Die große Herausforderung – ein Frauenteam über Teamgeist und Spaß beim Transalpine Run 2021
Als Kind hat Christina Stadelmann ihren Vater beim Transalpine Run mit dem Mountainbike begleitet und immer den Wunsch gehegt, eines Tages selbst an den Start zu gehen. In diesem Jahr ist es so weit: gemeinsam mit Andrea Zogsberger aus Ried im Innkreis will sich die Österreicherin einem der spektakulärsten Trailrunning-Events der Welt stellen.
Im Interview erzählen die beiden Läuferinnen von den Tücken und Freuden der Vorbereitung, über mentale Stärke, Zusammenhalt und was sie sich vom Rennen erhoffen.
Einmal beim Transalpine Run (TAR) als Team über die Alpen zu laufen ist eine Herausforderung, der sich ganz verschiedene Trail-Läufer stellen und viele sprechen auch von der härtesten und schönsten Lauferfahrung ihres Lebens. Interviewt wurden zwei österreichische Teilnehmerinnen: Christina Stadelmann aus Gröbming und Andrea Zogsberger aus Ried im Innkreis.
(21. Juni 2021) Ihr seid für den Transalpine Run 2021 im September angemeldet – was hat euch motiviert, euch für diesen herausfordernden Lauf anzumelden?
Andrea: Wir wollen gemeinsam eine unbeschreibliche und schöne Zeit erleben, den Körper mal an seine Grenzen treiben und schöne neue Landschaften kennen lernen.
Christina: Für mich ist es schon lange ein Traum am TAR teilnehmen, da ich als Kind schon öfters mit meinem Papa beim Transalp (mit dem Mountainbike) als Betreuung mit dabei war. Es faszinierte mich, dass er sich täglich mit seinem Teampartner an die Startlinie stellte und diese großartige Leistung erbrachte, und damals entstand der Traum in meinen Kopf einmal möchte ich das auch schaffen! Mit Andrea, habe ich eine perfekte Partnerin gefunden, da wir uns gut verstehen und schon einige Trails und Wettkämpfe gemeinsam gelaufen sind. Der Zusammenhalt im Team ist unglaublich wichtig, um alle Höhen und (emotionalen) Tiefen – und auch solche wird es in den acht Tage geben, zu meistern.
Andrea ist den TAR schon einmal gelaufen 2019, für Christina wird es der erste Transalpine Run sein. Ein Vorteil für Andrea?
Andrea: Vielleicht ein bisschen, weil ich schon weiß, wie alles abläuft! Aber im Großen und Ganzen wird es sicher nicht allzu viel Unterschied ausmachen, weil bei so einer langen Strecke so viele Dinge eine Rolle spielen, auf die man sich vorher nur bedingt vorbereiten kann. Aber klar – wer die Alpenüberquerung schon mal gemacht hat, ist schon im Vorteil.
Was sind eure Erwartungen an den Lauf?
Christina: Für uns ist der Weg das Ziel. Wir wollen gesund ankommen, eine unvergessliche Zeit am Weg über die Alpen erleben. Diese Erfahrung im Team zu machen – das prägt ungemein und man lernt auf dieser Strecke viel über sich selbst. Und natürlich gemeinsam, in Sulden ins Ziel laufen.
Was sind eure Erwartungen an diese „gemeinsame“ Woche, die, wenn man Erzählungen anderer glaubt, von enormen Höhen und Tiefen geprägt sein wird?
Andrea: Dass man im Team stark ist und sich gegenseitig unterstützt. Es wird sicher auch Tage geben, an denen es dem einen oder anderen mal besser, mal schlechter geht. Wir zwei verstehen uns super, sind schon über mehrere Tage zusammen gelaufen und ich glaube, dass wir ganz gut harmonieren werden. Schön wäre es, wenn wir einmal bei der Tageswertung auf das „Stockerl“ kommen würden – ich glaube das motiviert ungemein und man nimmt das Gefühl vom Stockerl tagelang mit … 😊
Wie bereitet ihr euch vor?
