Mein Freiburg Marathon
„Da hinten ist ein Stück blauer Himmel zu sehen.“ Die Feststellung des Startmoderators sorgte unter dem grauen Nieselregenhimmel am 26.03.2023 noch für Heiterkeit. Aber schon bald befanden sich Halbmarathonis und Marathonis in der Sonne und die Stadt feierte ein Läuferfest.
12.300 Starter. Damit zeigt Freiburg erneut, dass hier der Marathon nicht nur gut aus der Corona-Zeit gekommen ist, sondern auch zu den attraktivsten und erfolgreichsten Marathons in Deutschland gehört. Zu Recht, unter anderem wegen der überarbeiteten und nun wirklich sehr gelungenen Strecke. Aber der Reihe nach.
Um 9.30 Uhr stehen wir in den Startblöcken. Der Himmel allerdings scheint es diesmal mit der sonnenverwöhnten Breisgau-Metropole nicht gut zu meinen. Er ist dunkelgrau, Nieselregen droht, Windböen fegen über den Messplatz, wo der Start liegt, in Sichtweite zum neuen SC-Stadion (Europa-Park-Stadion).
Mein Freiburg Marathon am 26.03.2023
Pünktlich gehen die Eliteläufer an den Start, was in diesem Jahr heißt: die Starterinnen und Starter, die an den Deutschen Meisterschaften im Halbmarathon teilnehmen. Unter ihnen Richard Ringer, der eindrucksvolle Europameister (denken wir an seinen Endspurt in München), Simon Boch, Miriam Dattke (die 2019 hier schon einmal den Titel holte) oder Domenika Mayer (letztes Jahr in Hannover erfolgreich).
Eine Viertelstunde später sind auch die Breitensportler auf dem Weg und treten ihre 21-Kilometer-Runde durch und um Freiburg an – wer den Marathon läuft, absolviert zwei Runden. Obwohl noch ziemlich düster, leuchten die blühenden Bäume den Aktiven entgegen, die warmen Tage der vergangenen Woche haben dem Frühling in der Natur zum Durchbruch verholfen. So geht es bei Sprühregen unter weiß blühenden Bäumen durch den Park am Flückiger See und an die Dreisam.
Die Zuschauer stehen trotzdem dicht an dicht und muntern die Aktiven auf. Schnell ist man auf kleineren schmalen Wegen. Die Strecke wurde diesmal nicht auf die großen Straßen gelegt – zum Glück, so erlebt man Freiburg von einer vielfältigen Seite. Häufig verläuft der Parcours genau auf einer meiner üblichen Laufrunden, die mich im Alltag durch Freiburg und die verschiedenen Stadtviertel führen.
Schon im Dietenbachpark wird es dann auch hell. Kann das sein? Ja, plötzlich laufen wir in der Sonne, das Licht gleißt über die neonfarbige Läuferschar und die nassen Wege, Wiesen und Bäume. Immer mehr Zuschauer sind nun am Streckenrand des Freiburg Marathons, Bands machen Musik.
Menschen haben die Fenster aufgemacht, sind auf die Balkone gekommen und feiern die Läufer. So führt der Parcours über Sankt Georgen, die Wiehre, an den schönen Häusern aus der Jahrhundertwende entlang, vorbei an der Ganterbrauerei Richtung Innenstadt.
Schon Kilometer 15 – noch nie sind Kilometer so schnell vergangen! Jetzt wird es ernst. Inzwischen herrscht herrlicher Sonnenschein und die Steine sind schon wieder trocken. Durchs Schwabentor gelangen wir in die Innenstadt, durchqueren dieses Stadttor und laufen durch die Altstadt, vorbei an Stadttheater und Uni-Bibliothek gelangen wir zu einem Wahrzeichen von Freiburg: der blauen Brücke, die seit dem 19. Jahrhundert über die Gleise führt, um den damals neuen Stadtteil Stühlinger zu erreichen.
Früher ein Industrie-Stadtteil mit Angestellten und Arbeitern (und günstigen Kneipen und Ateliers), ist er heute bei Studenten, Künstlern und jungen Leuten beliebt. Jetzt sind es auch schon die letzten Kilometer für mich als Halbmarathoni, ein kalkulierender Blick auf die Uhr. Aber müde bin ich nicht, diese Strecke pusht mich. Und da ist es auch schon, das Ziel.
Den Freiburg Marathon bin ich schon mehrmals gelaufen, zuerst 2005. Auch den Halbmarathon habe ich bereits mehrere Male absolviert und noch häufiger vom Streckenrand gesehen. So schön wie dieses Mal ist er mir aber nie vorgekommen. Mit der Streckenführung hat der Veranstalter einen starken Job gemacht: Es gibt keine Durststrecken, jeder Kilometer ist vielfältig, schön, animierend, anders, interessant. Das ist nicht selbstverständlich und auch bei vielen Läufen, die ich kenne, nicht der Fall.
Natürlich beinhaltet dies auch, dass Freiburg eine Strecke mit ein paar Höhenmetern (100 Meter im An- und Abstieg) und wechselnden Untergründen hat sowie immer mal wieder eine Kurve zu nehmen ist. Den Spitzensportlern ist dies natürlich als zusätzliche Herausforderung vorgekommen, aber für die Breitensportler und Genussläufer ist diese Strecke einfach nur zum Freuen.
An der Spitze holten sich Richard Ringer und Miriam Dattke die Titel als Deutsche Meister im Halbmarathon. Sieger des Marathons wurden Felix Köhler und Anja Röttinger.
