DAS ST. MORITZ RUNNING FESTIVAL
13.-15.08.2021
Das 1. St. Moritz Running Festival ist in vollem Gange. Tabitha ist vor Ort und genießt Land & Leute sowie die sportliche Herausforderung beim Engadiner Sommerlauf. Gleich zu Beginn trifft sie Anna Hahner, die am Samstag den 1. Platz bei den Damen für die 2. Etappe Crossing Engiadina belegt.
Es werden während des Festival-Wochenendes unterschiedliche Läufe angeboten: Am Freitag sind 60 Athleten und Athletinnen für die erste Etappe des «Crossing Engiadina» gelaufen. 41 Männer und 19 Frauen brachten erfolgreich 22.5km und über 1200 Höhenmeter hinter sich. Am Samstag starteten 91 Läuferinnen und Läufer für den Free Fall Vertical. 1069 Höhenmeter auf nur 6.6km. Zum guten Schluss ziehen sich 150 Meter bei 45-grad Steigung zum «Freien Fall» unter dem Piz Nair, wo im Winter die Ski Weltmeisterschaften starten. Die zweite Etappe des «Crossing Engiadina» stellten sich 56 Läuferinnen und Läufer. Von Samedan hoch zum Trais Fluors, rüber auf Corviglia und dann nur noch abwärts nach St. Moritz ins Festival Village. 21.3km und 1320Hm liegen hinter den Athleten und Athletinnen.
Der Engadiner Sommerlauf 2021
Laufen on „Top of the World“ – das St. Moritz Running Festival
Umgeben von den weltbesten Windsurfern, Radlern und fröhlichen Läufern lässt das St. Moritz Running Festival viele Sportlerherzen höherschlagen – es gibt verschiedene Streckenlängen zur Auswahl, abends Life-Musik und Party, tagsüber strahlt die Sonne. Unsere Chefredakteurin Tabitha hat den diesjährigen Engadiner Sommerlauf erlebt. Hier ihr ausführlicher Bericht.
Laufabenteuer – auf nach Silvaplana
Meine Lauffreundin Anna und ich kommen mit dem Auto aus Leipzig und freuen uns darauf, endlich wieder mal die Berge zu sehen und bei einem beliebten Landschaftslauf St. Moritz und das Umland kennenzulernen.
Das Highlight auf dem Weg ist der Julier-Pass, wir können den Blick kaum abwenden – von den Eindrücken, saftige Wiesen und schroffe Felswände wechseln sich ab, wilde Pferde und Kühe grasen ganz in der Nähe, ein paar Ziegen springen über die Wiese. Und wir folgen den Serpentinen hinauf und dann wieder hinunter ins Tal. Nach 9 Stunden Fahrt kommen wir in Silvaplana an. Der bekannte schnuckelige Urlaubsort liegt im Oberengadin auf einer Höhe von 1.815 m am Silvaplanersee, und dem Beginn des Inntals.
Laufen, wo andere Urlaub machen
Bei St. Moritz denkt man unweigerlich an glamouröse Skiurlaube, Olympische Winterspiele, Pferderennen und das Jetset-Leben einiger Superreichen. Doch das Oberengadin, das auch als „Dach Europas“ bezeichnet wird, ist ein vielseitiges Sportlerparadies, das Normalos und Profis Jahr für Jahr in den Bann zieht. Es ist ein ideales Höhentrainingslager inmitten einer traumhaften Landschaft und einem perfekten Klima. Hier kommen Naturliebhaber, Lifestyle-Liebhaber und Sportler auf ihre Kosten.
Schlösser, Seen und Gipfel – Silvaplana lockt mit vielen Reizen
Es ist eindeutig zu schön hier, um die Füße still zu halten, also machen wir uns am Abend der Anreise noch auf den Weg, erkunden die kleine Ortschaft und spazieren hinunter zum Silvaplaner See, wo das hübsche kleine Schloss „Crap da Sass“ am Ufer steht und die romantische Szenerie perfekt macht. Wir folgen einem Pfad, der am See entlang führt und genießen die gute Luft, den Blick auf die Berge, die duftenden Blumenwiesen und Silvaplana. Wie eine Filmkulisse spiegelt sich der Ort mit seinem Kirchturm im glasklaren Wasser. Wir sind umringt von Gipfeln und genießen die friedliche Atmosphäre.