Christina: Mit gemeinsamen längeren Läufen. Wir nehmen teilweise an Wettkämpfen teil und suchen uns da auch die gleichen Veranstaltungen aus. Außerdem haben wir ein paar gemeinsame Projekte laufen, wie der FKT ULTA, und auch gemeinsame Skitouren. Aber es hat auch jeder für sich einen eigenen Trainingsplan! Wichtig ist, dass man nicht den Spaß daran verliert.
Wie sieht so eine Trainingseinheit aus?
Andrea: Das ist unterschiedlich, von langsamen Einheiten bis hin zum Intervalltraining, Ausdauereinheiten am Rad oder mit den Tourenski und mit den Laufschuhen, Bergintervalle, Straßenläufe und Straßenintervalle.
Wie oft lauft ihr pro Woche?
Andrea: Momentan laufe ich viermal pro Woche, davon zweimal auf der Straße und ich versuchen zweimal auf den Berg zu kommen! Und zusätzlich mache ich einmal in der Woche Krafttraining mit TRX Bändern und schaue auch, dass ich öfter Stabi-Übungen mache.
Christina: Ich versuche noch öfter zum Laufen zu kommen. Als Lehrerin gibt es Zeiten, wo ich es 5-6 Mal pro Woche in die Laufschuhe schaffe. 4/5 meines Trainings sind im Grundlagenausdauer Bereich und und 1/5 sind Intervalle, ich mache zusätzlich zum Lauftraining auch noch Yoga, damit bleibt mein Körper „geschmeidig“ und ich beuge dem Verletzungsrisiko vor. Ohne Yoga ist mein Körper viel steifer und verletzungsanfälliger.
Für viele Läuferinnen ist die Alpenüberquerung ein Traum – ihr seid erfahrene Läuferinnen, aber es gibt momentan auch viele Einsteigerinnen. Wie viele Jahre Lauferfahrung sollte man mitbringen, um die acht Tage ohne größere Blessuren und mit einem Lächeln im Gesicht zu überstehen?
Christina: Schwer zu sagen, denn es gibt viele Teilnehmerinnen, die aus anderen Sportarten kommen und die Strecke super schaffen. Andere plagen sich, weil sie mit unterschiedlichen kleineren Herausforderungen wie Blasen oder gar schlechter Stimmung im Team kämpfen.
Auf jeden Fall sollte man schon einige Bergmarathons oder längere anspruchsvolle Distanzen absolviert haben. Die mentale Fitness ist nicht zu unterschätzen! Man sollte auf jeden Fall mental fit sein und einen gewissen Kampfgeist besitzen und den starken Willen diese Tour zu meistern.
Wie lange lauft ihr schon?
Andrea: Ich habe 2012 mit dem Laufen begonnen, aber auch nur weil ich für den „Sensen-Mähwettbewerb“ der Landjugend mehr Kondition aufbauen wollte! Danach habe ich mir das Laufen behalten, vorher war ich der Meinung Laufen ist nicht mein Sport. Als ich mich 2015 entschlossen hatte bei einen Bergmarathon teilzunehmen, hat mir das überraschend viel Spaß bereitet und dann wurde das Ganze intensiver.
Christina: Ich habe 2017 zum ersten Mal beim Erzberg Berglauf teilgenommen, einfach so aus Spaß und von da an meine Leidenschaft für diesen Sport gefunden. Früher zählte ich zu den Joggern, die ein- bis zweimal die Woche auf der Straße liefen. Ab 2018 intensivierte ich mein Training und nahm an Wettkämpfen teil.
Ihr seid letztes Jahr in zwei Tagen von Obertauern nach Schladming als Trainingstour gelaufen. Das sind knapp 4.500 Höhenmeter und ca. 45 Kilometern – ein Bergwanderer würde das in vier bis fünf Tagen machen. Wie war das?
