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EWE Nordseelauf Küstenmotiv

Faszination Nordseelauf – Laufen, wo andere Urlaub machen!

Ein Erlebnisbericht | 08.06.-15.06.2024 | Unsere Nordseelauf Erfahrungen

EWE Nordseelauf Erfahrungen

Der EWE Nordseelauf startet in Greetsiel

Was steckt hinter dem Nordseelauf?

Der EWE Nordseelauf zieht seit über 20 Jahren mit einer zauberhaften Kulisse und einem großen Gemeinschaftsgefühl Läufer und Walker in seinen Bann. Die Teilnehmer bekommen während der sieben Etappen die schönsten Orte der Niedersächsischen Nordseeküste zu sehen und lernen eine der beliebtesten Urlaubsregionen Deutschlands intensiv kennen.

Die abwechslungsreichen Strecken sind jeweils rund 10 Kilometer lang. In diesem Jahr warten 2 Insel-Etappen und eine Watt-Etappe auf alle Teilnehmer. Wir sind dabei, nehmen dich mit auf jede Etappe und teilen die schönsten, spannendsten und schrägsten Erlebnisse und Begebenheiten.

EWE Nordseelauf 2024

Die Etappenorte des EWE Nordseelaufs 2024:

  1. Greetsiel
  2. Spiekeroog
  3. Dornum
  4. Langeoog
  5. Carolinensiel
  6. Dorum-Neufeld
  7. Cuxhaven

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Etappe 1 Greetsiel | 08.06.2024

Fischerboote, Krabben und Backsteinhäuser

Der kleine Küstenort Greetsiel liegt nur rund 500 Meter entfernt vom Start + Zielbereich und da die meisten Läufer und Walker der ersten Etappe frühzeitig angekommen sind, spazieren viele in das malerische Fischerdorf.

EWE Nordseelauf Erfahrungen

Man läuft an den Grachten entlang, bekommt einen herrlichen Blick auf die traditionelle Fischkutterflotte und Giebelhäuser aus dem 18.Jahrhundert. Ein Straßenmusiker verstärkt die entspannte Stimmung, eine Möwe setzt sich direkt vor uns auf die Mauer und lauert auf etwas Essbares. Man trifft hier überall auf Läufer und Walker.

Ute aus Garmisch Patenkirchen freut sich am meisten auf die beiden Insel-Etappen und auf die Koje, in der sie während der letzten drei Rennen übernachten wird. Sie liebt die Nordsee als Kontrastprogramm zu den Bergen und ist zum ersten Mal beim EWE Nordseelauf dabei.

EWE Nordseelauf 2024

Als ich zurück zum Startbereich spaziere, lerne ich ein paar muntere Leute aus der Schweiz kennen und Bastian aus Oldenburg, der bei seinem Arbeitgeber (EWE) einen Startplatz gewonnen hat und schon öfter beim Nordseelauf mitgemacht hat. Diesmal gibt es für ihn allerdings eine ganz neue Herausforderung: Er ist mit dem Rad angereist und wird neben den 7 Lauf-Etappen viel Zeit auf dem Sattel verbringen und sich nachts dann im Zelt erholen.

Die Menschen hier sind sehr entspannt, es riecht nach frischem Fisch und beim Schlendern findet man immer wieder Überraschungen wie das Wahrzeichen von Greetsiel: die Zwillingsmühlen.

EWE Nordseelauf 2024

Seefahrerromantik kommt aber nicht nur im Hafen Greetsiels mit seinen Krabbenkuttern auf – auch vor dem Start bekommen wir einen Shanty Chor zu hören, der auf der Bühne traditionelle Arbeiterlieder der Seeleute singt. Und so kommt es, dass ich bis abends spät einen Ohrwurm habe: „Schiff ahoi, wir fühlen uns so frei. Komm wir fahren aufs Meer hinaus. Lalalalalalala…“

10 Kilometer und nordfriesisches Wetter

Kurz vorm Start wartet neben Life-Musik und der ausgesprochen guten Laune des Moderators Dom sowie der vielen freundlichen Helfer erst einmal „echtes ostfriesisches Wetter“: Es ist windig und es regnet, aber beim Lauf selbst bleiben wir alle trocken und genießen die Strecke.

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Vom Sportplatz aus geht zunächst zum Hafen, wo wir von Einheimischen und Touristen angefeuert werden. Wir genießen die herrliche Nordseeluft, ringen kurz etwas mit dem Gegenwind, der im Laufe der 10 Kilometer auch mal zum Rückenwind wird und den Blick vom Greetsieler Deich auf die umliegende Natur.

Man sieht überall Läufer, freut sich während des Rückwegs erneut über die gute Stimmung im Hafen, wirft noch einmal einen Blick auf die ruhenden Fischkutter und Backsteinhäuser, bevor es zurück zum Ziel am Sportplatz geht.

EWE Nordseelauf 2024

Es gibt eine Wasserstelle auf der Strecke, die bei diesem Wetter auch völlig ausreicht. Im Ziel werden alle Läufer und Walker herzlich empfangen und suchen dann die Umkleiden oder Duschen auf und warten auf die Siegerehrung samt Tombola.

EWE Nordseelauf 2024

Von der liebenswürdigen Pastorin Antje Wachtmann gibt es noch eine kleine Ansprache und einen Segen für all unsere Wege und wir freuen uns schon auf die nächste Etappe auf der autofreien Nordseeinsel Spiekeroog!

Tipp: Nordseekrabben in einem der gemütlichen Restaurants in Greetsiel genießen, diese sind laut Einheimischen eine Delikatesse und schmecken hier am besten.

EWE Nordseelauf

Fotos: Ralf Graner; Tabitha Bühne

ewe nordseelauf motiv leuchtturmEtappe 2 Spiekeroog | 09.06.2024

Inselcharme, Pferde-Eisenbahn, Sanddorneis und endlich Sand in den Schuhen!

Die grüne Nordseeinsel Spiekeroog ist bekannt für endlose Strände, unberührte Natur und ein autofreies Lauferlebnis. Für viele Teilnehmer des Nordseelaufs ist diese zweite Etappe besonders reizvoll und gehört zu den Highlights des Rennens.

Laufevents EWE Nordseelauf

Jöseln und Entschleunigung

Während wir mit der Fähre auf Spiekeroog zusteuern, versorgt uns Pastorin Antje wieder mit einer Kurzandacht und weist auf zwei mir bislang unbekannte Wörter hin: Jöselpudding (eine Süßspeise) und Jöseln (Plattdeutsch für Jammern). Grund zum Jöseln haben wir eigentlich nicht, auch wenn es ganz schön kalt, regnerisch und windig ist.