Am nächsten Tag drehen wir eine kleine Runde und laufen (ohne es zu ahnen) schon einen Teil der Strecke ab, die auch um den Silvaplaner See führt.
Später nutzen wir die Gunst der Stunde und fahren mit der Bergbahn auf den naheliegenden Piz Corvatsch, um einen Überblick zu bekommen und anschließend eine schöne Wanderung ins Tal zu machen. Auf dem Berg mit Gletschern gibt es eine Aussichtsterrasse mit einem phänomenalen Ausblick – wir sehen von hier aus sowohl Silvaplana, als auch den Startort Sils und den Zielort St. Moritz, sowie die umliegenden Wälder und viele der Bergseen, an denen wir morgen entlang laufen werden – den Silvaplanasee, den St. Moritzer See und auch den kleineren Stazer See.
Ein buntes Sportparadies
Als wir am Nachmittag wieder in Silvaplana ankommen, staunen wir nicht schlecht: am Morgen war es noch ganz windstill und einige Frühaufsteher paddelten auf ihren SUPs auf dem Wasser herum. Jetzt weht der Wind und der ganze See hat sich in ein Meer von Farben verwandelt – Kitesurfer aus aller Welt liefern sich ein Wettrennen und genießen die perfekten Wetterbedingungen. Und wir machen uns auf den Weg zum Running Festival in den Nachbarort St. Moritz.
Das Lauffestival in St. Moritz
Den Engadiner Sommerlauf ist Teil des St. Moritz Running Festivals, bei welchem an drei Tagen fünf Läufe stattfinden. Zur Auswahl gibt es den Muragl-Lauf (12km), den Sommerlauf (25,5km), einen Kinderlauf, ein Vertikalrennen (6,6km und 1.069 Höhenmeter) und das neue Event namens „Crossing Engiadina“ – den dreitägigen Etappenlauf mit über 70 km und vielen Höhenmetern, wo man das Trail-Eldorado der Region so richtig erkunden kann.
Der Engadiner Sommerlauf zählt zu den ältesten Laufveranstaltungen der Schweiz, ist 25,5 Kilometer lang, startet im kleinen Örtchen Sils und führt an einigen idyllischen Bergseen vorbei, auf Wanderwegen über Wiesen und durch Wälder bis nach St. Moritz.
Partystimmung und Treffen mit Profis
Erst geht es für uns zum Corona-Testzelt, dann zur Startnummernausgabe in einer gemütlichen Scheune, wir nehmen einen schicken, prall gefüllten Sportbeutel entgegen – samt Funktionsshirt, Getränk und einigen Leckereien. Das Gelände am St. Moritzer See lädt zum Verweilen ein, Urlaubsstimmung macht sich breit. Starter der verschiedenen Laufevents des St. Moritz Running Festivals versammeln sich hier, holen sich ein Kaltgetränk, liegen im Sonnenstuhl im Festival Village oder auf der Wiese und genießen einfach den sommerlichen Tag, hören bei einer Podiumsdiskussion der Leichtathletin Anna Hahner und Ski-Alpinisten und Free Vertical Siegern zu, machen Yoga oder holen sich etwas zu Essen bei den regionalen Food-Ständen.
