Frauen-Lauf-Special | Wie Frauen Laufsportprodukte kaufen

Wie Frauen Laufsportprodukte kaufen – was brauchen und wollen Läuferinnen wirklich?

Tipps von 3 Läuferinnen aus dem Sportfachhandel

Was unterscheidet Frauen von Männern beim Kauf von Laufprodukten? Dazu erzählt mir die laufbegeisterte Fachhändlerin Sabine Hill den folgenden „Running Gag“, der vor ein paar Wochen tatsächlich so passiert ist: Ein Ehepaar betritt an seinem Urlaubstag das Laufgeschäft. Die Frau kauft sich neue Laufschuhe, passende Strümpfe, dazu einen gutsitzenden Sport BH und ein Lauf Oberteil. Ihr Ehemann hat es sich auf der Couch bequem gemacht. Überglücklich sagt er zu seiner Frau: „Die Sonne scheint, wir haben nichts vor – da kannst du ja gleich eine Runde laufen gehen!“ Die Frau entgegnet: „Aber Schatz, ich habe doch heute Morgen geduscht, und mir die Haare gewaschen!“ Laufladen-Besitzerin Sabine muss lachen: „So würde ein Mann nie argumentieren!“

Die drei Sportfachhändlerinnen Melanie, Sabine und Petra leben ihre Lauf-Leidenschaft

Aber nun mal Scherz beiseite: Die Zahl der laufenden Frauen in Deutschland wächst enorm, in den meisten Laufläden sind aber immer noch mehr Herren als Berater aktiv. Wir haben mit 3 Läuferinnen und Fachhändlerinnen über das gesprochen, was Frauen wirklich wollen, über Entwicklungen und Trends im Jahr 2024: Wie haben sich die Marken in den letzten Jahren weiterentwickelt, wenn es um Laufsportartikel für Frauen geht? Was sind Produkte, die für Frauen interessant und wichtig sind? In unserem Interview erfährst du mehr.

Die drei Sportfachhändlerinnen und leidenschaftlichen Läuferinnen (v. links): Melanie Klose | bunert Düsseldorf, Sabine Hill | Nowalala Obertshausen und Petra Benecke | Absolute Run Minden

Inwieweit haben sich die Marken bei den spezifischen Laufsportprodukten für Frauen in den letzten Jahren weiterentwickelt – was hat sich am meisten verändert, was ist gut, was seht ihr eher kritisch?

Sabine: „Die Auswahl bei den Frauenlaufschuhen ist definitiv größer geworden. Führende Anbieter bieten inzwischen Weitensysteme und einen Größenverlauf bis 45 an. Herzfrequenz- bzw. Sportuhren sind femininer geworden. Weiterhin achten viele Hersteller vermehrt auf die Nachhaltigkeit ihrer Produkte.“

Melanie: „Hersteller wie zum Beispiel Asics haben einen Genderleisten entwickelt, diesem Weg sollten sich noch viel mehr Hersteller anschließen (Frauenfüße sind eben nicht nur kleinere Herrenfüße). Und teilweise bieten Hersteller Textilteile nur bis Größe L an, dass reicht ganz vielen Damen oft nicht.“

Petra: „Am meisten verändert haben sich die Designs, die deutlich modischer geworden sind. Viel wird mittlerweile mit dem Textil abgestimmt, so dass „Frau“ ein passendes komplettes Outfit zusammenstellen kann. Die Leisten haben sich vielleicht ein wenig verändert bzw. die Auswahl an schmalen Weiten hat zugenommen. Es gibt zumindest heute mehr Damenlaufschuhe, die auch in der schmalen Weite 2A zu bestellen sind. Bei Textilien ist ganz klar ebenfalls der modische Aspekt in den Vordergrund gerückt. Die Bekleidung ist nicht mehr „nur“ funktional, sondern auch modisch aktuell. Schöne weibliche Schnitte sind entstanden. UNISEX gibt es heute im Gegensatz zu früher beinahe gar nicht mehr.“

Welche Laufsport-Produkte speziell für Frauen sollte man mehr auf dem Schirm haben?

Sabine: „An erster Stelle natürlich Sport-BHs! Darüber hinaus Gürteltaschen für die verschiedenen Utensilien, welche man als Frau beim Laufen gerne bei sich hat. Interessante Produkte sind außerdem Stirnbänder und Mützen, welche speziell für lange Haare bzw. Zöpfe ausgelegt sind.“

Melanie: „Eine große Auswahl an Run Bras, gute Lauf-BH’s mit viel Support und weiter geschnittene Oberteile.“

Petra: „Generell sollte bei Frauen auf Farben geachtet werden. Sowohl im Schuh als auch im Textil-Bereich. Und das Thema Sport-BH wird oft völlig unterschätzt.“

Gibt es irgendwas noch nicht – gibt es Laufprodukte für Frauen, die dringend entwickelt werden müssten?

Sabine: „Schuhe, mit denen man doppelt so viel abnimmt…!“ 😉

Melanie: „Damenjacken können gerne länger geschnitten sein, das wird häufig gewünscht. Auch Long Tights könnten eine 2 in 1-Shorts haben, damit das Gesäß bedeckt ist, das ist bei unserer klassischen Kundin gerne gefragt. Und weiter geschnittenes Shorts und Tights als die klassische Lauftights.“

Wie hat sich die Lage in Fachgeschäften verändert, gibt es mittlerweile mehr Frauen auf der Fläche?

Sabine: „Der Frauenanteil hat sich, glaube ich nicht verändert. In meinem Geschäft waren wir über viele Jahre nur 3 Frauen, alle von unterschiedlichem Leistungsstand. Daher hatten wir hier bei uns im Rhein Main Gebiet wahrscheinlich schon immer einen höheren Zulauf an weiblicher Kundschaft.“

Melanie: „Der Damenanteil ist immer noch kleiner als der Anteil der Herren, 42% / 58%.“

Petra: Ich glaube der Frauenanteil ist zwar leicht nach oben gegangen, aber die meisten meiner Kollegen haben immer noch überwiegend Männer im Team. Bei mir ist das anders. Hier sind 80% Frauen. Grundsätzlich ist der Frauenanteil bei den Laufspezialisten in den letzten Jahren gewachsen, wir selbst sind etwa bei 49% (Frauen) und 51% (Männer).“

Was wünschen sich Frauen bei der Beratung im Laufladen, worauf achten sie?

Sabine: „Das man ihnen zuhört, dass man auf sie eingeht, auf eine persönliche Beratung. Einige Frauen achten mehr auf die Farbe und die Größe als es Männer in der Regel tun. Auf die Nachhaltigkeit von Laufprodukten achten sie nicht, die Optik ist wichtig.“

Melanie: „Der technische Hintergrund des Schuhs ist Frauen oftmals nicht so wichtig wie Männern, die Optik und die Farbe stehen im Vordergrund. Sie möchten mit dem Produkt einfach schöne Läufe haben. Das bezieht sich auch auf Textilien, hier ist Frauen die Technologie oder auch die Nachhaltigkeit nicht so wichtig.“

Petra: „Sie schätzen es, wenn nicht nur „Cracks“ im Laden stehen, sondern Läufer wie Du und Ich. Ich glaube, dass sich Frauen auch häufig gerne eine Beraterin wünschen, gerade wenn es um Probleme, Schmerzen etc. geht. Frauen lassen sich schon von der Technik des Schuhs über die Laufanalyse überzeugen, aber die Optik steht immer mehr im Fokus. Auf Nachhaltigkeit achten beide gleich, generell ist dieses Thema noch wenig vorhanden bei den Kunden von Laufschuhen.“

Wo unterscheiden sich Männer und Frauen beim Kauf von Laufprodukten – und fällt es vielen Frauen immer noch so schwer, sich beim Laufschuh von einer größeren Größe als beim Alltagsschuh überzeugen zu lassen?

Sabine: „Frauen benötigen manchmal für die Kaufentscheidung im Bereich Textilien und Schuhe etwas länger als Männer. Bei den Textilien sind die Männer etwas “fauler”, was das Anprobieren angeht. Diese Verhaltensmuster waren aber schon immer so. Auch der “Wunsch” der Frauen, lieber den kleineren Schuh zu wählen. Am Ende liegt es aber ausschließlich am Verkaufspersonal, wie taktvoll und glaubwürdig, die größere Größe im Laufschuh empfohlen wird.“

Melanie: „Das mit der Größe ist bis heute so geblieben, das ist wiederum den Männern überhaupt nicht wichtig.“

Petra: „Auch hier steht bei Frauen klar die Optik und der Komfort des Schuhs im Mittelpunkt. Männer sind eher von der Technik eines Schuhs begeistert. Die Schuhgröße ist kein Thema mehr. Ich höre von anderen Kollegen, dass Frauen Preissensibler sind, also nicht so hochpreisig kaufen, das kann ich aber nicht bestätigen.“

Was ist Frauen im Laufladen wichtig, was sind wichtige Tipps?

Sabine: „Heutzutage sind die meisten Frauen nicht mehr so ehrgeizig und wettkampforientiert. Sie laufen zum Spaß, um sich wohlzufühlen, zum mentalen Ausgleich und für ihre Gesundheit. Diese Frauen fühlen sich in einer „Männerdomäne“ unwohl, wenn die erste Frage des Verkäufers lautet: „Na, wie schnell läufst Du denn pro Kilometer?“ Das ist natürlich deplatziert. Daher ist es wichtig, sich sein Personal, nicht nur nach Geschlecht, sondern auch nach Alter und Einstellung zusammenzustellen, so dass es auf unterschiedliche Laufbedürfnisse eingehen kann.

Meine Tipps: Eine Lauftights sollte in jeder Damengröße gut sitzen und nicht durchsichtig werden. Ein Sport-BH sollte eine optimale Passform haben und natürlich guten Halt geben. Bei zu viel Schwingung und Rotation kann es zu LWS- oder Kniebeschwerden führen.

Zum Thema Laufstrumpf: Ist die Kundin eine ambitionierte Läuferin, fühlt sie sich vielleicht eher im Kompressionsstrumpf wohl. Hat sie eine Bindegewebsschwäche oder eine Lymphödem darf der Strumpf nicht einschnüren. Das sollte das erfahrene Verkaufspersonal wissen.“

Melanie: „Frauen stehen oft aufs farbliche Kombinieren einzelner Produkte. Und es ist wichtig, einfühlsam zu sein, nachzufragen, zuzuhören. Manche Frauen sind gehemmt, in ein Lauffachgeschäft zu kommen.“

Petra: „Eben mehr auf die Optik eingehen, auf Komfort und Wohlfühlfaktor. Natürlich vorausgesetzt, dass es erstmal der richtige Schuh ist…Lauftextilien in den Beratungsprozess mit zu integrieren, einfach ein schönes Outfit zu zeigen – viele Frauen finden das toll.“

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