Doch alle Anfänge von Jöseligkeit würden bei der Ankunft auf der Insel Spiekeroog und dem aufkommenden Nordseelauffeeling schnell verfliegen, verspricht uns die Pastorin. Tatsächlich bemerke ich einen sofortigen Entschleunigungseffekt, sobald wir die Fähre verlassen haben und uns zu Fuß auf den Weg in den Ort machen. Diese Insel hat ihren ganz eigenen Charme.

Nordseelauf 2024 Spiekeroog

Was macht Spiekeroog besonders?

Marc Pickel, Agenturchef und Inselfan, antwortet auf diese Frage auf dem Weg von der Fähre zum Startbereich: „Die Insel ist grüner als andere Nordseeinseln, Autos gibt es hier nicht und Fahrradfahrer auch kaum – da nur Einheimische mit dem Rad unterwegs sein dürfen. Der Stadtkern ist urgemütlich. Hier und da stehen einige herrliche alte Bäume, vom Wind gebogen. Außerdem hat man sehr darauf geachtet, dass nicht zu hoch gebaut wird, damit die Insel ihr Flair nicht verliert. Die Häuser fügen sich optisch sehr schön in die Landschaft ein. Künstler fühlen sich meist sehr wohl. Und natürlich auch alle, die gerne laufen oder walken!“

EWE Nordseelauf 2024 Kutschfahrt auf Spiekeroog

Insel-Highlights, Schlickenschlittrennen und Tipps von echten Ostfriesen

Der Start beginnt erst in ein paar Stunden, also haben wir noch genug Zeit, die Insel mit ihren kleinen Gassen und liebevoll gepflegten Häusern zu erkunden. Mich zieht es auf einen Trail in das Naturschutzgebiet, wo ich keiner Menschenseele begegne, und die gute Luft, das Wäldchen und die Dünenlandschaft genieße.

Als ich mich doch ein wenig verlaufen habe und der Start der zweiten Etappe näher rückt, frage ich zwei Spaziergänger nach dem Weg zum Inselkino, wo sich heute die Startnummernausgabe befindet. Die beiden erzählen mir einige Anekdoten über ihre Lieblingsinsel und führen mich zu ihrem Lieblingsbaum, der sich über die Straße beugt, dass man sich nur wundern kann, wie er es auf diese Weise schon so lange durchhält.

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Ich lerne heute so einiges über die Ostfriesen:

  1. Sie reden nicht so viel.
  2. Sie mögen es ruhig und entspannt.
  3. Sie sind sehr Tee-verliebt.

Mir wird mehrfach geraten, die ostfriesische Teezeremonie kennenzulernen. Ich werde ihn also doch mal probieren, den Ostfriesentee. Dieser wird scheinbar nicht gerührt, sondern in drei Schichten aufgegossen: Erst kommt Kluntje in die Tasse, dann der Tee (dabei soll es schön knistern) und zum Schluss wird die Sahne am Rand gegen den Uhrzeigersinn in die Tasse gegossen, dabei entstehen dann auch kleine Wölkchen. Umgerührt wird der Tee nicht.

EWE Nordseelauf Erfahrungen

Außerdem wird mir von besonderen Sportarten erzählt, die in Ostriesland entwickelt wurden und für mich wie Fremdwörter klingen: Boßeln, Schlickschlittenrennen und Klootschießen. Vielleicht wäre das mal eine Alternativsportart zum Laufen…?

Das Rennen

Wir starten im Ort, laufen in Richtung Meer und genießen die frische Seeluft. Es ist etwas hügeliger heute, was mir sehr gefällt. Dann geht es eine letzte Düne zum Strand hinauf und als wir um die Ecke traben, peitscht uns der Wind einmal ordentlich ins Gesicht. In Sekundenschnelle habe ich Sand im Mund und in der Nase. Wunderbar – so muss ein Insellauf sein.

Nordseelauf Etappe 2 Spiekeroog

Die Strecke ist für mich perfekt: Es geht recht lange am Meer entlang über den weiten Sandstrand und das Gefühl von Freiheit macht sich breit. Der Wind schiebt uns von hinten an. Wir genießen die wunderschöne Kulisse und kommen mit vielen interessanten Leuten aus allen Ecken Deutschlands und einigen Schweizern ins Gespräch, werfen nach der Strandpassage noch einen Blick auf die Strandkörbe und laufen die Düne hinauf, um auf der „Aufsichts-Düne“ einen Blick auf die zauberhafte Landschaft zu werfen und Fotos mit dem „Utekieter“ zu machen.

Nordseelauf 2024 Spiekeroog

Die Zeit vergeht wie im Fluge, am liebsten wäre ich die Strecke noch einmal gelaufen, sie hat mir sehr gut gefallen und ist mit etwas mehr als 6km auch schnell geschafft. Wer Sand unter den Füßen mag und gerne auf und ab läuft, für den ist diese Etappe ein großer Genuss.

Franzbrötchen-Eis und eine Weltmeisterin

Im Ziel laufen wir Evelyn und Marion über den Weg. Beide sind über 70 Jahre alt, topfit und fröhlich. Evelyn ist beim Walken so schnell, dass ich fast traben muss und Marion ist nicht nur die Altersklassen-Schnellste bei der heutigen Etappe gewesen, sondern auch mehrfache Weltmeisterin auf verschiedenen Strecken in ihrer Altersklasse und liebt den Nordseelauf seit etlichen Jahren: „Hier sind wir wirklich wie eine große bunte Familie und die verschiedenen Etappen machen unheimlich viel Spaß!“

Nordseelauf 2024 Spiekeroog

Wir spazieren zur Eisdiele „Bunte Kuh“ und ich habe ernsthafte Entscheidungsschwierigkeiten: Nehme ich jetzt „Sanddornjoghurt“ oder „Franzbrötchen“? Ich entscheide mich für den Sanddorn, der scheinbar auch zu den Spezialitäten der Insel gehört – man findet ihn in Brotaufstrichen oder als Likör in einigen Läden. Marion und ich entscheiden, ein paar kleine Flaschen „Sanddorn mit Whisky“ als Mitbringsel einzukaufen. Marion schlägt dann auch noch bei einem „Insel-Thriller“ zu und fügt lachend hinzu: „Morgen habe ich ja ein bisschen Zeit zu lesen, die Etappe startet erst spät!“

Nordseelauf auf Spiekeroog

Es geht zurück auf die Fähre. Der Wind bläst uns kräftig ins Gesicht. Die einen trinken einen heißen Kakao und schauen den Möwen zu, die hinter uns in Scharen ihre Kreise ziehen. Andere sitzen und dösen, manche erzählen sich von ihren Laufabenteuern. Morgen wartet ja schon ein neues Laufabenteuer im idyllischen Dornum.

Fotos: Tabitha Bühne; Ralf Graner

ewe-nordseelauf-motiv-muschelEtappe 3 Dornum | 10.06.2024

Eine friesische Wasserschlacht!