Hier treffe ich auch die Langstreckenläuferin und Deutsche Meisterin Anna Hahner, die auf dem besten Weg ist, die drei Läufe des Etappenrennens (Crossing Engiadina) zu gewinnen. „Ich dachte, ich nehme so am meisten Eindrücke von St. Moritz mit – es ist atemberaubend schön hier und ich genieße jede Sekunde!“ Anna liebt es, auf den Trails durch die Natur zu rennen, die herzliche und familiäre Stimmung in der Trailrunning-Community, das Miteinander statt Gegeneinander und die wunderschöne Natur: „In den Bergen bin ich ganz ich selbst. Und laufend einen Gipfel zu erreichen, das haut mich einfach jedes Mal wieder um, ist einfach unfassbar schön!“
Anna will morgen natürlich wieder gewinnen, aber vor allem das Lauferlebnis und St. Moritz genießen. Am Abend tanzt sie noch mit vielen Läufern zur Life-Musik – am nächsten Morgen wartet für die ehemalige Straßenläuferin dann der letzte Lauf.
Anna läuft den Männern weg
„Anna läuft uns Männern davon – ich bin heute noch knapp vor ihr ins Ziel gekommen, aber da hat nicht viel gefehlt und sie hätte mich auch noch eingeholt!“, sagt mir Eric Vliegen, der zweitschnellste Mann beim „Crossing Engadiner“. Der schnelle Belgier ist mit seiner Frau Tina, einer begeisterten Läuferin, die heute als Helferin aktiv ist, hierher ausgewandert und hat diese Entscheidung nie bereut: „Die Weite, die vielen Sonnentage, es ist immer hell hier und trotz all der Berge gibt es eine Weite. Für Läufer gibt es keinen besseren Ort, denn hier kann jeder laufen – es gibt flache Strecken und jede Menge Höhenmeter. Ob Sommer, Herbst, Winter oder Frühjahr, es ist immer ein kleines Paradies!“
Der Wettkampf
Die Distanzen hier sind nicht weit und sehr gut mit den Bussen machbar. Dank der Bergbahnkarte ist es uns erlaubt, kostenlose Busfahrten zu machen und so steigen wir nach einem gemütlichen Frühstück im Hotel Albana um kurz nach 9 Uhr in den Bus, der uns in den Nachbarort Sils bringt.
Hier sammeln sich die Teilnehmer. Laut Rennleitung sollen 1.500 Läufer trotz der Corona-Umstände an den Start gekommen sein, 90% davon aus der Schweiz. Es gibt Musik und ein Aufwärmprogramm, von dem sich ein Großteil der Läufer tatsächlich anstecken lässt. Die Sonne scheint schon jetzt sehr stark und wir trinken nochmal einen letzten Schluck Wasser, bevor es los geht.
Meine Lauffreundin Anna und ich sind als „Flachland-Gazellen“ aus Leipzig am Start und zählen zusammen mit Christian wahrscheinlich zu den weitgereisten Teilnehmern. Christian hat sich spontan noch angemeldet und ist um 5 Uhr in der Früh mit dem Zug aus Hannover angereist. In einer Woche will er bei einem Halbmarathon und einer Mitteldistanz im Triathlon antreten. Ein verrückter Typ.
Er trägt wasserdichte Trailschuhe, obwohl man den Engadiner Sommerlauf problemlos mit ganz normalen Straßenlaufschuhen rennen kann und freut sich nach einigen Kilometern ausgiebig über eine kleine Pfütze. „Ich wollte nur ein Paar Schuhe mitnehmen, da ich nach dem Lauf direkt noch für drei Stunden auf den Klettersteig gehe“, erklärt er lachend. Er hat ein straffes Programm. Am nächsten Morgen geht es wieder zurück nach Hannover.
Der erste Teil der Strecke ist sehr angenehm, es geht zunächst durch Sils, dann in Richtung See, durch ein schattiges Wäldchen nach Silvaplana. Überall begegnen uns sehr freundliche und motivierende Leute. Auf dem See spornen uns zwei Frauen auf einem Boot an. Überall und immer wieder erklingt ein freudiges „Hopp hopp!“ Das ist hier der angesagteste Motivationsspruch.
Es wird heißer. Die Sonne knallt auf unsere Häupter.
