„Der Zugspitz Ultratrail ist wie ein Klassentreffen für Trailrunner!“
Größtes deutsches Trailrunning-Event feiert seinen 10. Geburtstag
Der Salomon Zugspitz Ultratrail (ZUT) feierte letzte Woche am 16.07.2022 mit einer Rekordbeteiligung von rund 3.750 Teilnehmern aus 56 Nationen sein 10-jähriges Jubiläum auf fünf Wettbewerben. Wir haben das Trail-Spektakel miterlebt. Was dahinter steckt, wie Profis und Hobbyläufer das Rennen gemeistert haben, was die Highlights und Überraschungen waren und was man vor einer Teilnahme unbedingt über den Zugspitz Ultra wissen sollte, erfährst du hier.
Der Lauf um die Zugspitze
Nach zwei Jahren „Zwangspause“ gingen beim diesjährigen Zugspitz Ultratrail 3.750 Läuferinnen und Läufer aus 56 Nationen an den Start, besonders stark vertreten waren Teilnehmer aus Deutschland, Holland, Polen, Österreich, den USA und Dänemark. Der Frauenanteil lag bei knapp 30 Prozent. Es gab 5 Wettbewerbe zur Auswahl und neben 36 Ausstellern, Live-Übertragung von der Strecke und Partystimmung auch eine kleine Hitzeschlacht sowie manche Überraschungsmomente.
Was steckt hinter dem ZUT?
Beim Salomon Zugspitz Ultratrail (ZUT) handelt es sich um ein Trailrunning-Event über mehrere Tage, das auf Waldwegen, Trails und Straßenabschnitten von Garmisch-Partenkirchen aus rund um die Zugspitze führt. Die längste Strecke mit 108 Kilometern und knapp 5.400 zu überwindenden Höhenmetern und einem Zeitlimit von 28 Stunden bildet das Highlight der Veranstaltung und gehört mit zu den anspruchsvollsten Bergmarathons in Deutschland.
Doch wer es nicht ganz so extrem mag, kann sich auch für einen der vier anderen Strecken anmelden – jede mit eigenem Standort. Das Ziel für alle Distanzen befindet sich in Garmisch. Neben dem Zieleinlauf befindet sich hier auch die Messe mit 36 Ausstellern, es gibt eine Live-Übertragung aus einem Rennen auf einer großen Leinwand für die internationalen Zuschauer. Und am selben Ort findet auch die Pastaparty statt sowie die Ehrungen und alle Aktionen rund ums Rennen.
Der höchste Berg Deutschlands
Die Zugspitze ist mit 2.962 Metern der höchste Berg Deutschlands, den wir uns mit unserem Nachbarn Österreich teilen. Das Massiv liegt südwestlich von Garmisch-Partenkirchen in Bayern und im Norden Tirols.
Die Zugspitze liegt in der gemäßigten Klimazone und in der Westwindzone. Sie ist Wetterereignissen besonders stark ausgesetzt. Wer hier unterwegs ist, sollte immer auf verschiedenste und wechselnde Wetterlagen vorbereitet sein. Daher gehört zur Pflichtausrüstung beim ZUT auch eine wasserdichte Regenjacke, eine lange Hose und ein langes Oberteil, eine Kopfbedeckung sowie einige andere wichtige Utensilien.
Extrem schnelle Zeiten und viele Überraschungen
Wir treffen den beliebten Bergläufer und Fotografen Philipp Reiter am Abend vor dem Lauf und fragen ihn, was den ZUT so einzigartig macht: „Den ZUT gibt es seit 2011, er ist mit den Jahren gewachsen und einfach eine Klasse für sich. Es sind fast 4.000 Leute am Start. Wir feiern hier das größte Trailevent Deutschlands und es ist irgendwie wie ein Klassentreffen für alle, die Trailrunner sind oder werden möchte. Die Stimmung ist grandios und die Strecken sehr vielfältig. Und einmal rund um den größten Berg Deutschlands zu laufen – das ist einfach ein geniales Erlebnis. Da muss man einfach mal dabei sein.“
Beim Basetrail, der zugleich auch zur Golden Trail National Series vom Hauptsponsor Salomon gehört, gibt es eine große Überraschung: Auf der 24 Kilometer-Strecke ist der Sieger in diesem Jahr dermaßen schnell im Ziel, dass man noch gar nicht mit ihm gerechnet hat: Mit einer Zeit von 1:24 Stunden erreicht der Brite Thomas Roach die Ziellinie und gleichzeitig einen neuen Rekord beim ZUT.