Heute geht es zur dritten Etappe des EWE Nordseelaufs in das beschauliche Fischerdorf Dornum. Trotz des anhaltenden Regens sind wieder 344 Läufer am Start und freuen sich auf ein weiteres Laufabenteuer an der Nordsee.

EWE Nordseelauf 2024

Was ist so besonders an Dornum?

Dornum ist ein idyllisches Dörfchen in Ostfriesland mit einem ganz eigenen Charme. Wenn man durch die alten Gassen spaziert und die schmucken Häuser betrachtet, bekommt man einen Eindruck der herrschaftlichen Rolle, die der Ort in der Vergangenheit spielte – schließlich war Dornum vom Spätmittelalter bis in die Neuzeit eine Herrlichkeit. Hier hatten die „Häuptlinge“ der Ostfriesen ihren Sitz. Die Gemeinde ist umgeben von Wiesen und Feldern und hat einige schöne Sehenswürdigkeiten zu bieten – zum Beispiel das barocke Wasserschloss, die Beningaburg oder die St. Bartholomäuskirche. Es gibt einige Kunsthandwerkerläden und am Hauptplatz ließe sich bestimmt sehr gut ein Kaffee trinken – wenn denn das Wetter mitspielte…

„Man braucht 10 Jahre, um warm zu werden!“

Viele Läufer kommen zum Nordseelauf, um sich hier mit alten und neuen Freunden zu treffen und einen gemeinsamen Laufurlaub zu erleben. Dass es in diesem Jahr so kalt und regnerisch ist, macht der guten Laune bei vielen Teilnehmern aber keinen Abbruch. Auch wenn sich sicher manch einer nach den hohen Temperaturen beim letzten Nordseelauf sehnt.

Nordseelauf 2024 Etappe 3

Für Etappe 2, 3 und 4 hat sich auch der Mann angemeldet, ohne den es den EWE Nordseelauf wohl so nie gegeben hätte: Pastor Michael Schneider. Er bekam als junger Pfarrer seine erste Stelle in der Nordsee-Region und kam damals auf eine grandiose Idee: Es müsste doch eine Veranstaltung geben, bei der man die schönsten Orte der Nordsee verbindet und sie in Bewegung erleben kann…!“

Michael erinnert sich gut an seine ersten Jahre an der Nordsee. Als er hier als Pfarrer anfing, wurde ihm gesagt: „Man braucht 10 Jahre, um warm zu werden!“ (gemeint sind die Ostfriesen 😊) Also hat Michael fleißig Plattdeutsch gelernt und vor den ersten Ansprachen einfach einen Korn getrunken: „Dann ging es etwas besser!“, erinnert er sich und schmunzelt. Als Nordsee-Pfarrer und Hobbyläufer hat er Land und Leute in 15 Jahren lieben gelernt und pflegt immer noch eine sehr freundschaftliche Verbindung zum Nordseelauf. In diesem Jahr hat er seiner Nichte die Teilnahme an drei Etappen zum 30ten Geburtstag geschenkt.

Nordseelauf 2024 Etappe 3

Regen, Schafe und hohe Kunst

Es regnet und regnet, aber es stehen trotz des ungemütlichen Wetters auch heute wieder 344 Teilnehmer am Start. Mancher Läufer hat sich besonders hübsch gemacht und geht als Hummel auf die 3.Etappe, vielleicht verhilft das ja zum besseren Wetter?

Nordseelauf 2024

Auch der Maler und Bildhauer Henning Diers ist eingetroffen – er wird den Nordseelauf wieder als Tourkünstler begleiten und wir sind schon alle gespannt auf seine diesjährigen Werke.

Nordseelauf 2024 Künstler

Martina Ramthun, die seit 21 Jahren überall bei der Organisation des Laufs mitmischt und auf der Strecke als fröhliche mitlaufende Trainerin fungiert, freut sich über die gute Stimmung trotz Dauerregen.

Zuerst geht es am Campingplatz über leicht rutschige Holzbohlen auf einen Niveaball zu, dann ist schon das Meer zu sehen. Martina genießt jeden Meter: „Es ist herrlich, wir sind direkt am Wasser, haben rechts das Meer und links die blauen Strandkörbe. Wir traben über einen Plattenweg, die Laune ist gut. Allerdings wurde uns heute das Wasser geklaut. Es scheint gerade Ebbe zu sein.“

Nordseelauf 2024 Etappe 3

Die Seeluft steigt in die Nase. Man trifft immer wieder Leute, die schon ganz oft dabei waren. Nach dem dritten Kilometer werden die Läufer vom Wasser weg und über eine kleine Brücke geführt. Es ist rutschig, aber die Streckenposten warnen. Nach Kilometer 4 gibt es Schafe zu sehen und die Strecke führt über eine kleine Anhöhe, bevor es wieder abwärts und zu einer 180 Grad Kurve geht.

Nordseelauf 2024 Etappe 3 Dornum

Am meisten begeistern die Läufer heute das satte Grün und die vielen Schafe. Da so viel Wasser von oben kommt, wird die Wasserstelle auf der Hälfte der Strecke nicht so stark wie sonst von den Läufern in Anspruch genommen, aber die tapferen Helferinnen sind trotz Schietwetter hochmotiviert und feuern an. Als Martina fragt, wo denn der Glühwein sei, antworten sie nur trocken: „Den haben wir doch schon selbst getrunken!“

Bei Kilometer 8 hört man schon die Stimme des Moderators und ist dem Ziel gefühlt so nahe, allerdings gilt es als Krönung des Tages noch einen kleinen Binnensee zu umrunden, bevor es durch den blauen Torbogen geht.

Nordseelauf 2024 Etappe 3

Martina trifft auch den Handball-Torwart Rolf aus Detmold und den Tourläufer und Schüler Florian Fitz aus Aurich wieder, der zum fünften Mal teilnimmt, heute direkt nach der Schule zum Lauf gekommen ist und als 23ter zu den Schnellsten des Tages gehört.

Jetzt ist schnelles „Karussell-Duschen“ angesagt, denn es gibt nicht viele Duschen. Die Stimmung bleibt unangefochten. Es wird kräftig gesungen und angestoßen. Und natürlich freuen sich die Tourläufer schon auf den nächsten Streich auf Langeoog.

Nordseelauf 2024 Etappe 3

Ein großer Dank gilt heute allen tapferen und hochmotivierten Helfern an der Strecke und den „Kleiderbeutelperlen“ Dörte und Franzi!

Nordseelauf 2024 Etappe 3

Fotos: Ralf Graner; Martina Ramthun

EWE Nordseelauf Küstenmotiv

Etappe 4 Langeoog | 11.06.2024

Bummelbahn, Sandstrand, Dünen und Pferde

An diesem Tag wartet eine der größten Inseln Ostfrieslands mit malerischen Landschaften, endlosen Sandstränden und einer gemütlichen Inseltradition auf alle Läufer des Nordseelaufs. Und mit der beschaulichen Bahnfahrt nimmt dieses Laufabenteuer auf Langeoog auch direkt einen ganz eigenen charmanten Anfang.