Wir laufen an einer Hochzeitsfeier vorbei. Und wundern uns, dass manche Zuschauer an verschiedenen Streckenpunkten stehen und jeden Läufer feiern – sie müssen einen Klon haben oder sich beamen können, so scheint es.
Die zweite Hälfte wartet mit einigen Herausforderungen, mancher kämpft mit der Hitze und den Anstiegen. Doch zum Schluss wartet ein grandioses Finale: die Ankunft in St. Moritz am See. Hier wartet die Ziellinie. Ein kaltes Alkoholfreies Bier, Obst, Riegel, Wasser und der See – mancher springt in das eiskalte Nass, andere erholen sich und sehen den Weltklasse-Surfern vom Ufer aus zu. Alle sind begeistert.
Wir treffen Carola, der wir während des Laufs immer wieder begegnet sind. Bergauf ist sie uns davongerannt, bergab haben wir sie dann wieder eingeholt. Sie ist zum zehnten Mal dabei. Sie kann einfach nicht genug kriegen von diesem Lauf. „Es ist immer sonnig und ich mag einfach die Atmosphäre und die Strecke so gern,“ sagt die Alpenzellerin. Als sie hört, dass wir aus Leipzig kommen, staunt sie nicht schlecht: „Das ist aber eine lange Strecke. Und ihr habt es doch so flach dort – wie kriegt ihr das dann mit dem Rauf und Runter hin?“ Wir schmunzeln. Gerade deshalb sind wir hierhergekommen – wir vermissen die Berge!
Als wir eine der Helferinnen fragen, wo wir unsere Startbeutel abholen, ist sie kurz irritiert, begreift aber dann sofort, was wir meinen. „Beutel? Ach so, das Gepäck – ja, das bekommt ihr dort hinten!“
Anna Hahner ist Gesamtsiegerin des Etappenlaufs. Eric ist bei den Herren auch auf dem Treppchen gelandet und freut sich über den zweiten Platz.
Strecken-Informationen
- Startpunkt: Sils
- Ziel: St. Moritz
- Startzeit: 10.15 Uhr
- Streckenlänge: 25,5km
- Höhenmeter laut Veranstalter: +365m/ -401m
- Verpflegungsstellen: 4
- Startgebühr: ab 55 Euro
Schuh-Empfehlung
Die Strecke führt über Teer, Wander- und Waldwege. Trailschuhe sind nicht unbedingt notwendig. Ich empfehle, Straßenlaufschuhe zu tragen, da der Untergrund eher hart und eben ist.
Fazit des St. Moritz Running Festivals
Wer viel Sonne und einen schönen Landschaftslauf sucht, wird beides beim Engadiner Sommerlauf finden.
Da er einige Kilometer länger ist als die typische Halbmarathonstrecke, eignet sich das Rennen sehr für alle, die mit längeren Strecken vertraut werden möchten, sich auf Trailrunning vorbereiten wollen oder einfach nur eine wirklich schöne Landschaft erlaufen und genießen möchten.
In den klaren Bergseen spiegeln sich die Berge, die Menschen vor Ort sind sportbegeistert und feuern die Teilnehmer gerne an.
Es ist kein anspruchsvoller Lauf im technischen Sinne. Man sollte den Engadiner Sommerlauf trotzdem nicht unterschätzen, die zweite Hälfte mit vielen kleinen Anstiegen und ständigem Auf und Ab zwingt viele Läufer immer wieder zum Gehen und die Sonne knallt ganz schön – Lippenschutz und Kopfbedeckung nicht vergessen.
Und vor der Heimfahrt unbedingt Schweizer Bergkäse und eine Engadiner Nusstorte kaufen. Laut Läufer Eric das ideale Mitbringsel: „Die schmeckt sehr lecker und hält länger als Dosenfutter!“
Hauptmerkmale
- Schöne Landschaft
- Klare Bergluft
- Surfer-Events
- Life Musik …
Das Interview mit Siegerin Anna Hahner gibt es hier zu sehen.
Infos zum 1. St. Moritz Running Festival mit dem beliebten Engadiner Sommerlauf