Mit 69 Jahren fängt das Laufen an!

Wie Bodo Heil als Rentner zu Rennen begann und seitdem nicht mehr aufhören kann

Rentner beginnt Rennen

Eine Erfolgsgeschichte von Rentner Bodo Heil

Bodo Heil ist ein Phänomen. Er fängt in einem Alter an zu laufen, in dem manch andere schon am Stock gehen. Warum ausgerechnet ein Herzinfarkt ihn zum Umdenken brachte, wie ihm der Laufsport half, wieder gesund zu werden und warum es wichtig ist, in jedem Alter noch Ziele zu haben, erzählt der muntere Rentner hier in Interview.

Tabitha: Wann hast du das Laufen für dich entdeckt?

Bodo: Mit genau 69 Jahren und 4 Monaten habe ich mich im Frühjahr 2006 für den „Einsteigerkurs“ beim Lauftreff Butzbach e.V. angemeldet und wurde dort nach einiger Zeit in die mittlere Gruppe befördert. Meinen ersten Wettkampf habe ich dann schon im Herbst beim „Friedberger 5 Km-Altstadtlauf“ am 16.09.2006 erlebt und bin in der „M70“ nach 34:16,8 Minuten ins Ziel gekommen.

Tabitha: Mit 69 Jahren einen neuen Sport anzufangen ist ja eher ungewöhnlich. Was hat den Ausschlag gegeben?

Bodo: Ich habe ca. 30 Jahre lang in einem Großraumbüro einer bekannten Gießener Werkzeugmaschinenfabrik gearbeitet. Dort wurde sehr stark geraucht, so dass ich mit 60 Jahren als „Mitraucher“ einen leichten Herzinfarkt erlitt und in der Intensivstation im Krankenhaus landete. Zeitgleich führte meine Firma auch eine großzügige „Vorruhestandsregelung“ ein. Als Rentner reduzierte ich dann mein Gewicht und wurde von meiner Krankenkasse der Butzbacher TSV- „Coronar-Sportgruppe“ zugeteilt. Nachdem ich dort sechs Jahre lang unter ärztlicher Aufsicht gedrillt wurde, fühlte ich mich im Frühjahr 2006 sportlich stark unterfordert und wechselte zum Lauftreff Butzbach e.V..

Tabitha: Wie hat dein Umfeld darauf reagiert?

Bodo: Meine liebe Frau hatte zunächst Angst, dass ich mich wegen meiner Vorerkrankung überanstrenge. Jetzt fungiert sie aber für mich als Managerin und begleitete mich bisher nach Hannover, München, Freiburg, in den Schwarzwald, zum Wörther See und genießt die angehängten verlängerten Wochenend-Tripps. Mein Hausarzt konstatierte, dass sich mein einst hoher Blutdruck jetzt im Normalbereich bewegt. Meine Lauffreunde beim Lauftreff beneiden mich wohl für meine diversen Hessen-Meistertitel, betrachten mich aber mittlerweile wohl als eine Art Vereinsvorbild und Vereinsmaskottchen.

Tabitha: Was hat sich durch das Laufen in deinem Leben sonst noch verändert, was waren deine bisherigen Highlights?

Bodo: Im Herbst 2009 überredeten mich die Vereinsfreunde vom Lauftreff Butzbach mit ihnen den Frankfurt-Marathon zu wagen, den ich am 25. Oktober 2009 mit 5:19:33 Stunden gerade so mit letzter Kraft finishte. Von da ab wurde ich richtig laufsüchtig und trainierte im Sommer bis zu 40 Kilometer pro Woche.

Das Resultat war, dass ich mich für die Deutschen Marathon-Meisterschaften (im Rahmen des München-Marathons) am 14.Oktober 2012 anmeldete und die für mich sagenhafte Zeit von 04:57:52 Stunden lief. Damit wurde ich Dritter „M75“ bei den Deutschen Marathon-Meisterschaften, zumal ich die Qualifikationszeit für meine Altersklasse von 05:15 Stunden weit unterboten hatte.

Die „Bayern-Atmosphäre“ beim Start in München hatte mich damals wohl geistig gedopt, denn seitdem habe ich die Fünfstundenzeit leider nie wieder unterboten. Dieses Erfolgserlebnis hat meiner Lebensfreude als Rentner erheblichen Schub verliehen. Da zählt die Silbermedaille vom 23.04.2016 kaum noch, die ich bei den Deutschen Halbmarathon-Meisterschaften „M80“ in Bad Liebenzell im Schwarzwald erringen konnte.

Tabitha: Fehlt denn jetzt noch irgendwas in deiner Erfolgssammlung?

Bodo: Jetzt fehlt mir noch die Halbmarathon-Goldmedaille „M85“ die ich im Herbst in Hamburg anstreben werde. Schließlich muss ich auch als alter Rentner noch ein Ziel haben und besonders dankbar sein, dass sich meine Gesundheit so positiv verändert hat.

Tabitha: Wie oft in der Woche machst du Sport und wie sieht deine Lieblingsstrecke aus?

Bodo: Zurzeit laufe ich im Winter zweimal die Woche abends je 12 Kilometer mit Stirnlampe mit drei Freundinnen und Freunden im Butzbacher Feld. Natürlich mit sehr großem Abstand. Ab Mitte April renne ich dann dreimal die Woche ca. insgesamt 30 Kilometer im Stadtwald.

Meine Frau ist geborene Kärntnerin und so machen wir immer in Kärnten Urlaub. Schon zweimal konnte ich daher am Wörthersee-Marathon von Velden nach Klagenfurt teilnehmen, wo die „Reichen und Schönen“ wohnen. Dieser Süduferweg ist bisher meine „Lieblingsstrecke“.

Tabitha: Wie ernährst du dich und was würdest du empfehlen?

Bodo: Am Morgen gibt es immer frisch geschrotetes Hafermüsli mit Magerjoghurt und Magerquark. Meine Frau kocht täglich mittags frische Hausmannskost. Am Abend gibt es Brot mit verschiedenen Käsesorten und einen Apfel. Sonntags gibt es den traditionellen Sonntagsbraten. Wenn mein lieber Schwiegersohn Horst zu besonderen Anlässen grillt, sage ich natürlich nie ab.

Bodos vier Tipps für alle, die bisher nicht die Kraft finden, regelmäßig Sport zu machen:

  1. erst mit dem Laufen anfangen, wenn man nicht mehr zu viel Übergewicht hat
  2. sich mit Gleichgesinnten zu immer verbindlichen Terminen verabreden, das ist ganz wichtig
  3. sich die zu seinem Körper passende Sportart aussuchen
  4. am Anfang nicht zu ehrgeizig sein

Bodo zeigt, dass es nie zu spät ist, mit dem Laufen anzufangen. Hoffentlich kann er viele junge und ältere Menschen mit seiner Lauffreude anstecken. Wir sind auf jeden Fall gespannt, was er noch alles erreichen wird.

Vielen Dank für das Gespräch, Bodo!

Mehr zu Bodo Heil

Alter: 84 Jahre (geboren am 26.12.1936, für den Laufsport in Deutschland schon „M85“. Für Europa aber noch „M84“)

Geboren in: Nieder-Weisel, wo (fast) alle Butzbacher geboren wurden

Was war oder ist dein Beruf: Rentner, früher Ingenieur (FH)

Lieblings-Sportarten: Laufen, Wandern, Schwimmen im See

Lieblingsgericht: Morgens Hafermüsli, Mittags Pellkartoffeln, Abends Handkäse

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