EWE Nordseelauf 2024 Langeoog

Was macht Langeoog besonders?

Das Wort „Langeoog“ ist zusammengesetzt aus den ostfriesischen Wörtern „lange“ und „oog“ (Insel) – ein passender Name, denn Langeoog gehört neben Borkum und Norderney zu den drei größten Inseln Ostfrieslands. Mit ihrem 14 Kilometer langen Sandstrand, einer wunderschönen Dünenlandschaft und der entspannten Atmosphäre zieht Langeoog vor allem Naturliebhaber, Erholungsurlauber und natürlich auch Läufer aller Art an. Der vielleicht älteste Langeooger ist über 100 Jahre alt und rund 15 Meter hoch: ein Wasserturm, den manch ein Besucher zunächst für einen Leuchtturm hält und der von oben einen tollen Blick über die ganze Insel bis zum Festland ermöglichen soll.

EWE Nordseelauf 2024 Langeoog

Abenteuerinsel und Bummelbahn

Heute erwartet uns eine Insel, auf die sich viele Teilnehmer sehr freuen: Langeoog hat naturliebenden Sportlern schließlich einiges zu bieten. Auf dem Weg zur Fähre treffe ich zwei alte Bekannte von den „Ultrafriesen“ wieder: Ramona und Torsten aus Hamburg, die zum ersten Mal beim Nordseelauf dabei sind. Ramona liebt Leuchttürme (die beiden haben natürlich auch in einem Leuchtturm geheiratet) und Torsten will im kommenden Jahr seinen 100. Marathon finishen und muss dafür immer in Bewegung bleiben. Beide freuen sich darauf, die ostfriesischen Inseln endlich auch mal besser kennenzulernen.

EWE Nordseelauf 2024 Langeoog

Das Abenteuer beginnt schon mit der Fahrt einer „Bummelbahn“, die nicht nur herrlich anzuschauen ist, sondern uns direkt in den Entspannungsmodus bringt und gleichzeitig einen schönen ersten Eindruck verschafft. Schwalben folgen uns, ein Reh schaut aus dem Feld herüber und Pferde traben über die Wiesen.

Diese kleine Inselbahn soll zu den ältesten Inselbahnen Deutschlands gehören und startete einst als Pferdebahn. Wir spazieren vom Inselbahnhof in Richtung Ortskern und vor mir schlendert ein Läufer, dem die Liebe zur See durch seine detailgetreue Körperbemalung sofort anzusehen ist. Als ich ihn auf seine zum heutigen Lauf passende Tätowierung anspreche, erzählt mir der Schweizer (Uwe), dass er in seinem ersten Lebensjahr „ausgewandert wurde“, aber immer eine Liebe zu seiner Heimat behalten hat und jedes Jahr mit der Familie zum Urlaub an die Nordsee fährt.

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Foto: Langeoog | Ramona Franz

Heute haben wir nicht so viel Zeit vorm Start, manche Läufer schauen sich noch kurz im Ort um, wo es zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten gibt, andere machen sich schon mal warm oder nutzen die Zeit für ein schönes Erinnerungsfoto mit ihrem Team. Die Stimmung ist ausgelassen und das Trainerteam startet ein Aufwärmprogramm, bei dem das „Eisbären-Lied“ natürlich nicht fehlen darf.

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Nach dem Startschuss laufen wir kurz durch den Ort und genießen die Atmosphäre: Touristen feuern aus Strandkörben an, Einheimische klatschen von den Balkonen und die Sonne blitzt kurz durch die Wolken. Wir steuern auf den hübschen Wasserturm zu und folgen dem Weg zum Strand. Unter den Füßen knirscht ganz leise der weiche Sand und eine Vielzahl von Muscheln, links von uns rauscht das Meer, rechts von uns liegen die Dünen – ich könnte hier ewig weiter laufen, mit dem Wind im Rücken und dem Blick auf einen scheinbar ewigen Strand.

EWE Nordseelauf 2024 Langeoog

Aber bald schon geht es wieder auf festen Boden und wir erleben Langeoogs zauberhafte Dünenlandschaften. Während wir uns beim Laufen umschauen und die Impressionen auf uns wirken lassen, kommen immer wieder interessante Begegnungen mit anderen Tourläufern zustande.

Jacqueline kommt aus der Zwetschgenstadt Bühl. Ich treffe sie in dem Moment, als wir gerade an einem kleinen Gewässer mit vielen urigen Vögeln vorbeigekommen sind, und nach einer Kurve plötzlich „gegen eine Wand laufen“. Der Wind kommt jetzt mit aller Wucht von vorne und drosselt erst mal etwas das Tempo.

EWE Nordseelauf 2024 Langeoog

Die junge Mutter erzählt mir, wie glücklich sie ist, dass sie heute hier laufen kann: „Es ist der erste Wettkampf nach der Geburt meiner Tochter!“, erklärt sie strahlend. Sie hatte von Freunden und Verwandten so viel Gutes über den Nordseelauf gehört, dass dieses Rennen ganz oben auf der Liste von Zielen während der Schwangerschaft stand:

„Der Lauf hier ist wirklich wie Sightseeing in Laufschuhen und ich habe mir schon einiges von den Ostfriesen abgeschaut. Diese Ruhe, die sie ausstrahlen – und ihre Teezeremonie, die habe ich auch gestern schon probiert! Das ist echt klasse, mit den Kluntjes und dem Knistern!“ Ihr Mann und die kleine Tochter warten im Ziel auf Jacqueline und freuen sich riesig, als sie mit einem großen Grinsen im Gesicht noch einen Endspurt hinlegt. Die beiden haben übrigens ein gutes Abkommen gefunden: Sie wechseln sich mit ihren Laufabenteuern immer ab. Und da ihre Tochter gerade auch das Laufen lernt, werden sie irgendwann ja vielleicht zu dritt beim Nordseelauf an den Start gehen.

EWE Nordseelauf 2024 Langeoog

Der Künstler Henning Diers ist auch wieder mitgelaufen – und das barfuß! Während der Siegerehrung schafft er es erneut, in 10 bis 15 Minuten ein wunderschönes Bild passend zur Langeoog-Etappe auf die Leinwand zu zaubern. Im Grunde erlebt er so zwei spaßige Wettkämpfe an einem Tag: Einen sportlichen und einen künstlerischen.