Ein 10-Kilometer-Lauf sowie die Staffel für den Marathon und Kinderläufe komplettierten das Event. In der Staffel gab sich auch Oberbürgermeister Martin Horn zusammen mit den Bürgermeisterkollegen Ulrich von Kirchbach, Martin Haag sowie Christa Zink, Amtsleiterin Kitas, die Ehre.
Fast 40 Bands machten entlang des Parcours Musik.
Dass Freiburg in der Laufszene zu den Gewinnern in der Entwicklung von Läufen während der letzten Jahre gehört, verwundert daher kaum. Hier passt alles zusammen: eine sehr schöne Strecke, eine Stadt, die den Laufsport feiert und lebt, eine sehr gute Organisation.
Der nächste Mein Freiburg Marathon findet am 07.04.2024 statt.
Fotos: FWTM | Baschi Bender, Fabian Mondi; Carsten Drecoll, Sportograf
Freiburg zum Erleben
Freiburg ist eine Stadt zum Laufen … und eine Stadt zum Erleben. Schon entlang der Strecke kann man sich einige Highlights für ein paar Stunden oder Tage in Freiburg holen. Hier ein paar Tipps.
Das Freiburger Münster
Die Altstadt
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts bestand Freiburg nur aus dem annähernd kreisförmigen Altstadtring. Zentrum ist der Platz um das Münster und das historische Kaufhaus, an dem noch heute die Habsburger Regenten prangen. Highlights sind der Münstermarkt rund um die Kirche, eines der ältesten Kinos Deutschlands (der Friedrichsbau, ein Arthaus-Kino) oder die Feierling-Brauerei am Augustinerplatz, mit Biergarten im Sommer.
Historisches Kaufhaus Freiburg
Wer sich für Kunst interessiert, findet im Museum für Neue Kunst eine feine Sammlung (einschließlich des Freiburger Malers Julius Bissier) sowie im Augustinermuseum eine einmalige Sammlung mittelalterlicher Kunst vom Oberrhein. Der Bauch von Freiburg ist natürlich die Markthalle mit ihren kulinarischen Ständen.
Im Stühlinger
Doch sollte man sich nicht auf die Altstadt beschränken. Der Stadtteil Stühlinger ist auf jeden Fall einen Bummel wert. Viele kleine inhabergeführte Geschäfte locken zum Entdecken und Einkaufen. Kunst und Theater finden sich im ehemaligen E-Werk. Auch kulinarisch kann der Stühlinger mit so einigem aufwarten. Im Solaris entdeckt man einen der ältesten Bioläden überhaupt, im Café Satz kann man ein Buch aus dem Antiquariat mitnehmen und beim Kaffee oder bei der Tagessuppe lesen. Die Fleischerei Pum rühmt sich, die teuerste Metzgerei in Freiburg zu sein und die edelsten Fleischspezialitäten anzubieten. Der Kirchplatz, die Guntram- und die Egon- sowie Klarastraße sind nach dem Marathon den Aktiven ja bereits bekannt.
Stadtviertel Stühlinger
Nahe der Blauen Brücke findet sich auch eine der kultigsten – und international berühmten – Musik-Locations: Das Jazzhaus. Seit 1987 wird hier Jazz vom Feinsten geboten und auch getanzt. Internationale und lokale Musiker geben sich hier die Hand. Berühmte Namen wie Cassandra Wilson oder Miles Davis adelten diesen Jazzkeller. Viele Künstler, die später so richtig berühmt wurden, konnte man schon hier kennenlernen. Zum Beispiel Rebekka Bakken (die das Publikum mit ihrer Aussage, wie sehr sie die Deutsche Bahn liebt, erfreute … und natürlich ein Spitzen-Konzert gab). Ein tolles Highlight aus der Regio ist das Cécile Verny Quartet, das hier regelmäßig auftritt.
Universität Freiburg
Zwischen Altstadt und Bahn befinden sich außerdem das Stadttheater mit Oper und Theateraufführungen und das Konzerthaus in Sichtweite der Blauen Brücke.
Außerhalb Freiburgs
Wer einen kleinen Abstecher in die Natur machen möchte, hier ein paar Tipps.
Mit der Höllentalbahn geht’s in den Schwarzwald hinauf (Richtung Hinterzarten, Titisee). Zahlreiche Tageswanderungen sind so möglich. Auf dem Feldberg kann man auch Ski fahren – wenn denn der Winter es zulässt, was leider immer seltener der Fall ist.
Ein schönes Ausflugsziel ist der Schönberg, den man schon vom Bahnhof und von den Brücken aus sieht. Mit der Straßenbahn 3 ins Vauban und dann zu Fuß oder als Trailrunner auf den Berg (Richtung Jesuitenschloss, ausgeschildert). Obwohl nur 645 m hoch, erlaubt er nicht nur eine schöne Aussicht, sondern ist mit seiner biologischen und geologischen Vielfalt eine natürliche Schatztruhe. Auf einem Nebengipfel über Ebringen liegt die Ruine der Schneeburg.
Mit dem Fahrrad nach Frankreich. Genau, denn der Rhein ist hier nur ca. 25 Kilometer entfernt. Der Radweg nach Breisach oder sogar nach Colmar (40 km) ist flach und man lernt die Rheinebene, die Weingegend Tuniberg und die Winzergemeinden unterwegs kennen. Straußenwirtschaften haben geöffnet und kredenzen den eigenen Wein.
Autor: Carsten Drecoll
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