl, das mit diesem Lauf allen Teilnehmern vermittelt wird, und insbesondere allen, die von Rückenmarksverletzungen betroffen sind. Das könnten wir alle sein, denn die meisten Unfälle mit entsprechenden Folgen geschehen im Straßenverkehr sowie zuhause bei Missgeschicken in den eigenen vier Wänden.
Das Besondere an dem Rennen selbst ist natürlich die fahrende Ziellinie (das Catcher Car), die sukzessive alle Laufenden einholt und dabei immer schneller wird – was tatsächlich eine ziemliche Gaudi ist, um es auf bayerisch zu sagen. Nachdem ich letztes Jahr beim Lauf in München dabei war, habe ich dieses Mal mittels der App teilgenommen. Auch diese Variante hat wirklich Spaß gemacht.
Die Wings for Life World Run App
Denn die App misst nicht nur den Lauf und stoppt einen schließlich, wenn das virtuelle Catcher Car einen eingeholt hat. Die App spricht auch mit einem. So bekommt jeder Teilnehmende je nach gewünschter Sprache einen eigenen Motivationsmoderator – im deutschen Falle Frank Buschmann.
Daneben sprechen aber auch Mitglieder des Wings for Life-Teams mit einem und erzählen etwas über die aktuelle Lauflage in der Welt, und es kommen auch betroffene Menschen zu Wort, darunter auch AthletInnen, die ihre Verletzung bei einem Sportunfall erlitten haben. Last but not least spricht auch das Catcher Car selbst mit einem und droht immer wieder an: Ich kriege dich!
Die Motivation ist also riesengroß. Passend um 13 Uhr hört in Freiburg, wo ich zuhause bin, auch der Regen auf und ich gehe an meinen Start – eine flache Strecke mit nicht zu vielen Straßenüberquerungen habe ich mir ausgesucht. 15 Minuten vorher wird einem schon mit einer Anmoderation sowie einigen Squads unter Anleitung von Imke Salander (Danke, Imke) der Kreislauf auf Betriebstemperatur gebracht. Dann geht es los.
Marc Müller für Wings for Life World Run in München
Von meiner Flagship-Run-Erfahrung in München habe ich ein Ziel: ca. 15 Kilometer sollen es werden, bevor mich das Catcher Car einholt. Schon bei Kilometer 1 meldet sich Frank Buschmann: Oah, du Antilope! (Das hat noch keiner zu mir gesagt.) Ich halte meinen 6er-Pace-Schnitt und genieße das immer besser werdende Wetter. Vor dem Start konnte ich auf Servus TV noch einige Impressionen vom Austragungsort Wien sowie all over the world mitnehmen.
In meinen Beinen ist keinerlei Müdigkeit mehr zu spüren. Es dauert nicht lange und die App meldet sich wieder (Buschmann: So wie du läufst, bist du wohl schon bei deiner Geburt aus dem Kreissaal gerannt.) Natürlich muss ich lachen, denn ich bin alles andere als der geborene Sportler – aber irgendwie wirkt es doch.
„Auch Sprüche verleihen Flügel“
Nach 30 Minuten meldet sich das Catcher Car, denn dieses fährt jetzt los und beginnt, Laufende, Rollende usw. einzusammeln. Seine Stimme hat einen leicht hämischen Ton. Schon nach wenigen Kilometern meldet es sich wieder (Catcher Car: Na … Sehe ich da etwa Schweißperlen auf deiner Stirn? Antwort Buschmann: Was heißt hier Schweiß? Das ist der Schimmer des Ruhms!)
Langsam komme ich aus der Siedlung, durch die ich laufe, hinaus und bin nun auf gerader Strecke zwischen Feldern und Waldstückchen. Die Strecke liegt gerade vor mir und ich beschleunige. (Buschmann: Ich weiß nicht, ob Michelangelo bei dir die Finger im Spiel hatte, aber deine Muskeln sind wie aus Marmor gemeißelt.) Kilometer zehn. Es fühlt sich fast an wie bei einem richtigen Rennen, die Gemeinschaft im Kopf ist voll da.
Nun wird es spannend. Kilometer 12. Das Catcher Car erzählt nun dauernd wie nah es schon dran ist. (Buschmann hält dagegen: Bei dem, was du heute hier ablieferst werden sich die großen Sportfirmen um dich reißen.) Kilometer 13 (Buschmann singt: Für dich solls rote Rosen regnen). Kilometer 14. Jetzt kanns nicht mehr lange dauern. Ich versuche das Tempo zu halten und dann ist es so weit. Fast 15 Kilometer. 1 Stunde, 31 Minuten. Mir wird gratuliert. Ich trabe langsam die letzten Meter nach Hause.
Flagship Run in Zadar, Kroatien | Tomislav Moze für Wings for Life World Run
Weltweit sind immer noch viele unterwegs. Die Halbmarathonis kann ich mir schon wieder im Fernsehen ansehen. Unglaublich die nationalen und internationalen Sieger, Jo Fukuda mit 69,1 Kilometern, nachts bei Regen in Japan! Kasia Szkoda mit 55,07 Kilometern in Polen! David Schönherr siegt mit 61,60 Kilometern in Deutschland, Stefanie Hansen mit 42 Kilometern heißt seine Kollegin.
Mein Fazit: Auch der App-Run hat wirklich Spaß gemacht, und wer es nicht zu einer der Live-Orte schafft, sollte sich diese Erfahrung einmal gönnen. Natürlich kann man sich auch einem Team vor Ort anschließen.
Der nächste Wings for Life World Run findet am 4. Mai 2025 statt, ab Herbst kann man sich anmelden unter Wings for Life World Run.
Hör dir auch unseren Podcast mit Sebastian Kienle und Flo Neuschwander zum WFLWR an: „Hab keine Angst vor Intensität!“
Autor: Dr. Carsten Drecoll
Fotos: Wings for Life World Run