Bevor es wieder mit der Inselbahn zur Fähre und von dort aus in die Unterkünfte geht, nutzen viele Läufer noch die Chance, einen kleinen Stadtbummel zu machen, sich in die Strandkörbe der vielen gemütlichen Cafés zu setzen oder sich die schönsten Sehenswürdigkeiten am Ort nochmal kurz anzuschauen. Der Tourführende Dominik Latte trinkt mit seinem Kumpel zur Belohnung ein Bier und freut sich schon auf die nächsten Etappen. Dass das Wetter öfter mal kalt und nass ist, stört den Osnabrücker gar nicht: „Regen ist für mich bestes Laufwetter! Da kann gerne noch mehr von oben kommen!“

Ein Ruhetag steht an. Wir können die Seele baumeln lassen, auch mal nichts tun und auftanken – so wie es uns Pastorin Antje am Morgen noch auf der Fähre empfohlen hat.

EWE Nordseelauf 2024 Langeoog

ewe-nordseelauf-motiv-moeweEtappe 5 Carolinensiel | 13.06.2024

Schmuggler, Schmunzler und die gute alte Caroline

Heute wartet eine Etappe mit 4 Runden – eigentlich so gar nicht mein Fall. Aber dann entpuppt sich ausgerechnet der „Carolinen-Camping-Kreis-Matsch-Crosslauf“ zu einem Lauferlebnis, das so ganz anders verläuft, als erwartet…

EWE Nordseelauf Etappe 5 Carolinensiel

Als bekennende Süßigkeitensüchtige fällt mir auf der Fahrt in den Küstenort neben der wunderschönen Holzwindmühle natürlich als erstes der „NORDSEE BÄR“ auf – wo es originelle Fruchtgummiprodukte gibt, die ich unbedingt noch probieren will. Carolinensiel ist größer, als gedacht und bietet im Ortskern einen wunderschönen historischen Hafen, wobei Carolinensiel der einzige Ort entlang der gesamten Nordseeküste sein soll, der gleich drei Häfen besitzt. Vom Außenhafen werden Ausflugsfahrten in das Weltnaturerbe Wattenmeer und nach Wangerooge unternommen und der schnuckelige historische Hafen lädt zum Verweilen ein. Doch da die Zeit etwas eilt, machen wir machen uns zügig auf den Weg zum Campingplatz.

EWE Nordseelauf Etappe 5 Carolinensiel

Die Namensgeberin des Siel-Ortes war natürlich eine Caroline – und zwar die Ehefrau des Ortsgründers, die man als Skulptur noch an der Brücke des historischen Hafens zu sehen bekommt. Die Carolinensieler lebten lange Zeit vom Handel, der aber durch die Besetzung Napoleons fast zum Erliegen kam. In dieser Zeit soll der Schmuggel mit dem von den Ostfriesen doch so heißgeliebten Tee richtig aufgeblüht sein – und das, obwohl auf Schmuggel die Todesstrafe stand! Im 20. Jahrhundert kamen die schnellen Dampfschiffe und die Eisenbahn und so mussten die Bewohner Carolinensiels neue Einnahmequellen finden und setzten auf die Fischerei. Heute scheint der Ort von uns zu leben: Touristen, die entweder einfach nur entspannen, das Wattenmeer unsicher machen, Strandmuscheln sammeln oder einen spaßigen 4-Runden-Lauf erleben.

„Laufen ist wie Pilgern, nur schneller!“

Auf dem Weg vom Bibellese-Zelt, wo heute die Startnummernausgabe stattfindet (danke für die christliche Gastfreundschaft) erzählt mir Pastorin Antje, dass Laufen wie Pilgern ist, nur eben schneller: „Die Füße haben was zu tun, der Geist wird frei. Man ist draußen, bewegt sich, spürt seinen Körper, kommt in den Flow und öffnet seine Seele für Gott und die Schöpfung – und das geht an der Nordseeküste besonders gut. Und natürlich hilft auch die Gemeinschaft, dass alle unterwegs sind mit dem gleichen Ziel.“

EWE Nordseelauf Etappe 5 Carolinensiel

Ein Wunder auf zwei Beinen

Kurz vorm Start treffe ich ein echtes „Nordseelauf-Urgestein“: Fritz aus Bern, der zum sagenhaften zwanzigsten Mal bei der Tour teilnimmt. Er hat hier in all den Jahren schon so viele Freunde gefunden und genießt die Landschaft und den Zusammenhalt. Doch dass Fritz auch in diesem Jahr dabei ist, hat er einem Wunder zu verdanken: „Im Februar hatte ich eine doppelte Lungenembolie, die Überlebenschancen waren gering. Aber jetzt lebe ich wieder und habe zweimal im Jahr Geburtstag!“

EWE Nordseelauf Etappe 5 Carolinensiel

Der Höhepunkt des Nordseelaufs ist für den Schweizer immer das Watt. „Das ist einfach etwas ganz Besonderes und immer spannend. Ich habe im Slick schonmal einen Schuh verloren – und stell dir vor: Irgendeiner hat ihn gefunden, gewaschen und vor die Tür gelegt, ich habe nie herausgefunden, wer das war!“

Ein paar Minuten später erfahren wir, dass es in diesem Jahr keine Wattetappe geben wird. Die Wattranger haben wegen eines 75 cm erhöhten Wasserspiegels leider das Watt sperren müssen. Das dämpft für einen Moment etwas die Stimmung.  Auch ich hatte mich darauf besonders gefreut und schon eine besondere „Vogel-Watt-Lauf-Technik“ überlegt. Das Nordseelauf-Team kümmert sich bereits um eine alternative Route.

Kindheitsgefühle und dem Himmel so nah

Die Strecke macht manchen Teilnehmern heute etwas Sorgen – schließlich geht es in vier Runden teilweise auch über eine nasse Wiese, eine ordentliche Rutschpartie scheint fast schon vorprogrammiert. Doch die meisten von uns sind einfach nur froh, dass es nicht regnet. Wir singen, wir schunkeln und wir warten auf den Startschuss.

Es geht zunächst über den Campingplatz und dann auf eine hoch abwechslungsreiche Strecke: Über Holzbohlen, Sand, Wiesen, den Deich, mal etwas hoch, mal etwas runter und immer wieder auch direkt am Meer entlang – wo ich einfach nur staunen kann über diese unfassbar schönen Wolkenbilder und ein einzigartiges Licht.

EWE Nordseelauf Etappe 5 Carolinensiel

Auch wenn es überall von Pfützen wimmelt, sehen wir immer wieder Zuschauer in Strandkörben mit einem Getränk in den Händen. Ihr Blick ist mal auf die sanften Wellen des Wattenmeeres gerichtet, mal auf die vielen gutgelaunten Läufer, die hier heute einen Cross-Rundlauf der besonderen Art erleben.

