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„Manchmal braucht man so ein Rennen, um mental auf die Füße zu kommen!”
Das Interview mit der Salomon-Athletin Meg Lane vor dem Hochstaufenrun in Bad Reichenhall
Das Leben von Meg Lane klingt filmreif und voller Wendungen: Ihre Kindheit verbrachte die ambitionierte Trail-Läuferin weitgehend in China und der Schweiz, stammt aber eigentlich aus den USA und fühlt sich in der ganzen Welt da zuhause, wo es Berge gibt.
Wenn sie nicht gerade auf Ultra-Strecken die Welt erkundet, arbeitet sie an ihrem Doktortitel in Neurowissenschaften. Wir haben die kluge und herzliche Salomon-Athletin vor dem Salomon Alpenstadt City & Trail in Bad Reichenhall zum Interview getroffen und wollten mehr von ihrer spannenden Geschichte hören.
Für alle, die dich noch nicht kennen – wie würdest du dich in einem Satz beschreiben: Sportlich, charakterlich und wo liegt deine Heimat?
Meg Lane: „Ich bin Amerikanerin, aber meinen Heimatort zu nennen ist schwierig, weil ich in meiner Kindheit lange in China gelebt habe, dann in der Schweiz und später auch in den USA. Ich bin also eher international.
Was den Sport betrifft, bin ich Trailläuferin und liebe vor allem die längeren oder Ultra-Distanzen. Und zum Berglauf oder Trailrunning kam ich durch den Langlauf. Ich fühle mich einfach in den Bergen wohl. Man könnte auch sagen, dass die Berge meine Heimat sind.“
Bist du in China auch mal gelaufen?
Meg Lane: „Ja. 2016 war ich wieder dort für ein Praktikum und habe an einem Skyrace teilgenommen. Das war faszinierend, ganz in der Nähe von Tibet in einer Höhe von bis zu 4.800 Meter. Das war schon voll cool und echt etwas Besonderes für mich in einem Wettkampf, so etwas hatte ich vorher noch nie erlebt.“
Du kennst die Berge in China, der Schweiz und in Amerika, wo gibt es die schönsten Gipfel?
Meg Lane: „Gute Frage. Schöne Berge gibt es überall, jeder Ort hat sein ganz eigenes besonderes Gefühl.“
Foto: Meg Lane bei der Athleten-Präsentation | Jan Lenfert
Was hast du beim Alpenstadt Staufen Trail Run vor, wie wichtig ist dieses Rennen für dich?
Meg Lane: „Der HochstaufenRun ist für mich ein perfekter Vorbereitungslauf. Ich habe mich im Winter voll und ganz auf Langlaufen konzentriert und dann ab Ende März/April wieder Laufkilometer aufgebaut.
Dieser Lauf hier ist eine gute Chance, mich mal wieder ein bisschen härter zu pushen – das ist sehr gut zum Trainieren. Ich fühle mich nicht so super wettkampfbereit und habe nicht besonders getapert oder so, aber ich finde es ist auch gut und wichtig, etwas zu machen – für meinen Kopf als mentales Training ein solches Rennen zu machen, auch wenn ich mich noch nicht ganz bereit fühle. Ich konzentriere mich ja eher auf die längeren Distanzen, auf richtig lange Strecken im Laufe der Saison und da ist die mentale Stärke ganz wichtig – von daher wird mir das Rennen morgen helfen. Ein Vorbereitungsrennen.
Es ist wichtig am Anfang der Saison ein kurzes, aber knackiges Rennen zu machen, das muss auch gar nicht so spezifisch sein, aber einen wieder in den Modus zu bringen. Reinzukommen.“
Es ist für viele Hobbyläufer und auch für ambitionierte Sportler gar nicht so einfach, bei einem Rennen an den Start zu gehen – vor allem, wenn man noch nicht ganz bereit ist – weil man sich vergleicht und bewertet wird.
Meg Lane: „Absolut, das kann ich auch total nachvollziehen. Aber ich glaube, es kommt darauf an, wie die Einstellung ist. Es muss nicht frustrierend sein. Man kann lernen, es auch zu genießen, froh zu sein überhaupt hier und dabei zu sein. Die Atmosphäre zu genießen.
Mein letzter Laufwettkampf war im Herbst der UTMB, das größte Ziel im letzten Jahr – und ich hatte mich so darauf gefreut. Aber es war leider eine Katastrophe. Ich musste aufhören nach 80 Kilometern wegen Magenproblemen und habe mich so gequält dabei, danach habe ich eine echt lange Zeit zur Regeneration gebraucht, nicht nur vom Körper her, sondern auch vom Kopf – wieder motiviert zu sein und Bock auf Rennen zu kriegen. Dann kam auch noch eine kleine Verletzung dazu.
Jetzt bin ich einfach nur unendlich dankbar, dass ich gesund bin. Ich freu mich dabei zu sein, bin motiviert wieder an einer Startlinie zu stehen und glaube, das ist viel wichtiger als die Wertung. Und es ist wichtig auch zu akzeptieren – dass solche Erfahrungen eben auch dazu gehören.“
War das für dich die bisher schwierigste Erfahrung als Sportlerin?
Meg Lane: „Ja, total. Der UTMB war der schwierigste Wettkampf meines Lebens. Ich wollte bei diesem Rennen mehr erreichen. Ich habe alles versucht, um mich durch zu pushen, war fast 14 Stunden auf der Strecke, konnte fast nichts essen, musste mich mehrfach übergeben… Das war besonders hart, weil ich das ganze Jahr so fokussiert war auf dieses eine Rennen und das war am Ende so schlimm.
Aber auf der anderen Seite bin ich dankbar – ich weiß, es könnte viel schlimmer sein, ich hatte bisher keine richtig schlimme Verletzung, musste nie operiert werden. Ein bisschen Perspektive tut gut.“
Der Magen macht vielen Ultra-Läufern bei Rennen einen Strich durch die Rechnung. Hast du eine Idee, was du beim nächsten Mal anders machen könntest – oder einen Tipp für eine Art „Magen-Therapie“?
Meg Lane: „Ja, das ist echt ein bekanntes Problem bei vielen Ultraläufern. Ich bin auch noch nicht sicher, was da genau passiert ist. Aber in diesem Jahr werde ich jetzt viel mehr im Training das Essen trainieren, Dinge austesten, um diese Variable besser zu kontrollieren.
Lernen was geht und was nicht – mit etwas mehr Struktur. Ich glaube ich habe gelernt, wie wichtig die Tage vor einem Rennen sind. Das war für mich vielleicht etwas neu: Der Start war am Abend und ich war unsicher, wie, wann und was ich vorher essen sollte. Das habe ich echt als Lektion mitgenommen:
Man soll vor dem Rennen alles üben: Auch das spätere Essen am Nachmittag und den Lauf zur gleichen Uhrzeit wie am Wettkampftag. Das muss man mindestens ein oder zweimal machen.“
Du warst schon an so vielen Orten in dieser schönen Welt, was sind deine Lieblingsorte?
Meg Lane: „Oh, es gibt da zwei Lieblings-Berg-Orte: Der eine liegt in den USA, in Idaho, der heißt Sawtooth Mountains. Da ist es wahnsinnig faszinierend, es gibt sehr wenig Leute und es entsteht ein echtes Wildnis-Gefühl.
Dort befinden sich auch heiße Quellen mitten in der Wildnis, da finde ich es besonders schön. Und dann natürlich die Dolomiten, die verursachen immer ein ganz bezauberndes Gefühl.“
Was motiviert dich für dieses Jahr, was ist dein Ziel?
Meg Lane: „Ich werde in diesem Jahr wieder versuchen, mich für den UTMB zu qualifizieren. Und das heißt, ich muss einen Wettkampf aus der Serie machen und das ist mein Hauptziel – und dann werde ich hoffentlich auch ein erfolgreiches UTMB- Comeback schaffen.
Ich finde 100 Meilen ist schon ein cooles Ziel, das habe ich noch nie geschafft und ich habe echt nach meinem ersten UTMB-Erlebnis vollen Respekt für alle, die diese Distanz überhaupt versuchen.
Ich kann jetzt erst viel besser verstehen, wie hart und herausfordernd das ist. Ich war nach dem Abbruch im letzten Jahr einen Tag später auch noch an der Strecke und habe die Leute angefeuert, die noch dabei waren, die waren teilweise schon 40 Stunden auf der Strecke und haben gekämpft. Das zu sehen, wie hart es für alle ist – nicht nur für die ersten 10 – das war eine wichtige Erfahrung.“
Wir wünschen dir ganz viel Erfolg für deine Ziele und bedanken uns für das schöne Gespräch!
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