Christina: Es waren zwei unglaublich tolle Tage. Die Landschaft war ein Traum, wir waren zu dritt unterwegs. Unser Trailhero-Kollege Timo war mit dabei und machte Fotos von uns. Dabei entstanden beeindruckende Bilder und das Bergpanorama war ein Genuss. In der ersten Nacht als wir in Obertauern starteten regnete es wie aus Kübeln und wir konnten erst etwas später starten, wodurch wir gegen Abend hin etwas mit der Dunkelheit zu kämpfen hatten, aber der nächste Tag verwöhnte uns Sonnenschein und der Trail-Lauf war ein tolles Erlebnis. Der FKT ist jedem zu empfehlen der schwindelfrei ist.
Was war das Beste, das euch passiert ist während des Laufs?
Christina: Dass wir mit dem Wetter Glück hatten, denn am Morgen hatte es noch fürchterlich geregnet. Man ist am Zweifeln, ob es noch klappen kann, denn in den Bergen ist man einfach auf stabiles Wetter angewiesen.
Insgesamt stellen die acht Etappen mit bis zu 2.200 Höhenmetern und täglich zwischen 20 bis 41 Kilometern doch eine Herausforderung dar – worin liegt für dich persönlich die größte Herausforderung?
Andrea: Jeden Tag heil und sicher ans Ziel zu kommen.
Die Partnerschaft im Team sei wichtig, um bestehen zu können, sagen diejenigen, die den Lauf kennen. Wie habt ihr euch gefunden? Welchen Teamgedanken hegt ihr?
Christina: Wir haben uns durch das Dynafit Trailhero Programm 2019 kennen gelernt. Von Anfang an haben wir uns sehr gut verstanden und daraus ist auch gleich eine Freundschaft entstanden. Wir haben dann im Winter zusammen längere Skitouren und im Sommer einige schöne Trail- und Bergtouren gemeinsam gemacht. Unser Teamgedanke liegt darin, dass wir uns gegenseitig motivieren und pushen und uns am Tag auf den von uns Schwächeren konzentrieren werden.
Knapp 400 Teilnehmer sind zum ersten Mal dabei. Könnt ihr uns noch einen echten „Geheimtipp“ für diejenigen verraten, die den TAR zum ersten Mal laufen oder weniger Wettkampferfahrung mitbringen?
Andrea: Wenn man die acht Tage laufen oder gehen möchte, sollte man schon mit guter Trainingsvorbereitung starten. Dann ist es aber genauso wichtig, dass man locker, mit Spaß und Freude an der Landschaft startet und das ganze Drumherum, die Etappen mit den anderen Läufern und der „Gemeinschaft Transalpine Run“ genießt.
Christina: Aber auch mit einer realistischen Einschätzung über seine eigenen Fähigkeiten, um den Weg über die Alpen unbeschadet zu schaffen.
Warum würdet ihr einem ambitionierten Läufer diesen „Traum“ ans Herz legen und zu einer Teilnahme raten? Es ist ja doch eine ganz schöne Plagerei zu Fuß über die Alpen.
Christina: Es ist ein einzigartiges Erlebnis, verpackt in dieser einen Woche. Diese Gefühle sind fast nicht in Worte zu fassen, man muss es selbst erfahren. Für uns ist auch das Erlebnis im Team zu laufen einzigartig. Der Teamgedanke, den man zwangsläufig erfährt, ist sehr wichtig, da man gemeinsam mit seinem Partner alles schaffen kann, wenn man nur will.
Dieses Triumphgefühl ist unbeschreiblich und man wird sich ein Leben lang daran erinnern. Wir sind bereit für den Transalpine Run und können es kaum erwarten an der Startlinie zu stehen.
Ein weiteres Interview zum Transalpine Run 2021 mit Eileen: Das erste Mal.
Hier findest du Infos zum diesjährigen Dynafit Transalpine Run 2021 powered by Volkswagen R.