Eine scheinbar ewige Läuferschlange schiebt sich vor, neben oder hinter uns her, aber es wird nie eng oder ungemütlich. „Himmelsstürmer“ und „Wattschnecken“ erklimmen munter den kleinen knackigen schrägen Deich-Anstieg. Rechts von uns ist ein Schiff namens „Jens Albecht“ im Anmarsch. Über uns tummeln sich ein paar Inselflieger. Langweilig wird es nie. Im Gegenteil.

EWE Nordseelauf Etappe 5 Carolinensiel

Es macht richtig Spaß, teils im Zickzack allen anderen Teilnehmern zu begegnen, sich gegenseitig Mut zu machen, die Schnellen anzutreiben und  – wie es Martina Ramthun so treffend beschreibt: „Endlich mal wieder wie die kleinen Kinder in die Pfützen zu klatschen!“

EWE Nordseelauf Etappe 5 Carolinensiel

In den ersten drei Runden weichen die ein oder anderen noch aus, doch spätestens in der letzten Runde hat sich das Drumherum-Rennen dann auch für mich erledigt. Wenn schon keine Wattetappe, dann wenigstens eine Matschetappe!

Zum Schluss kommt tatsächlich sogar die Sonne raus. Monika mit der Startnummer 157 geht baden. Manch einer macht sich auf die Suche nach Wattwürmern oder einem gemütlichen Strandkorb. Und Ramona und ich laufen nochmal zu der Tür, die da doch tatsächlich mitten auf der Strecke stand. Ein schöner Lauftag geht zu Ende.

EWE Nordseelauf Etappe 5 Carolinensiel

Der Nordseelauf ist anders

Was am Nordseelauf auch noch besonders ist, sind die Trainer, die uns vom Anfang bis zum Ende begleiten, uns anfeuern und immer ein offenes Ohr haben. Einer von ihnen ist Frank. Er hat immer gute Laune und ein großes Herz für jeden einzelnen Läufer.

Sein Fazit nach der Etappe: „Viele waren heute schneller als sonst, die Strecke war aber auch sehr abwechslungsreich und es gab viele Anfeuernde im Publikum.“ Außerdem fand Frank es bewundernswert, dass sich alle Teilnehmer so fair verhalten haben, gerade auch bei den Überholmanövern. Das ist sonst bei Laufveranstaltungen mit Runden, Läufern und Walkern wahrlich nicht immer so. Der Nordseelauf ist eben anders.

EWE Nordseelauf Etappe 5 Carolinensiel

Also: Bis morgen. Wir freuen uns. Auf Dorum-Neufeld.

Fotos: Ramona Franz; Tabitha Bühne; Martina Ramthun

ewe nordseelauf motiv leuchtturmEtappe 6 Dorum-Neufeld | 14.06.2024

Hochseefischer, Schwarzenegger und Laufen in Dorum

Tourläufer Steffen Baumgarth aus Bremen ist ja der Meinung, dass wir jetzt „auf der guten Seite der Weser“ angekommen sind – also nutze ich die Zeit nach dem Ortswechsel und schaue mir den Fischereihafen Bremerhavens spazierend an.

EWE Nordseelauf Etappe 6 Dorum-Neufeld

Wenn man ein Fischbrötchen kaufen will und einen Hochseefischer trifft

Da ich in dieser Woche noch kein Fischbrötchen gegessen habe, bleibe ich beim kleinen Leuchtturm stehen und frage, welcher Fisch einem Nicht-Fisch-Esser wohl am besten schmeckt. Ich erfahre einige interessante Details über verschiedene Lachs-Schmor-Möglichkeiten und lerne Hochseefischer Heinz kennen, den Spielkamerad von Arnold Schwarzenegger.

Nordseelauf 2024 Dorum-Neufeld

Als 16-jähriger entschied sich der von Wildwestromanen begeisterte Österreicher, nicht seine sichere Lehrstelle als kaufmännischer Angestellter anzutreten, sondern ein abenteuerliches Leben auf hoher See zu suchen:

„Ich las eine Annonce, in der stand: „Die letzten Wikinger fahren in der Hochseefischerei. Ein Leben wie im Wildwestroman und guter Verdienst!“ Also setzte er sich in den Zug hierher. Erst ging es für 54 Tage nach Grönland, dann nach Labrador. Heinz erzählt mir von seinen Abenteuern, bringt mir später auch noch Fotos von seinen Lebensstationen vorbei und gibt mir eine „Lachslocke“ aus, da wir jetzt Freunde sind.

Menschen, die Abenteuer suchen gibt es nicht nur auf hoher See. Auch bei Etappenrennen kann man diese Sorte Mensch oft antreffen. Ich habe in den letzten Tagen viele bewegende Geschichten gehört: Teilnehmer, die unfassbare Schicksalsschläge verwinden mussten und sich immer wieder aufgerappelt haben und beim Nordseelauf fast so etwas wie ihre persönliche Heldenreise durchlaufen.

Freundschaften fürs Leben haben sich hier schon gebildet, wie im letzten Jahr bei der lebenslustigen Laufgruppe mit dem Nordseelauf-Motto „3,2,1…weg!“ beim Ramazotti-Trinken in Carolinensiel: Klaus („Hummel“ genannt und als solche auch immer verkleidet), sein schnelles „Bienchen“ Kristina sowie das Pärchen Karsten und Tanja haben sich auch schon gegenseitig in Gevelsberg und Hamburg besucht und weitere Laufveranstaltungen miteinander geplant.

Was macht Dorum-Neufeld besonders?

Dorum-Neufeld liegt an der Wurster Nordseeküste und ist ein charmantes Küstendorf mit Salzwiesen, einer hübschen Hafenterrasse und natürlich darf auch hier kein Kutterhafen fehlen. Doch was in dem Ort besonders hervorsticht, ist der Leuchtturm Obereversand, das Wahrzeichen Dorums.

Nordseelauf 2024 Dorum-Neufeld

Über seine 84 Stufen könnte man nach oben gelangen und einen unschlagbaren Ausblick erhalten – doch ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich dann auch noch rechtzeitig zum Start zurückkäme und spaziere lieber genüsslich über das saftige Gras zwischen den Strandkörben auf das Meer zu und schaue mir das ehemalige Eversand-Oberfeuer heute eben nur mal aus der Ferne an. Der schwarze vierseitige Turm sieht aus wie eine Gitterkonstruktion und er verfügt über zwei Galerien und eine runde Laterne.

Der Start der vorletzten Etappe befindet sich heute im Wellenbad (Watt`n Bad) und einige Teilnehmer freuen sich schon auf die Rutsche oder ein Wellenerlebnis im Freibad, da das Wetter in dieser Woche nicht gerade dazu einlädt, ins Meer zu springen.

Nordseelauf 2024 Dorum-Neufeld

Die Strecke führt uns vom Wellenbad durch den Küstenort bzw. in einer Schlaufe um den Hafen herum, wir bekommen dabei einen wunderschönen Blick auf die Kutter und den Leuchtturm und lernen dann laufend die von Feldern und Teichen umsäumte Umgebung Dorum-Neufelds kennen. Der Regen gibt auf und alle, die nach dem gestrigen 4-Runden-Kurs mal richtig Gas geben wollen, kommen bei dieser Asphalt-Etappe auf ihre Kosten.

Nordseelauf 2024 Dorum-Neufeld

Dem Deichbauer-Denkmal begegnen wir am Anfang und Ende der Strecke – und werden so an die tausendjährige Tradition und Notwendigkeit des Deichbaus erinnert. An der Strecke stehen Kinder, die uns kräftig anfeuern. An einem Hof gibt es Marmelade zu kaufen und immer wieder gibt es tolle Begegnungen. So lerne ich auch Holger kennen, der erst vor 7 Jahren mit dem Laufen begann und immer der Unsportlichste von seinen Brüdern war. Er wird in diesem Jahr 60 Jahre alt und beweist, dass es nie zu spät ist, sein Leben zu ändern und große Ziele zu erreichen.

Nordseelauf 2024 Dorum-Neufeld

Im Ziel werden wir vom Moderator Dom wie immer auf herzliche und humorvolle Weise empfangen. Manch ein Läufer geht zum Auslaufen, andere zum „Ausrutschen“ auf die Rutsche. Und viele Läufer bleiben auch heute zur Tombola.

Nordseelauf 2024 Dorum-Neufeld

Unser herzlicher Dank geht an die Feuerwehrleute an der Strecke, das ganze Team vom Nordseelauf und die Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Mitarbeiter vom „Watt´n Bad“. Wir haben uns sehr wohl bei euch gefühlt.

Und dann noch zuletzt ein guter Rat für alle Etappenläufer des Schriftstellers Karl May:

„Sei ruhig; dräng dich nicht voran! Es gilt, die edle Kraft zu sparen. Wer diese Kraft nicht zügeln kann, der wird mit ihr nicht glücklich fahren.“

EWE Nordseelauf KüstenmotivEtappe 7 Cuxhaven | 15.06.2024

EWE Nordseelauf Finale: Matsch-Etappe mit Wattwürmern

Eigentlich sollte am letzten Tag des Nordseelaufs das große Finale auf uns zukommen: Eine Wattetappe, das Laufen auf dem Meeresgrund – eine faszinierende und zugleich schlammreiche Erfahrung. Viele Teilnehmer hatten extra dafür ihre alten Laufschuhe eingepackt. Diese konnten wir für die alternative Strecke in Cuxhaven-Sahlenburg auch sehr gut gebrauchen, wo eine ganz andere „Matsch-Erfahrung“ auf uns warten sollte…

EWE Nordseelauf 2024 Etappe 7 Cuxhaven

Warum kein Watt?

Wenn beim Wechselspiel der Gezeiten das Meer das Watt freigibt, offenbart sich mit dem Meeresgrund ein ganz besonderer Lebensraum zum Laufen und Walken. Dass es nicht ungefährlich ist, im Nebel, bei Gewitter oder auch zur falschen Zeit im Watt unterwegs zu sein, war mir bekannt. Doch von Schlick, Treibsand und Prielen (Rinnen, die sich bei Fluten binnen Minuten in starke Ströme verwandeln und den Rückweg zum Festland abschneiden können) hatte ich ehrlich gesagt keine Ahnung.

Nordseelauf Watt

Foto: Ramona Franz

Als ich erfahre, dass die Wattetappe nicht auf die geplante Weise stattfinden wird, frage ich Ela Rademacher nach den Gründen, da sie sich mit dem Watt besser auskennt und auch mit den zuständigen Rangern gesprochen hat. Sie erklärt: „In den Priel wurden einst Unmengen von Steinen reingekippt, damit man durchfahren kann – denn das war ja vor allem für die Pferdebahn wichtig. Normalerweise ist es auch für Spaziergänger gut machbar, durch den Priel zu gehen, aber bei der Strömung, dem Regen, dem hohen Wasserstand, dem Wind und den unkontrollierbaren Steinen im Priel ist es zurzeit einfach viel zu gefährlich.“

Die Wattranger haben wegen eines um bis zu 85cm erhöhten Wasserspiegels das Watt sperren müssen, alle anderen Watttouren wurden ebenfalls abgesagt. „Stell dir mal vor, was passiert, wenn eine 1,70m große Frau plötzlich fast einen Meter tief in den Schlamm runtersackt und dann noch Wind und die Strömung dazu kommt!“, so Ela Rademacher.

„Dor hett en Uul seten!“

Manche Dinge lassen sich nicht ändern, wie das Wetter. Da sitzt in dieser Woche irgendwie der Wurm drin. Im Plattdeutschen heißt dieser Spruch übrigens etwas anders: „Dor hett en Uul seten!“ (Dort hat eine Eule gesessen). Warum der Wurm hier eine Eule ist, das weiß ich allerdings noch nicht.

Doch auch wenn das Wetter nicht ideal ist und sich manche Dinge kurzfristig ändern, die Teilnehmer lassen sich bis zum Schluss nicht die Laune verderben.

Nordseelauf 2024 Wald- statt Wattetappe

Wernerwald, Wolle und Spaghetti-Eis

Die letzte Etappe findet am Waldfreibad Sahlenburg statt. Es soll hier im Eiscafé um die Ecke das beste Spaghetti-Eis geben. Einer der Läufer hat sich zum späten Frühstück noch eines vor dem Lauf gegönnt (Maik, ich hoffe, es kam dir beim Rennen nicht wieder hoch…). Es regnet vor dem Start wie aus Kübeln und als ich versuche, ein paar motivierende Sprüche und eine Sonne auf den Waldweg zu sprühen, frage ich mich, ob die Läufer davon in einer halben Stunde überhaupt noch etwas erkennen werden. Zweimal sollen wir die Waldrunde heute bewältigen und es gibt jetzt schon einige riesige Pfützen, das könnte lustig werden.

EWE Nordseelauf 2024

Als ich zum Startbereich zurücktrabe, treffe ich eine Institution der Hamburger Laufszene, auch bekannt für seinen trockenen Humor: „Wolle“ (Wolfgang Timm), der den Nordseelauf von Anfang an mitgeprägt hat und heute bei uns vorbeischaut. Er erinnert sich an die ersten Jahre: „Ich nahm damals einen Schrittzähler mit und am Ende der letzten Etappe hatten wir 350 Kilometer zurückgelegt.