Bei den Frauen ist auf dieser Strecke die Belgierin Charlotte Moermann vom Team Salomon am schnellsten, allerdings nur ganz knapp vor der Südafrikanerin Bianca Tarboton und Lena Lakner aus Deutschland. Wie international die Rennen beim ZUT sind, zeigen nicht nur die Ergebnislisten – bei den längeren Distanzen kommt man immer wieder mit Läufern aus den verschiedensten Ecken der Welt ins Gespräch. Es ist wirklich wie ein weltweites Klassentreffen von gleichgesinnten Abenteurern.
Philipp Reiter und Tabitha Bühne am Vortag des Zugspitz Ultratrails 2022
Beim legendären Ultratrail hätte sich Philipp Reiter natürlich gewünscht, dass sein Favorit – der Salomon-Athlet Matthias Baur – auf der langen Strecke gewinnt, zumal er lange in Führung lag. Doch Sieger ist überraschend ein anderer: der Vogtländer Thomas Ungethüm.
Sieger Ultratrail-Distanz: Thomas Ungethüm
Matthias kommt als Vierter ins Ziel. Bei der Hitze und solch krassen Distanzen haben auch die ganz Schnellen manchmal zu kämpfen – mit dem Magen, mit dem Kopf.
Matthias Baur, Platz 4 Ultratrail-Distanz
Aber es gibt auch Läufer, die rennen wie beflügelt durch die Berge und kommen aus dem Schwärmen nicht raus. Wie Trailrunning-Phänomen Anna Hahner…
„Ich habe jeden Meter genossen!“ – Profi gibt Tipp für Genuss beim Ultra
Kann man wirklich Spaß bei einem Rennen über 82 Kilometern mit so vielen Höhenmetern haben – ist das nicht nur eine Quälerei? Das fragt sich vielleicht mancher, dem diese Distanzen und Ultraläufer ein Rätsel sind.
Anna Hahner, die beim Supertrail XL allen Frauen (und vielen Männern) davon lief und als Erste ins Ziel kam, war absolut begeistert von dem Rennen und konnte nicht aufhören zu strahlen:
„Ich bin super happy und sehr dankbar für den Lauf. Vor zwei Wochen hatte ich bei den Trailrunning Europameisterschaften noch ein super hartes Rennen, bei dem Körper und Geist gar nicht im Einklang waren und beim ZUT waren Körper und Geist wieder eine Einheit. Mein längster Lauf bisher waren 47 km. Mit den 82 km habe ich noch einmal ein ganzes Stück draufgelegt. Ich habe in mir gespürt, dass ich Lust auf diese Herausforderung habe und dass ich vom Kopf und Körper bereit dafür bin.“
Anna Hahner auf der Strecke
Und obwohl Anna so schnell unterwegs war, war von Verbissenheit oder Quälerei keine Spur: „Ich kann tatsächlich sagen, dass ich jeden Meter der 82 km genießen konnte! Das ist aber auch eine Einstellung, mit der ich in das Rennen hineingehe. Genießen bedeutet nicht automatisch, dass es nicht anstrengend war. Das war es auf jeden Fall. Ich setze meinen Fokus aber bewusst auf positive Dinge und nicht auf den Schmerz oder das Leiden. Ich versuche in jedem Detail wie z.B. ein Schmetterling am Wegesrand etwas Schönes zu sehen und diese Stimmung auf mich zu übertragen.“ Ein guter Rat für alle, die glauben, Ultralaufen habe nichts mit Genuss zu tun… 😊
Hier eine kleine Übersicht der 5 Rennen
Es gibt beim ZUT ganz verschiedene Strecken zur Auswahl – so ist für alle Trail-Läufer etwas dabei:
Der Ultratrail – Urgestein und Königsdisziplin rund um Deutschlands höchsten Berg
Mit einer Strecke von 108 Kilometern, saftigen 5.400 Höhenmetern und 70 % Trailanteil eine absolute Herausforderung für alle Ultra-Liebhaber mit Bergfieber. Der höchste Punkt liegt auf 2.200 m. Es gibt 10 Verpflegungsstellen. Start und Ziel befinden sich in Garmisch.