Es ist ein enormes Pensum, das die Helfer bei solch einem 7-Tage-Rennen leisten, auch läuferisch – ich schätze, heute sind es immer noch so rund 200 Kilometer, die manche im Team in den Beinen haben. Das ist echt mörderisch viel. Aber die Nordseeluft vitalisiert natürlich. Ich habe mal gelesen, dass man durch Tabletten die Sauerstoffversorgung im Hirn so um die 5% verbessern kann – die Nordsee ist da viel effektiver, die kommt auf 20%!“

Wolle sagt eine Schlammschlacht voraus und genauso wird es kommen. Aber: Direkt vor dem Start hört der Regen auf und die Sonne kommt durch. Wir singen noch einmal das Lied „An der Nordseeküste…“ und machen uns dann auf den Rundkurs durch den Wald.

EWE Nordseelauf 2024 Verpflegungsstation

Neben mir laufen Sylvia und Heiko, während wir ein paar Pfützen ausweichen, erklären sie mir: „Wir haben den heutigen Lauf umbenannt, er heißt jetzt wwultra5*5-Lauf (Wernerwald Ultra 5+5 Lauf).“ Wir unterhalten uns darüber, wie es sich jetzt anfühlen würde durch das Watt zu rennen und Sylvia meint, dass sie mit ihrer 1,60 Meter Körpergröße da nicht weit gekommen wäre. Sie nimmt den Tag mit Humor: „Wir schauen jetzt mal, ob wir noch Wattwürmer finden und dann binden wir sie uns um den Hals!“

Doch stattdessen warten auf uns nur ein paar Schnecken. Beim Zieleinlauf springen viele der Teilnehmer noch einmal extra mitten in die Pfützen und manch ein Läufer stellt fest, dass die Schuhe auch nicht viel besser aussehen als nach einer Wattwanderung. Einige Tourläufer sind der Meinung, dass es jetzt ja doch fast ein Wattlauf war.

EWE Nordseelauf 2024

Jana, eine der schnellsten Läuferinnen verrät mir nach dem Rennen: „Ich war ehrlich gesagt doch glücklich über die Absage der Wattetappe und dass es stattdessen einen Waldlauf gab. Matschig war‘s, aber sonst hat es viel Spaß gemacht und die Trainer haben uns nochmal richtig gepusht und auch die Walker und Walkerinnen, die überrundet wurden, haben einen super angefeuert. Ich glaub, das gibt es so nur beim Nordseelauf!“

EWE Nordseelauf 2024 Siegerin Sandra

Die diesjährige Tour-Siegerin heißt Sandra. Sie wird von ihrem Mann, der Torwart war und dem Laufen nicht viel abgewinnen kann, und ihren Kindern stolz im Ziel empfangen. Sandra hat den EWE Nordseelauf schon viermal gewonnen und erinnert sich noch gut an die erste Nordseelauferfahrung: „Damals wollte ich eigentlich nur drei bis vier Etappen mitmachen. Aber da ich vorne mitlief meinte der Veranstalter, dass ich doch weiter machen müsse – ich hatte aber eigentlich gar keinen Urlaub und war schon auf dem Rückweg nach Hause… Aber dann haben wir es irgendwie hinbekommen, ich habe mir die Tage freinehmen dürfen und ich bin geblieben.“ Und wie man sieht: das Nordseelauf-Feeling hat sie nicht mehr losgelassen.

Bei der Zielverpflegung und im Umkleideraum berichten mir einige Läuferinnen von ihren schönsten Erlebnissen beim diesjährigen Nordseelauf. Für Martina war es eine Begegnung beim Gottesdienst auf Spiekeroog: „Da saß ich neben einer jungen Frau und wir trällerten bei den Liedern wie die Lerchen los (beide singen bzw. sangen mal im Chor). Ich erzählte ihr anschließend, dass wir hier beim Nordseelauf mitmachen, und dann hat sie sich ganz spontan zur Etappe angemeldet und ist mitgewalkt und später hat sie uns noch zu sich zum Tee eingeladen.“

Sylvia Franzen war 2014 zum ersten Mal beim Nordseelauf dabei und wollte in diesem Jahr eigentlich nur walken, weil sie aus gesundheitlichen Gründen zwei Jahre komplett mit dem Sport aussetzen musste. Doch dann lief es wie geschmiert, so dass sie alle Etappen durchlaufen konnte und sogar im Mittelfeld gelandet ist. Doch eine Sache macht sie wehmütig: „Gleich ist alles vorbei und dann sind wir leider 3,2,1 weg!“

EWE Nordseelauf Alternative Waldetappe

Heiratsantrag, Flugzeugstory und Fußmattenphänomene

Die letzten Teilnehmer kommen ins Ziel. Moderator Dom erinnert sich an die bewegendsten Momente der vergangenen Jahre: Der 60jährige Stefan und seine Mutter, die ihn trotz ihres hohen Alters so liebevoll und treu seit vielen Jahren zum Rennen begleitet und anfeuert. Der Heiratsantrag vor einigen Jahren auf Borkum – zu dem heimlich die Eltern und Schwiegereltern angereist waren und dann bei der Siegerehrung auftauchten. Oder auch ein Nordseelauf, bei dem der damalige Tourführende Alexander Heemcke die Fähre auf Juist verpasst hatte und sich dann auf eigene Faust ein Flugzeug charterte, um doch noch an den Start gehen zu können.

Eine Läuferin, welche in Tränen ausbrach, als sie ein Bild des Künstlers Henning Diers bei der Tombola gewann, was sie sich so sehr gewünscht hatte. In diesem Jahr ist es wahrscheinlich der „Fußmatten-Running-Gag“, der in die Geschichte eingehen wird, den man jemandem, der nicht dabei war, irgendwie nicht so richtig erklären kann. Die „Zuhause läuft‘s“-Fußmatte von EWE wird aber sicher alle, die sie gewonnen haben, an eine schöne Zeit erinnern, auch wenn das Wetter alles andere als ideal war.

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Foto: Ramona Franz

Der EWE Nordseelauf ist zu Ende. Wir fahren heim – in andere Ecken Deutschlands, in die Schweiz, nach Österreich oder in die Niederlande. Aber eines bleibt doch: Kein Wattwurm, sondern ein Ohrwurm. Denn als ich am nächsten Morgen aufstehe, fang ich an zu singen:

„An der Nordseeküste, am plattdeutschen Strand sind die Fische im Wasser und selten an Land…“

Ich wünsche allen Teilnehmern gute Erholung und viele weitere tolle Laufabenteuer. Es war mir eine Freude, mit euch unterwegs zu sein.

Übrigens: Von dem Nordseelauf-Trainer und Physiotherapeuten Tim gibt es in den kommenden Tagen bei uns noch ein paar sehr gute Tipps für euren nächsten Etappen-Lauf!

Fotos: Tabitha Bühne

Die Podcastfolge zum EWE Nordseelauf

Lauf-Podcast mit Marc Pickel und Philipp Menzel zum EWE Nordseelauf

Erfahre spannende Insights der Organisatoren des EWE Nordseelaufs in dieser Podcastcastfolge: „Faszination Nordseelauf“

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