Supertrail XL – ein harter Ultratrail für erfahrene Bergläufer
Der Supertrail XL ist mit 82 Kilometern, 60% Trailanteil und seinen vielen Höhenmetern (3.680 HM aufwärts und 3.730 HM abwärts) ein echtes Brett für erfahrene Trailrunner. Der höchste Punkt befindet sich wie beim Ultratrail auf 2.200 Metern. Es gibt 8 Verpflegungsstellen. Der Start ist in Grainau.
Florian Reichert 2. Platzierter bei der Supertrail-Distanz
Supertrail – abwechslungsreiche Ultradistanz für Kämpfertypen
Wir waren beim Suptertrail am Start – mit 68 Kilometern, einem Trailanteil von 50% und nicht zu unterschätzenden Höhenmetern (2.800 HM aufwärts und 3.110 HM abwärts) ist diese Strecke ideal für alle, die sich auf Ultra-Distanzen in den Bergen austoben wollen. Die Strecke ist wunderschön und sehr abwechslungsreich. Der höchste Punkt befindet sich wie bei den beiden noch längeren Strecken auf 2.200 Metern. Es gibt 6 Verpflegungsstellen. Der Start ist in Ehrwald.
Basetrail XL – 50 Kilometer für alle, die mehr wollen
Der Basetrail XL ist ideal für alle, die sich nach Marathonerfahrungen an die längeren Strecken in bergiger Region rantasten und wunderschöne Impressionen sammeln wollen. Die Höhenmeter sind nicht ganz so hoch, aber auch nicht zu unterschätzen: Es geht 1.660 HM rauf und 2.070 HM runter. Der höchste Punkt liegt bei 2.048 Metern. Der Trailanteil beträgt 50%. Start ist in Leutasch/Weidach.
Basetrail – technisch einfacher Trail mit Speed-Potential
Wer eher auf kürzeren Strecken zu Hause ist, mit dem Trailrunning angefangen hat und sich in herrlicher Kulisse mit anderen messen will, der ist bei dieser Strecke perfekt aufgehoben. Mit 24 Kilometern eignet sich der Basetrail für Traileinsteiger mit Halbmarathonerfahrung und schnelle Trailläufer, die ordentlich Gas in den Bergen geben wollen. Höhenmeter gibt es hier auch ein paar: 610 HM aufwärts und 820 HM abwärts. Der höchste Punkt liegt auf 1.300 Metern. Es gibt 3 Verpflegungsstellen. Der Start dieses Rennens befindet sich in Mittenwald.
Marc Dürr im Team Salomon, Platz 8 beim Basetrail
Teilnehmerinnen mit Ukraine Flagge im Zielbereich am Richard-Strauß-Platz
Das gesamte Event wird von Plan B organisiert. Hauptsponsor des Zugspitz Ultratrails ist Salomon. Präsentiert wird die Veranstaltung von Ledlenser.
Es folgt in Teil 2 ein ganz persönlicher Erlebnisbericht über die Supertrail-Distanz (coming soon).
Autorin: Tabitha Bühne
Weiter gehts im Zugspitz Ultratrail Special:
Zielverpflegung Kaiserschmarrn – ein einfaches Rezept für Zuhause
Diese zwei Videos solltest du nicht verpassen:
Das könnte dich auch interessieren
Schön angehört?
- Eigene Grenzen erweitern und Motivationsbremsen lösen. Dr. Michele Ufer
- Die Form seines Lebens finden – mit Deutschlands bestem Trailläufer. Hannes Namberger
- Der beste Sommer meines Lebens – wie komme ich in Top-Form in der warmen Jahreszeit? Teil 2. Dr. Georg Abel
- Laufen im Sommer – wie trainiere, esse und regeneriere ich am besten in der warmen Jahreszeit? Teil 1. Dr. Georg Abel
- Sport und Corona – was hilft langfristig, was schützt und wie geht man als Läufer mit Nachwirkungen um? Bernd Rosso
- Trailrunning mit den Besten der Welt – was hinter der Golden Trail National Series steckt und warum auch normale Läufer dabei sein sollten. Philipp Reiter
Events: